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Haselsteiner landet Millionen-Coup

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Der Österreicher Robert Haselsteiner ist Vorstand der Münchener Interhyp. Diese wird nun verkauft - an die holländische ING: Um 400 Mio Euro.

Der gebürtige Österreicher und Vorstand des Münchner Baufinanzierungs-Vermittlers Interhyp, Robert Haselsteiner, hat einen Millionen-Coup gelandet. Der niederländische Finanzriese ING will sein Unternehmen für mehr als 400 Mio. Euro übernehmen. 67 Mio. Euro davon sollen an den 46-jährigen Robert Haselsteiner gehen, der die Interhyp 1999 mitbegründet hat und übrigens nicht verwandt ist mit dem Bau-Tycoon Hans-Peter Haselsteiner.

64 Euro pro Interhyp-Aktie
ING biete je Interhyp-Aktie 64 Euro in bar, teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Das entspricht einem Aufschlag von 31 Prozent auf den Schlusskurs der im Kleinwerte-Index SDax notierten Interhyp-Aktie vom Freitag. Dementsprechend zogen die Papiere zu Wochenbeginn an: Im vorbörslichen Handel verteuerten sie sich um ein Drittel.

Das Übernahmeangebot bewertet Interhyp mit gut 416 Mio. Euro. ING will sich zumindest die Mehrheit sichern. Die Interhyp-Gründer Robert Haselsteiner und Marcus Wolsdorf haben bereits zugesagt, ihre Beteiligung von jeweils 16,13 Prozent zum angebotenen Preis an ING zu verkaufen. Zusammen erhalten die beiden somit 134 Mio. Euro.

Banken-Karriere
Robert Haselsteiner ist Absolvent der Wirtschaftsuniversität Wien und startete seine Karriere bei der Sparinvest. Nach einer zehnjährigen Investment-Banking-Karriere bei Salomon Brothers und Goldman Sachs, wo er zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung in Frankfurt für Zinsprodukte zuständig war, beriet er zusammen mit Marcus Wolsdorf große deutsche Retailbanken in strategischen Fragen.

Nach dem Eigentümerwechsel sollen beide Manager an Bord bleiben und Interhyp gemeinsam mit dem künftigen Finanzchef Jörg Utecht leiten. Die bisherigen Verträge laufen noch bis 2012. Interhyp vermittelt Baufinanzierungen anderer Anbieter und kassiert dafür Provisionen. Wegen der schwachen Nachfrage musste die Münchener Firma im ersten Quartal einen Gewinnrückgang hinnehmen. Interhyp kommt auf einen Marktanteil von etwa drei Prozent. Hauptrivalen sind, wie für ING auch, die im deutschen Privatkundengeschäft dominierenden Sparkassen. 2007 vermittelte Interhyp über das Internet, Call-Center und eigene Filialen ein Baufinanzierungsvolumen von 5,7 Mrd. Euro.

75 Millionen Kunden
ING will die Marke Interhyp und den Firmensitz erhalten. Der Chef der ING-Direktbanksparte ING Direct, Dick Harryvan, kündigte an, die Expansion von Interhyp ins Ausland zu forcieren. In Österreich sind die Niederländer vor allem für die Direktbank ING-DiBa bekannt, die lange Jahre auf hohe Wachstumsraten verweisen konnte. Die Niederländer sind weltweit mit 125.000 Mitarbeitern aktiv und haben über 75 Mio. Kunden.

Die Annahmefrist für die Interhyp-Aktionäre beginnt nach der Hauptversammlung am 4. Juni. Damit haben die jetzigen Eigentümer noch Anspruch auf die Dividende für 2007. Interhyp schüttet fast 27 Mio. Euro aus, deutlich mehr als der Jahresüberschuss von gut 18 Mio. Euro. Die normale Dividende beläuft sich auf 2,10 Euro je Aktie, hinzu kommt eine Sonderzahlung von zwei Euro je Aktie.

Seit dem Börsengang von Interhyp im September 2005 war das Unternehmen außerordentlich gut kapitalisiert. Deswegen hatten Branchenkenner lange Zeit eher Zukäufe für möglich gehalten.

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