Umfrage

Apotheken entscheiden schon jetzt über Medikamente

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Bereits jetzt verlassen sich 57 Prozent der Patienten auf ein von der Apotheke empfohlenes, nicht vom Arzt verschriebenes, Medikament.

Die Ärztekammer zeigt sich "alarmiert" über die Umfrage, die besagt, dass sich bereits jetzt 57 Prozent der Patienten auf ein "Aut-idem"-Produkt verlassen. Der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart, bezeichnete es als problematisch, wenn mehr als die Hälfte der Patienten mit Privatrezept ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ein anderes als vom Arzt verordnetes Medikament bekämen.

Gegen eigenmächtige Apotheken-Entscheidungen
Es dürfe "keine eigenmächtigen Entscheidungen in den Apotheken" geben. Die Ergebnisse von "Schuetz Marketing Services" unter 99 Apotheken zeige, wie heikel eine allfällige Aut-idem-Regelung sei, wenn schon jetzt ohne gesetzliche Grundlage die Verschreibung des Arztes in den Apotheken konterkariert werde. Steinhart: "Unsere Patienten verlassen sich darauf, dass die Therapiehoheit beim Arzt liegt. Eigenmächtige Entscheidungen seitens des Apothekers gefährden nur das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient und damit auch den Therapieerfolg."

Anderes Medikament als vom Arzt verordnet
Bei der Umfrage ist zu berücksichtigen, dass die von einem Arzt auf einem "ordentlich ausgefüllten Privatrezept" angeführten Medikamente in der Apotheke nicht vorrätig waren. Hier erhielten die Testkäufer in 35 Apotheken ein anderes Medikament aus der selben Wirkstoffgruppe ausgehändigt. Nachdem die Testkäufer in den restlichen 64 Apotheken die Nachbestellung des am Rezept verordneten Medikamentes aus Zeitgründen abgelehnt hatten, erhielten weitere 22 Testkäufer ein anderes Medikament aus der gleichen Wirkstoffgruppe. In Summe erhielten damit von den 99 besuchten Apotheken 57 Testkäufer ein anderes als vom Arzt verordnetes Medikament.

Geht Streik deswegen nächste Woche weiter?
Die Ärzte haben ja aus Protest gegen die geplante Gesundheitsreform, in der die umstrittene Aut-idem-Regelung enthalten ist, bereits zwei Mal gestreikt. Sollte es zu keiner Einigung mit der Koalition kommen, haben die Mediziner drei weitere Ordinationsschließungs-Tage von Montag bis Mittwoch nächster Woche samt einer Großdemonstration in Wien am Montag angedroht. Hauptkritikpunkt der Ärztekammer ist die Möglichkeit, Kassenverträge nach fünf Jahren zu kündigen, wenn bestimmte (Qualitäts-)Kriterien nicht erfüllt werden. Auch die Möglichkeit zu Einzelverträgen, wenn kein Gesamtvertrag besteht, regt die Standesvertreter auf. Die Aut-idem-Regelung (Arzt verschreibt Wirkstoff, Apotheke sucht Medikament aus) wird ebenfalls abgelehnt.

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