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Glanzvollen Ära steirischer Brautradition

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Die "Brüder Reininghaus", ein Kapitel österreichischer Industriegeschichte

Um 1851 kurbelt der Eisenbahnbau in der Steiermark sowohl die Kohle- als auch die Eisenindustrie an. Josef Körösi erwirbt die Trummermühle, die Keimzelle der Maschinenfabrik Andritz. Johann Weitzer gründet 1854 eine Huf- und Wagenschmiede, die er nach dem Ausbau der Eisenbahnlinien auf Waggon- und Maschinenbau umstellt, aus der die Simmering-Graz-Pauker AG hervorgeht.

Das Brüderpaar aus der „Hefe-Familie“
1853 taucht ein aus Deutschland stammendes Brüderpaar - Johann Peter und Julius Reininghaus - auf und erwirbt mit finanzieller Unterstützung ihres Schwiegervaters, Adolf Ignaz Mautner, das Mauthaus am Steinfeld bei Graz. Die beiden Brüder stammen aus einer Familie, die seit jeher mit der Erzeugung von Hefe und Spiritus beschäftigt war. Sehr bald erhalten die Brüder die Landesbefugnis zur Herstellung von Spiritus, Likör, Essig und Presshefe. 1855 werden die "Brüder Reininghaus" protokolliert, die erste Brauerei der Steiermark, die durch Dampf angetrieben wird. Das Unternehmen entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte unter der Leitung von Johann Peter Reininghaus zu einem mächtigen Industriebetrieb. Der Wohnsitz in Steinfeld, angeschlossen am Brauereigelände, wird zu einem Ort des regen Austausches von Kultur, Wirtschaft und Tradition für die Stadt Graz.

Nach 40 Jahren ist Steinfeld die fünftgrößte Brauerei Österreichs mit 47 Beamten und 650 Arbeitern.

Sohn Peter Reininghaus gelingt es, das Unternehmen zur zweitgrößten Brauerei des Landes, zur Gösser Brauerei AG in Göß bei Leoben zu bringen. Damit legte er den Grundstein für die "Steirische Brauindustrie", dessen Auswirkungen sich erst viele Jahre später zeigen sollten.

Als der zweite Weltkrieg hereinbricht, emigriert er mit seiner Frau und dem jüngsten Sohn Peter, und beginnt erst 1945 mit dem Wiederaufbau des Unternehmens, das nun den Namen "Grazer Brauerei Aktiengesellschaft Puntigam-Reininghaus" trägt (1944 durch eine zwangweise Fusion beider Grazer Brauereien).

Dessen Sohn widerum, Dkfm. Peter Reininghaus, wie sein Vater vielseitig begabt und mit multikultureller Bildung, fängt unter der Obhut des "Präsidenten" klein an, um bald nach seinem Ableben für über ein Jahrzehnt die verantwortungsvollste Position im Konzern zu übernehmen. Unter Dkfm. Reininghaus kommt es u.a. 1977 zur Gründung der Steirerbrau AG von den Muttergesellschaften Brüder Reininghaus Brauerei-AG und Gösser Brauerei-AG.

Jahre später schließlich wird die Steirerbrau 100 % Tochtergesellschaft der börsenotierten Brau Union AG, und 1997 mit der Österreichischen Brau AG zur Brau Union Österreich AG fusioniert.

Aus der Sicht der BBAG maßgeblich waren die 33 Prozent Anteil am Rivalen Steirerbrau, die von der Creditanstalt verkauft wurden. Damit hatte die Brau AG einen Fuß in der Tür des zweitgrößten Bierkonzerns in Österreich, zu dem eben auch die Brauereien Göss sowie Puntigam- Reininghaus gehörten. Trotz starker Proteste von Kleinaktionären wurde die Steirerbrau zur Gänze von der BBAG geschluckt. Die österreichischen Brauereien wurden schließlich in der "Brau Union Österreich AG" verschmolzen.

Ein "modernes Schicksal", wie es vielen familiär-aufgebauten Betrieben in den neunziger Jahren erging, das jedoch nicht von der Tatsache ablenkt, wie maßgeblich die Vergangenheit die Gegenwart prägt - und wie stark eine Marke wie "Reininghaus" von der Tradition lebt.

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