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Microsoft übertrifft alle Erwartungen

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"Vista" und "Halo 3" haben Microsoft ein kräftiges Plus beschert. Der Nettogewinn stieg im ersten Quartal auf über 4 Milliarden Dollar.

Mit einer deutlichen Gewinnsteigerung hat Microsoft alle Analysten-Erwartungen übertroffen und seine Aktie auf einen Höhenflug geschickt. Getragen von starken Verkäufen des Betriebssystems Vista und des Konsolenspiels "Halo 3" stiegen Nettogewinn und Umsatz im ersten Geschäftsquartal jeweils um mehr als ein Fünftel. Für das laufende Quartal - von besonderer Bedeutung wegen des Weihnachtsgeschäfts - hob der weltgrößte Softwarekonzern zudem seine Prognose an.

Höchster Stand seit 2001
Microsoft-Titel stiegen in der Nacht zum Freitag nachbörslich um 10,7 Prozent auf 35,40 Dollar (24,7 Euro), der höchste Stand seit 2001. Das Vermögen von Mitbegründer Bill Gates wuchs damit um etwa drei Mrd. Dollar. Stark schnitten die zwei Microsoft-Kernsparten Windows und Office ab. Analysten hatten seit der Markteinführung von Vista darauf gewartet, dass der Absatz des neusten Betriebssystems anzieht.

"Endlich setzt das Wachstum bei Windows Vista ein", sagte Kim Caughey von der Fort Pitt Capital Group. Der operative Gewinn und Umsatz der Windows-Sparte stieg um mehr als ein Viertel. Windows-Varianten laufen auf mehr als 90 Prozent aller PCs, jeder Dollar Umsatz bringt Microsoft 80 Cent Gewinn ein. Auch für Office stiegen Umsatz und Gewinn um mehr als 20 Prozent, ein Zeichen, dass die neuste Variante der Bürosoftware angenommen wird.

"Halo 3"
Zu der Entwicklung in diesen klassischen Geschäftsbereich kam das starke Abschneiden von "Halo 3", das allein in der ersten Woche nach der Markteinführung im September mehr als 300 Mio. Dollar Umsatz erwirtschafte. Das Science-Fiction-Spiel für die Xbox 360 schoss für die Unterhaltungssparte so den Weg in die Gewinnzone frei. Nun hofft der US-Konzern auf einen doppelt so hohen Umsatz im laufenden Quartal als in jedem anderen Jahresabschnitt. Nach sechs Jahren mit einem Verlust peilt Microsoft hier zudem erstmals einen Gewinn im Gesamtjahr an. Der Konzern verkauft die eigentliche Konsole mit Verlust, um mit den Spielen Gewinn zu machen.

Analysten zeigten sich über den Nettogewinn von 4,29 Mrd. Dollar und den ebenfalls überraschend hohen Umsatz von 13,76 Mrd. Dollar jedoch begeistert. "Der Motor scheint auf Hochtouren zu laufen", sagte Toan Tran von Morningstar. Analyst Caughey wies darauf hin, wie Microsoft-Chef Steve Ballmer noch im Juli 2006 skeptischen Wall-Street-Analysten zu erklären versucht habe, der Konzern habe Wachstumspotenzial. "Sehr albern" habe sich das damals angehört, sagte Caughey. Das sei jetzt anders: "Das ist eine gute Basis, um wachsen zu können."

Stärkstes Umsatzwachstum
Es war nach Angaben von Finanzchef Chris Liddell das stärkste Umsatzwachstum für ein erstes Quartal seit 1999. Der operative Gewinn erhöhte sich um mehr als 30 Prozent auf 5,9 Mrd. Dollar. Dies zeige, dass Microsoft Umsätze in Gewinne umsetzen und strategische Zukunftsinvestitionen machen könne. Microsoft hatte während der Berichtszeit den Online-Werbespezialisten aQuantive für sechs Mrd. Dollar übernommen. Microsoft hat gerade Google im Rennen um die Community-Website Facebook als Werbepartner ausgestochen. Microsoft zahlt für einen Anteil von 1,6 Prozent an der Social-Network-Website 240 Mio. Dollar.

Der weltweite PC-Absatz war im dritten Quartal 2007 im Jahresvergleich um 14,4 Prozent auf 68,5 Mio. Stück gestiegen, hatte die Marktforschungsfirma Gartner kürzlich berechnet. Die Windows-Sparte mit Vista erhöhte den Umsatz um 25 Prozent auf 4,1 Mrd. Dollar. Die Office-Produkt-Sparte legte um 20 Prozent auf 4,1 Mrd. Dollar zu und der Server-Software-Bereich um 16 Prozent auf 2,9 Mrd. Dollar. Beeindruckend war die 90-prozentige Umsatzsteigerung der Unterhaltungssparte auf 1,9 Mrd. Dollar. Das neue Videospiel "Halo 3" steuerte 330 Mio. Dollar zum Umsatz bei und trug mit zu dem 90-prozentigen Absatzanstieg der Konsole Xbox 360 auf 1,8 Mio. Stück bei.

Sorgenkind Online-Dienste
Sorge machte dagegen weiter die Sparte Online-Dienste, die das vierte Quartal in Folge einen Verlust auswies. Die Online-Sparte erhöhte zwar den Umsatz um 25 Prozent auf 671 Mio. Dollar, doch erhöhte sich der Verlust auf 264 (102) Mio. Dollar. Der aQuantive-Kauf machte aber auch klar, dass Microsoft das Online-Werbegeschäft auf Kosten des einsamen Spitzenreiters Google und von Yahoo! verbessern will.

Microsoft erwartet für das laufende Quartal einen Umsatz von 15,6 bis 16,1 Mrd. Dollar und einen Gewinn von 44 bis 46 Cent je Aktie. Im laufenden Geschäftsjahr dürfte es einen Gesamtumsatz von 58,8 bis 59,7 Mrd. Dollar geben, was auf einen Anstieg von 15 bis 17 Prozent hinauslaufe, betonte Liddell vor Analysten. Microsoft erwartet für das Geschäftsjahr einen globalen PC-Absatzanstieg von zehn bis zwölf Prozent. Der Jahresgewinn pro Aktie dürfte 1,78 bis 1,81 Dollar erreichen.

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