Der ÖBB-Vorstand hat nach dem Sitzplatz-Skandal vom letzten Wochenende jetzt Fehler im früheren Management eingeräumt. Zu Weihnachten wird noch mehr aufgestockt als geplant: Es kommen 40.000 zusätzliche Sitzplätze.
Zwischen 1991 und 2002 sei wenig bis gar nichts in die Ausstattung investiert worden: "Im Moment sind wir in einer Phase, wo wir den hohen Ansprüchen des Marktes noch nicht entsprechen können", sagte Personenverkehrschef Stefan Wehinger. Die Flotte der der ÖBB sei "immobil" und zu alt. Durch rasante Zunahme an Fahrgästen fehle es an entsprechenden Vorgangsweisen.
Zunahme an Reservierungen
"Diverse Meldungen wegen übervoller
Züge" hätten die Menschen veranlasst, besonders für das bevorstehende
Wochenende bereits früh zu reservieren, sagte Wehinger. Zu Szenen wie am
Samstag beim Euro-City von Budapest nach Wien soll es rund um Weihnachten
nicht kommen. Ein Schaffner der ÖBB hatte alle stehenden Fahrgäste aus dem
überfüllten Zug der Ungarischen Staatsbahnen MAV am Grenzübergang
Hegyeshalom/Nickelsdorf aussteigen lassen.
"Keine Planungsmöglichkeit"
Durch die um 25
Prozent gestiegenen Reservierungen könnten die ÖBB jetzt gezielt reagieren.
Warum eine Planung zuvor nicht möglich war, begründete der
ÖBB-Personenverkehrschef mit der stark gestiegen Anzahl an Passagieren in
den vergangenen Jahren: "Die Erfahrungswerte der letzten Jahre gelten nicht
mehr, es gibt keine Möglichkeit, zu planen."
Weihnachten: "Alles was Räder hat, rollt"
"Alles
was Räder hat und ein Eisenbahnfahrzeug ist, rollt", heißt nun die Strategie
für den Weihnachtsverkehr. Von 21. bis 24. Dezember gibt es 69 zusätzliche
Züge, 75 werden verstärkt geführt. Am Dienstag berichtete Konzernsprecher
Alfred Ruhaltinger von 25.000 Sitzplätzen mehr im Fernverkehr bis zum 6.
Jänner, am Donnerstag sprach die ÖBB bereits von 40.000 zusätzlichen Plätzen.
Bahn am Limit
An einem Durchschnittstag gibt es im Fernverkehr
110.000 Plätze. Den größten Ansturm erwarten die Bundesbahnen am
Freitagnachmittag, an dem auch der Großteil der aufgestockten Sitzplätze
angeboten wird. Durch einen "besseren Instandhaltungs- und Reparaturplan"
werden nahezu alle Waggons für den Weihnachtsverkehr auf Schiene gebracht.
"Wir benutzen auch Material, das wir über das Jahr hinweg vielleicht nicht
genutzt hätten", räumte der ÖBB-Personenverkehrschef ein. Die Bundesbahn
fahre damit am "Dreh-Limit": "So einen Betrieb könnten wir das ganze Jahr
nicht aufrechterhalten", sagte er.
"Stewardessen" sollen Auskünfte geben
Für Freitag
seien nach letztem Stand noch Plätze frei, Wehinger rät aber, auf jeden Fall
zu reservieren. "Es kann sein, dass ein Zug sehr gut ausgelastet ist", sagte
der ÖBB-Manager. "Wenn alle Dämme brechen" sind Busse als Alternativen
bereitgestellt - eingesetzt werden sie aber nur in Wien am West- und
Südbahnhof. "Bahnsteig-Stewards und Stewardessen" weisen Fahrgäste am
Bahnsteig darauf hin, bei einem vollen Zug Alternativzüge zu nehmen oder
informieren bei einer Verspätung über den richtigen Anschluss. Auch direkt
im Zug seien Mitarbeiter zu Informationszwecken unterwegs, erklärte Wehinger.
Hauptverbindungen verstärkt
Die Hauptverbindungen von und
nach Wien-Westbahnhof über Linz, Salzburg, Innsbruck bzw. München werden am
Freitag, dem 21. Dezember, ab 12.00 Uhr, sowie Samstag und Sonntag mit
zusätzlichen Wagen verstärkt. Gleiches gilt für die Hauptverbindungen von
Wien-Südbahnhof in Richtung Graz und retour. Für die Verbindung Wien - St.
Pölten - Wien sowie Wien - Gloggnitz - Wien wird ein zusätzlicher Fahrplan
eingerichtet.