Geld

Köpferollen im Bahn-Vorstand

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Bei der ÖBB-Aufsichtsratssitzung geht es um fehlendes Geld und um Konsequenzen der Iran-Affäre rund um Manager Alexius Vogel.

Bei der ÖBB-Aufsichtsratssitzung am Donnerstag sollte es eigentlich um Mittelfristplanung gehen. Jetzt wird aber das brisante Thema Iran-Geschäfte dominieren. Aufsichtsratschef Wolfgang Reithofer ist stinksauer: "Der erste Eindruck der Causa ist absolut negativ. Die Bahn hat jede Menge Probleme in Österreich. Die sind zu lösen statt durch die Welt zu gondeln und Schnellbahnen zu bauen."

Der vorgestern suspendierte Alexius Vogel hatte als Geschäftsführer der ÖBB-Tochter ARCC mit iranischen Auftraggebern einen Vorvertrag unterschrieben, demzufolge die ÖBB als Generalunternehmer für eine 850 Millionen Euro teure Schnellbahn in Teheran hätte fungieren sollen.

ÖBB-Boss Martin Huber zog die Reißline. Die interne Revision liefert bis nächsten Dienstag einen Bericht zu diesem Fall ab. Danach soll Vogel entweder frühpensioniert oder entlassen werden.

FPÖler und Kabarettist
Dem Techniker wird auch vorgeworfen, in China eine 3,5 Millionen teure Röntgenanlage für Waggons bestellt zu haben, für die es offenbar keine Verwendung gibt. Der Waggon-Scanner wird bald in Österreich eintreffen, "aber wir kriegen nie eine Genehmigung", ätzt ÖBB-Betriebsratschef Wilhelm Haberzettl.

Alexius Vogel wehrt sich gegen den Vorwurf von Alleingängen. In " News" sagt er, dass "alles mit dem ÖBB-Management abgesprochen war. Alle haben gewusst, worum es geht." Ihm werde "großes Unrecht " zugefügt.

Vogel gilt bei den ÖBB seit jeher als Sonderling. Er war für die FPÖ aktiv, etwa im Vorstand der FPÖ Wien-Donaustadt. 1999 gründete er die Gewerkschaft freier Eisenbahner (GFE). Vor einigen Jahren ging Vogel drei Monate lang täglich in sein geräumtes ÖBB-Büro, um gegen eine Übersiedlung zu protestieren.

Neben seinem Bahn-Job werkt Vogel als Kabarettist. Er trat bereits mit 13 Programmen öffentlich auf: unter anderem mit „Gedanken eines Querulanten“, "Idioten unter sich" oder "Land über Bord". Haberzettl erzählt: "Alle haben gelacht, dass dieses Problemkind zum Chef der ARCC gemacht wurde."

Ex-Vorstand unter Beschuss
Verantwortlich dafür ist Alfred Zimmermann, damals Vorstand der Infrastruktur Betrieb AG (heute: Bau AG). Beim heutigen Aufsichtsrat ist seine Person ein Thema. Reithofer: "Hat ein Vorstand seine Verantwortung nicht wahrgenommen, wird es Konsequenzen geben." Ähnlich äußert sich Bahn-Boss Huber. Und Haberzettl sagt dezidiert: "Die Sache muss Folgen für Zimmermann haben."

Konsequenzen im Vorstand
Huber ist nur besorgt, dass nach dem Streit mit Personenverkehrs-Chefin Wilhelmine Goldmann im Sommer schon wieder ein Vorstand im Kreuzfeuer steht. In der Öffentlichkeit festigt sich der Eindruck des totalen ÖBB-Chaos.

Der Vorstand der ÖBB-Holding, Martin Huber, hat dies Dienstagabend in der ZiB 2 als eine mögliche Konsequenz genannt. Jedenfalls sei Vogel vorerst vom Dienst suspendiert worden. Das Ergebnis der internen Überprüfung der Causa wird laut Huber in einer Woche vorliegen. Dann soll über die weitere Vorgangsweise entschieden werden.

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