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EU verbietet Apotheken-Discounter

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Der EuGH sieht das Fremdbesitzverbot bei deutschen Apotheken als gerechtfertigt. Der Arzneiversender DocMorris will trotz der Schlappe sein Geschäft ausbauen.

Besitz und Betrieb einer Apotheke dürfen in Deutschland nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) Apothekern vorbehalten bleiben. Danach dürfen weiterhin nur approbierte Pharmazeuten Apotheken besitzen, Ketten bleiben unzulässig.

Begründung
"Die italienischen und die deutschen Rechtsvorschriften, die eine solche Regel vorsehen, finden ihre Rechtfertigung im Ziel der Gewährleistung einer sicheren und qualitativ hochwertigen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung", urteilte das Gericht am Dienstag in Luxemburg und folgte damit der Empfehlung von EuGH-Generalanwalt Yves Bot.

Vorgeschichte
Für Europas größten Pharmahändler Celesio ist das Urteil entscheidend für seine Pläne, mit der Versandapotheke DocMorris in Deutschland eine eigene Apothekenkette aufzubauen. Die Stuttgarter hatten die niederländische DocMorris 2007 in der Hoffnung auf eine Marktliberalisierung für rund 200 Mio. Euro gekauft. Das Saarland erlaubte DocMorris 2006 unter Verweis auf europarechtliche Vorschriften den Betrieb einer Filialapotheke in Saarbrücken. Die Apothekerkammer des Bundeslandes und der Deutsche Apothekerverband klagten gegen die Zulassung beim Verwaltungsgericht des Saarlandes. Nach deutschem Recht darf nur ein zugelassener Pharmazeut eine Apotheke führen und maximal drei Filialen besitzen.

Österreichs Apotheker
Erleichterung herrscht am Dienstag auch bei den österreichischen Apothekern nach dem Urteil zu DocMorris. Der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Friedemann Bachleitner-Hofmann: "Das Urteil des EuGH ist richtig und richtungsweisend. Es spricht sich für die inhabergeführte öffentliche Apotheke und gegen die konzernbestimmten Ketten aus. Damit stärkt der EuGH die Arzneimittel-Kompetenz des Apothekers und wendet sich klar gegen rein gewinnorientierte Monopole. Mit diesem Urteil des EuGH sind auch Liberalisierungsbestrebungen in Österreich endgültig vom Tisch."

Doc-Morris gibt nicht auf
Trotz der Schlappe vor dem EuGH will der Arzneiversender DocMorris sein Geschäft weiter ausbauen. "Doc-Morris-Apotheken wird es in allen Städten, an allen signifikanten Straßenecken und in vielen Supermärkten geben. Wir werden uns aus dem Apothekengeschäft nicht zurückdrängen lassen", erklärte Firmenchef Ralf Däinghaus am Dienstag nach der Urteilsverkündung in Luxemburg. "Wir halten an unseren Zielen fest, bis zum Jahr 2011 wollen wir 500 Markenpartner-Apotheken haben."

Franchisebetriebe
Die Markenpartner-Apotheken sind Franchisebetriebe mit Doc-Morris-Logo, deren Eigentümer aber deutsche Apotheker sind. In Deutschland gibt es nach Angaben von Däinghaus schon fast 150 solcher Doc-Morris-Apotheken. Vor dem EuGH scheiterte das niederländische Unternehmen aber mit dem Versuch, künftig selbst als Eigentümer Apotheken in Deutschland zu gründen.

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