Magna produzierte immer für mehrere Kunden parallel und könne mit Geheimhaltung gut umgehen, so Günther Apfalter im ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Derzeit ist große Aufregung über das Ende der
Chrysler-Aufträge für Magna…
Günther Apfalter:
Dass diese Verträge per Ende des 1.Quartals 2010 auslaufen, ist in den
Verträgen seit Langem festgehalten. Dann ist der Produktlinienzyklus zu
Ende. Die Verträge wurden 2003 geschlossen, da stand auch das Enddatum
drin.
ÖSTERREICH: Fiat- und Chrysler-Boss Marchionne
entzieht Ihnen keine Aufträge?
Apfalter: Nein, das
Vertragsende fällt zufällig zusammen mit der möglichen Opel-Beteiligung,
in der Öffentlichkeit wird das nun fälschlicherweise so dargestellt, dass es
sich um eine Opel-Strafaktion handelt. Mit der Realität hat das nichts zu
tun.
ÖSTERREICH: Ist es denn normal, dass bei Vertragsende
der Auftraggeber gleich sagt, dass die Geschäftsbeziehung nicht weiter geht?
Apfalter:
Wir hatten auch in früheren Jahren Verträge, die ausgelaufen sind, das ist
völlig normal. Auch der Saab-Auftrag läuft demnächst aus. Die
Vertragslaufzeit geht bis Ende 2009, wir haben eine perfekte Auslaufplanung.
Ein Altvertrag ist nie eine Garantie für einen neuen.
ÖSTERREICH:
Wie sieht es mit neuen Aufträgen aus?
Apfalter: Wir konnten
in den letzten 12 Monaten alle Gesamtfahrzeugaufträge, die von europäischen
Herstellern extern vergeben wurden, für uns lukrieren. Im November 2009 ist
der Serienanlauf für den Peugeot 308 RCZ, dann kommt im Frühjahr 2010 schon
der Aston Martin Rapide. Und 2010 läuft der Mini SAV an.
ÖSTERREICH:
2011/12 soll der neue Porsche-Auftrag starten. Da verlautet aus dem
VW-Konzern, man überdenke das wegen Opel …
Apfalter: Bis
dato ist kein offizieller Porsche-Vertreter an uns herangetreten, dass
dieser Auftrag abgezogen werden soll. Wir haben einen aufrechten Vertrag und
arbeiten an der Umsetzung.
ÖSTERREICH: Hat Ihnen je ein
Kunde persönlich gesagt, dass er Magna wegen Opel Aufträge streichen will?
Apfalter:
Nein.
ÖSTERREICH: Kolportiert wird, dass Kunden um die
Geheimhaltung ihrer Technologie fürchten.
Apfalter: Es ist
doch so, dass wir immer parallel für mehrere Kunden entwickelt und
produziert haben und mit dem Thema Geheimhaltung perfekt umgehen konnten.
Diese Zuverlässigkeit schätzen unsere Kunden.
ÖSTERREICH:
Wie viele Autos werden heuer in Graz produziert?
Apfalter: Unter
100.000 – angesichts der schlechten Zeit für die Branche. Bei den
Chrysler-Modellen waren es im 1. Halbjahr überhaupt nur knapp über 1.000.
Wichtig ist dass der Markt bald wieder anzieht.