19. Mai 2008 09:51
Der gebürtige Österreicher und Vorstand des Münchner
Baufinanzierungs-Vermittlers Interhyp, Robert Haselsteiner, hat einen
Millionen-Coup gelandet. Der niederländische Finanzriese ING will sein
Unternehmen für mehr als 400 Mio. Euro übernehmen. 67 Mio. Euro davon sollen
an den 46-jährigen Robert Haselsteiner gehen, der die Interhyp 1999
mitbegründet hat und übrigens nicht verwandt ist mit dem Bau-Tycoon
Hans-Peter Haselsteiner.
64 Euro pro Interhyp-Aktie
ING biete je Interhyp-Aktie 64 Euro
in bar, teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Das entspricht einem
Aufschlag von 31 Prozent auf den Schlusskurs der im Kleinwerte-Index SDax
notierten Interhyp-Aktie vom Freitag. Dementsprechend zogen die Papiere zu
Wochenbeginn an: Im vorbörslichen Handel verteuerten sie sich um ein Drittel.
Das Übernahmeangebot bewertet Interhyp mit gut 416 Mio. Euro. ING will sich
zumindest die Mehrheit sichern. Die Interhyp-Gründer Robert Haselsteiner und
Marcus Wolsdorf haben bereits zugesagt, ihre Beteiligung von jeweils 16,13
Prozent zum angebotenen Preis an ING zu verkaufen. Zusammen erhalten die
beiden somit 134 Mio. Euro.
Banken-Karriere
Robert Haselsteiner ist Absolvent der
Wirtschaftsuniversität Wien und startete seine Karriere bei der Sparinvest.
Nach einer zehnjährigen Investment-Banking-Karriere bei Salomon Brothers und
Goldman Sachs, wo er zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung in Frankfurt
für Zinsprodukte zuständig war, beriet er zusammen mit Marcus Wolsdorf große
deutsche Retailbanken in strategischen Fragen.
Nach dem Eigentümerwechsel sollen beide Manager an Bord bleiben und
Interhyp gemeinsam mit dem künftigen Finanzchef Jörg Utecht leiten. Die
bisherigen Verträge laufen noch bis 2012. Interhyp vermittelt
Baufinanzierungen anderer Anbieter und kassiert dafür Provisionen. Wegen der
schwachen Nachfrage musste die Münchener Firma im ersten Quartal einen
Gewinnrückgang hinnehmen. Interhyp kommt auf einen Marktanteil von etwa drei
Prozent. Hauptrivalen sind, wie für ING auch, die im deutschen
Privatkundengeschäft dominierenden Sparkassen. 2007 vermittelte Interhyp
über das Internet, Call-Center und eigene Filialen ein
Baufinanzierungsvolumen von 5,7 Mrd. Euro.
75 Millionen Kunden
ING will die Marke Interhyp und den
Firmensitz erhalten. Der Chef der ING-Direktbanksparte ING Direct, Dick
Harryvan, kündigte an, die Expansion von Interhyp ins Ausland zu forcieren.
In Österreich sind die Niederländer vor allem für die Direktbank ING-DiBa
bekannt, die lange Jahre auf hohe Wachstumsraten verweisen konnte. Die
Niederländer sind weltweit mit 125.000 Mitarbeitern aktiv und haben über 75
Mio. Kunden.
Die Annahmefrist für die Interhyp-Aktionäre beginnt nach der
Hauptversammlung am 4. Juni. Damit haben die jetzigen Eigentümer noch
Anspruch auf die Dividende für 2007. Interhyp schüttet fast 27 Mio. Euro
aus, deutlich mehr als der Jahresüberschuss von gut 18 Mio. Euro. Die
normale Dividende beläuft sich auf 2,10 Euro je Aktie, hinzu kommt eine
Sonderzahlung von zwei Euro je Aktie.
Seit dem Börsengang von Interhyp im September 2005 war das Unternehmen
außerordentlich gut kapitalisiert. Deswegen hatten Branchenkenner lange Zeit
eher Zukäufe für möglich gehalten.