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Heimische Industriekonjunktur im freien Fall

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Die Industrie wird von der globalen Rezession mit aller Härte getroffen, die IV fordert mehr Unterstützung für die Unternehmen.

Österreichs Industriekonjunktur befindet sich im "freien Fall" und ein unterer Wendepunkt ist noch nicht abzusehen. Die globale Wirtschaftskrise hat die heimischen Industrieunternehmen "in aller Härte getroffen", so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Markus Beyrer, am Freitag, bei der Präsentation der IV-Konjunkturerhebung für das 4. Quartal.

Lage nicht hoffnungslos
"Wir stehen am Anfang eines Krisenjahres mit real schrumpfender Wirtschaft und enormen stabilitätspolitischen Herausforderungen", so Beyrer weiter. Die Lage sei aber sicher nicht hoffnungslos, Österreichs Industrieunternehmen seien vergleichsweise gut aufgestellt. "Wenn wir die Krise gut überstehen, werden wir danach besser dastehen, als je", so Beyrer. Voraussetzung dafür sei aber, dass die richtigen Maßnahmen gesetzt werden.

Sowohl die Indikatoren für die gegenwärtige Geschäftslage als auch die erwartungsbezogenen Indikatoren befänden sich im freien Fall: Der IV-Konjunkturbarometer, der Mittelwert aus den Beurteilungen von 427 Unternehmen mit mehr als 250.000 Beschäftigten zur gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftslage, brach im vierten Quartal von +4 auf -22 Punkte ein. Allein die Komponente zur gegenwärtigen Geschäftslage brach um 40 Punkte von +34 auf -6 Punkte ein.

Unternehmen müssen unterstützt werden
Österreichs Industrieunternehmen müssen in der derzeitigen Krise unterstützt werden, das sei entscheidend für den Ausgang der Krise, so IV-Generalsekretär Markus Beyrer. Die rasche Reaktion zum Thema Kurzarbeit bringe zwar eine Verbesserung, große Diskrepanzen gebe es allerdings hinsichtlich der damit verbundenen Behaltefristen.

Überschießende Wünsche von Arbeitnehmervertretern von bis zu 18 Monaten seien nicht realistisch und gefährlich, die Alternative seien Kündigungen. Er könne sich Behaltefristen nach dem Auslaufen der Kurzarbeitsregelung von ein bis zwei Monaten vorstellen, dann würde ein Großteil der Betriebe darauf zurückgreifen.

Staatsgarantie für Unternehmensanleihen
Um den Finanzierungsengpass bei den Industrieunternehmen zu überbrücken, seien alternative Finanzierungsformen notwendig. Wie auch in anderen Ländern sollte es auch in Österreich eine Staatsgarantie für Unternehmensanleihen geben, die nicht zu Lasten des 75 Mrd. Euro schweren Bankenpaketes gehen sollte. Das würde die Finanzierung um 350 bis 400 Basispunkte verbessern, die sonst nicht verdienbar wären. Anleihen, die nicht zumindest mit "AA" geratete seien, seien derzeit am Markt nicht platzierbar.

Haftungsübernahmen bis zu 50 Mio. Euro sollten über das aws organisiert werden, für Beträge zwischen 50 bis 300 Mio. Euro schlägt Beyrer eine noch zu errichtende eigene Sammelstelle vor, und für Beträge von 300 Mio. bis 1 Mrd. Euro sollte es eine staatliche Garantie geben. Nur eine "handvoll" von Unternehmen kämen für große Anleihen in Frage, nur ein bis zwei würden in den Milliarden-Bereich kommen, in Summe wäre es ein kleiner einstelliger Milliarden-Betrag. Insgesamt müssten für die Haftungen 15 Mrd. Euro bereitgestellt werden.

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