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Ex-Refco-Chef bekennt sich des Betrugs schuldig

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Dem Ex-Refco-Chef drohen 315 Jahre Haft und die Ausweisung aus den USA. Philipp Bennett bekannte sich schuldig.

Während in Wien mit dem BAWAG-Prozess der größte Wirtschaftsprozess Österreichs läuft, gab es vor dem Wochenende in New York ebenfalls vor Gericht ein erstes spektakuläres Bekenntnis eines der "Sargnägel" der BAWAG: Der ehemalige Vorstandschef des zusammengebrochenen US-Brokers und BAWAG-Partners Refco, Phillip Bennett, hat sich des Betrugs für schuldig bekannt. Ein nur Stunden nach der Überweisung "verlorener" Blitzkredit der BAWAG an Refco und Bennett im Herbst 2005, unmittelbar vor der Pleite des Refco-Konzerns, hatte auch das gesamte verlustreiche Gebilde an Spekulationsgeschäften der früheren BAWAG-Führung ans Licht der Öffentlichkeit gespült.

"Volle Verantwortung"
Bennett, der sich diverser Betrugsvorwürfe und weiterer Vergehen für schuldig bekannte, sagte bei einer Anhörung vor Gericht in New York, er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln. Sein Prozess sollte im Mai starten. Ihm drohen laut Reuters-Bericht vom Samstag wegen einer Vielzahl von Vorwürfen bis zu 315 Jahre Gefängnis und die Ausweisung aus den USA.

Zusammenbruch erfolgte 2005
Refco war im Oktober 2005 zusammengebrochen, zwei Monate nach seinem Börsengang und eine Woche nachdem das Unternehmen eingeräumt hatte, dass Konzernchef Bennett 430 Millionen Dollar (293 Mio. Euro) an Schulden aus den Büchern zurückgehalten habe. Banken, Anleihebesitzer und Aktionäre verloren zusammen mehr als eine Milliarde Dollar. Durch die Refco-Pleite flog auch die Affäre um spekulative Geschäfte der BAWAG in der Karibik Ende der 90er Jahre auf. Sie führte zum Fast-Zusammenbruch und letztlich zum Verkauf der traditionellen Gewerkschaftsbank an ein Konsortium um den US-Investor Cerberus.

Ein kurzer Rückblick auf die Chronologie zum Refco-Krisen-Ausbruch allein im Skandal-Jahr 2005: Im Mai 2005 wurde bekannt, dass die US-Börsen-Aufsicht SEC gegen Refco wegen Spekulationsvorwürfen ermittelt. Im August ging Refco in New York an die Börse. Am 10. Oktober überwies die BAWAG einen Blitz-Kredit an Refco und dessen Chef Phillip Bennett. Bennett wurde zwischenzeitig sogar vorübergehend verhaftet. Am 13. Oktober stoppte Refco seine Geschäfte wegen Liquiditätsmangels, der BAWAG-Kredit wurde sofort notleitend. Am 16. Oktober bekannte die BAWAG in einer dürren Presseaussendung, um 425 Mio. Euro Kredite an Refco/Bennett zu bangen. Am 18. Oktober wurde die Refco-Gruppe insolvent, Abzug von der US-Börse. Die Finanzaufsicht in Österreich schaltete sich ein, begann die BAWAG zu durchleuchten. Einen Monat später musste BAWAG-Chef Johann Zwettler seinen Hut nehmen - und steht seit Juli 2007 vor Gericht in Wien - gemeinsam mit seinem Vorgänger und Hauptangeklagten im BAWAG-Prozess, Helmut Elsner.

BAWAG und ÖGB waren an Refco beteiligt
Die Bank war seit vielen Jahren nicht nur eng mit dem früheren Refco-Boss Bennett verbandelt, der seine Firma in die Pleite führte und der jetzt in den USA unmittelbar vor seinem riesigen Betrugsprozess steht. BAWAG und ÖGB waren auch an Refco beteiligt. Eine Zeitlang waren die Österreicher, wie berichtet, mit zusammen bis zu 40 Prozent sogar bestimmende Aktionäre bei Refco. Die Bank hielt rund 10 Prozent, beim ÖGB waren es über Stiftungen knapp 30 Prozent.

Die BAWAG hatte sich mit einstigen Refco-Anlegern verglichen und immer wieder betont, dass im Zuge der noch laufenden US-Gerichtsverfahren gegen Refco-Verantwortliche nichts mehr auf die Bank selbst zukommt.

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