Geld

Merrill-Lynch-Chef Thain trat zurück

Teilen

Nach Milliardenverlusten der Investmentbank trat Thain zurück, angeblich wurde er zu diesem Schritt gezwungen.

Nach dem Milliardenverlust bei der Investmentbank Merrill Lynch ist der bisherige Chef John Thain (53) am Donnerstag mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Zum Nachfolger ernannte der neue Merrill-Mutterkonzern Bank of America den 49-jährigen Topmanager Brian Moynihan. Er war bisher Chefsyndikus der Bank of America. Der Chef der Bank of America, Kenneth Lewis, hatte Thain laut US-Medien zum Rücktritt gezwungen.

Die Bank bestätigte am Donnerstag entsprechende Medienberichte, ohne einen Grund anzugeben. In einer kurzen Erklärung der Bank of America hieß es lediglich, Bankchef Lewis sei nach New York geflogen, um mit Thain zu reden. Dabei sei man im beiderseitigen Einvernehmen zu dem Schluss gelangt, dass Thains Verbleib bei der Bank nicht sinnvoll sei und er deshalb zurücktreten werde.

Thain bekam Gehalt von 83 Mio. Dollar pro Jahr
Zuvor hatte es Berichte gegeben, das schwer angeschlagene Bankhaus Merrill Lynch habe noch kurz vor seiner Übernahme durch die Bank of America trotz Milliardenverlusten großzügige Jahresboni an das Management ausgezahlt. Thain strich im vergangenen Jahr ein Gehalt von 83 Millionen Dollar (63,9 Mio. Euro) ein. Weiteres pikantes Detail: Thain ließ sich sein New Yorker Büro einem Bericht des TV-Senders CNBC zufolge gerade erst für 1,2 Millionen Dollar neu ausstatten.

15 Mrd. Dollar Verlust
Thain hatte im vergangenen September die Übernahme seines wankenden Instituts durch die Bank of America eingefädelt. Der zunächst als Überraschungscoup gefeierte Zukauf wurde für den inzwischen größten US-Finanzkonzern zum Debakel. Der Verlust von mehr als 15 Milliarden Dollar bei Merrill Lynch im vergangenen Quartal zwang die Bank of America kürzlich, noch mehr staatliche Hilfen anzufordern.

Die Bank of America übernahm die strauchelnde Investmentbank Merrill Lynch am 1. Jänner für 50 Milliarden Dollar und erhielt dafür 20 Milliarden Dollar von der US-Regierung. Merrill Lynch selbst erhielt bereits im Oktober wie auch Goldman Sachs zehn Milliarden Dollar an Steuergeldern aus dem Banken-Rettungspaket der US-Regierung.

Nach der Merrill-Übernahme übernahm Thain die Leitung des Investmentbankings und Aktienhandels bei der Bank of America. Angesichts des überraschend großen Milliardenlochs bei Merrill Lynch geriet er jedoch immer stärker unter Beschuss. Zudem verstärkte sich die rasante Talfahrt der Aktie der Bank of America in den vergangenen Tagen noch weiter. Allein in den ersten Handelsstunden am Donnerstag verlor sie knapp 15 Prozent, nach dem Rücktritt von Thain halbierten sich die Verluste etwa auf einen Kurs von 6,17 Dollar. Anfang des Jahres hatte das Papier noch bei 14 Dollar notiert, Mitte September sogar noch bei 35 Dollar.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.