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Lebensmittel-Preis-Check ab Mai

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Das vielerorts geforderte Preismonitoring im Lebensmittelbereich soll nun im Mai beginnen, kündigte Sozialminister Erwin Buchinger an.

Man habe festgestellt, dass die Preissteigerung zum Teil "hausgemacht" sei, so Buchinger. Durch eine Beobachtung der Preise könnten nun die Ursachen für die Verteuerungen gesucht werden.

Keine Obergrenze
Konkret sollen jede Woche 30 Lebensmittel untersucht werden, sagte der Sozialminister. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) könne darüber hinaus von den Firmen Unterlagen verlangen, wie sie die Preise kalkulieren. Eine Preisobergrenze für Lebensmittel kann sich Buchinger allerdings nicht vorstellen: Eine Grenze "wäre theoretisch möglich, aber realpolitisch außerhalb des Vorstellungsvermögens". Der Minister appellierte hingegen an den Handel, nicht jede Preissteigerung bei Rohstoffen und seitens der Industrie an die Konsumenten weiterzugeben.

Die Idee des Preismonitorings wurde von Caritas-Direktor Michael Landau begrüßt. Er betonte, dass die Ärmsten am "stärksten betroffen" seien und der "Druck an den Rändern" der Gesellschaft steige.

Getreide-Missernten verantwortlich
Franz Fischler, ehemaliger EU-Agrarkommissar, sieht den Grund für gestiegene Nahrungsmittelpreise in den großen Getreide-Missernten in Australien und der Ukraine. Außerdem sei die Nachfrage nach Fleisch gestiegen, für dessen Produktion mehr Getreide benötigt werde, sagte Fischler in der Diskussion. Für die Produktion eines Kilos Rindfleisch werden 12 Kilo Getreide benötigt, so Fischler. Für ein Kilo Hühnerfleisch seien zwischen 3 und 4 Kilo Getreide notwendig.

Nach Fischlers Meinung sind auch Spekulationen an den Rohstoffbörsen für den Preisanstieg verantwortlich. Mindestens 20 Prozent des Preisanstieges seien darauf zurückzuführen, so Fischler.

Agrosprit nicht für Anstieg verantwortlich
Dass die Erzeugung von Agrosprit für den Preisanstieg verantwortlich ist, glaubt Fischler nicht. Jährlich werden nur 2 Prozent der Getreideernte zu Biosprit verarbeitet, erklärte der ehemalige EU-Agrarkommissar. Seiner Meinung nach habe sich die EU "nicht vergaloppiert", als die Diskussion um den Agrosprit begonnen hat. Der Getreideüberschuss, der damals vorhanden war, sollte zur Spritherstellung verwendet werden.

"Idee sollte überdacht werden"
Angesichts der jetzigen Entwicklung sollte diese Idee allerdings überdacht werden, forderte Fischler. Es spreche nichts dagegen, Holz, Stroh und Abfälle für die Spritherstellung zu verwenden. Dafür müsse aber mehr geforscht werden. Die derzeitigen Ziele seien untern den "jetzigen Bedingungen nicht zu erreichen", so Fischler. Laut einer OECD-Studie müsste nämlich für eine europaweite 10-prozentige Beimischung die Hälfte der europäischen Getreidefläche verwendet werden.

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