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Meinl: Jet-Set statt U-Haft

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100 Millionen Euro Kaution bezahlte Julius Meinl V. vor einem Monat. Jetzt lebt er wieder, als wäre nichts gewesen – und fliegt ins Ausland.

Vor genau einem Monat musste er wegen Fluchtgefahr (das befürchtete jedenfalls der Staatsanwalt) kurzfristig in U-Haft, jetzt fliegt er wieder frei herum: Julius MeinlV. (49) jettete diese Woche ins Ausland.

Die Behörden ermitteln gegen den Banker wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug im Zusammenhang mit Meinl European Land-Wertpapieren – es gilt die Unschuldsvermutung, seine Anwälte bestreiten die Vorwürfe bis ins letzte Detail.

Meinl bekam Pass
Pass abgeben und das Land nicht verlassen: Das sind meistens die Voraussetzungen für eine Freilassung auf Kaution. Fest steht: Für den Promi-Banker Julius Meinl gilt das dezidiert nicht.

Der Mann mit dem berühmtesten Scheitel des Landes reiste jetzt zu mehreren Geschäftsterminen ins europäische Ausland. Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, bestätigt im ÖSTERREICH-Gespräch, dass solche Reisen anfangs nicht Teil des Kautions-Deals gewesen seien: „Es gab bei Meinls Enthaftung verschiedene Auflagen – er durfte Österreich nicht verlassen, und er musste seinen Reisepass abgeben.“

Dringende Termine
Laut Jarosch hat Meinl vor einigen Tagen einen Reiseantrag gestellt: „Wegen dringender beruflicher Auslandstermine wollte er verreisen. Das wurde genehmigt, er bekam seinen Pass zurück.“ Die Behörden ließen sich vor der Genehmigung die Reiseplanung bis ins letzte Detail erklären. Meinl musste den genauen Zweck des Trips und jeden Termin begründen.

Insider vermuten, dass sich Meinl derzeit in London befindet. Dort hat die Meinl Bank eine Filiale, die derzeit massiv vergrößert wird.

Der zweite Grund: Sein Sohn Julius Meinl VI. (23) arbeitet ebenfalls in einer Bank in der Finanzmetropole.

100 Millionen Euro futsch
Die einzige Auflage für die Reise: Meinl muss seinen britischen Pass pünktlich am Dienstag wieder abgeben. Dann sind laut Jarosch seine Auslandstermine erledigt.

Sollte Meinl nicht in Wien auftauchen und den Behörden sein Reisedokument aushändigen, wandert seine Kaution in den Besitz der Republik. Es ist mit 100 Millionen Euro der höchste jemals hinterlegte Betrag.

Aufregung um Reise
Die Businessflüge des Bankers sorgen für Kopfschütteln und Aufruhr. Wolfgang Schubert, Anwalt von Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner, versucht seit Monaten erfolglos, seinen Mandanten gegen Kaution freizubekommen. Schubert ist äußerst verwundert über die Auslandsreisen Meinls: „Elsner wird sein Auslandsbezug vorgehalten – er hat einen Wohnsitz in Frankreich. Aber Herr Meinl besitzt einen britischen Pass, der ihm ausgehändigt wurde, um ins Ausland zu fliegen.“

Privatreisen möglich
Meinl-Anwalt Herbert Eichenseder sieht dagegen kein Problem mit den Flügen, er meint, sogar Privatreisen seien erlaubt: „Meinl darf ins Ausland reisen, wenn er sagt, wann er fährt und wann er zurückkommt.“

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