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Milchbauern protestieren am Brenner

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Die italienischen Milchbauern protestieren gegen zu niedrige Preise.

Rund 1.000 Demonstranten aus allen Teilen Italiens sind zu der am Dienstag früh angelaufenen Protestaktion der Milchbauern am Brenner angereist. Gelb-grüne "Coldiretti"-Fahnen, "Analyse- und Kontrolle"-Rufe, Kuhglockengeräusche und Traktoren dominierten das Bild am Parkplatz an der Staatsgrenze. Sie forderten Transparenz und die Kennzeichnung nicht-italienischer Waren. Auch der italienische Landwirtschaftsminister Luca Zaia war gekommen.

"Jedes Jahr werden 21,3 Mrd. Kilo Milch über den Brenner nach Italien gebracht - und das ohne Kennzeichnung", schilderte Arianna Giuliodori vom Italienischen Landwirtschaftsverband "Coldiretti". Die Industrie verkaufe die Produkte dann als italienische, weshalb die Verbraucher die Herkunft nicht nachvollziehen können. Auf Plakaten forderten die Landwirte auf: "Verlange die Herkunftsbezeichnung auf Etiketten, um dich vor den Banditen zu verteidigen, die auf Kosten deiner Gesundheit spekulieren."

Zu niedrige Preise
Zaia kritisierte auch die niedrigen Preise. Die Produktionskosten in Italien würden strenge Kontrollen beinhalten, weshalb beispielsweise Milch nicht so billig wie jene aus Bulgarien sein könne. "Für gute Produkte bekommen wir niedrigste Erzeugerpreise", beschwerte sich ein Viehhalter aus der Region Piemont, der den "Landwirten aus erster Hand" angehöre.

Kommende Woche werde im italienischen Ministerrat ein Dekret eingebracht, wo die Kennzeichnung von Rohstoffen verlangt werde, sagte der Landwirtschaftsminister und erntete Applaus. Gegen die weitere Einfuhr von ausländischen Produkte habe man nichts, wenn sie genau deklariert wären.

"Recht auf Entlohnung"
"Das Thema Milch darf nicht abreißen, die Problematik darf nicht unterschätzt werden", sagte der österreichische IG-Milch-Beirat (Interessengemeinschaft Rinder- und Grünlandbauern), Josef Niederstrasser. Die Milchbauern hätten ein "Recht auf Entlohnung", was ein Grundrecht sei. Ansonst gehe es in Richtung Sklaverei. Solidarisch mit den demonstrierenden Landwirten zeigte sich auch der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler, der auf den Brenner gekommen war.

Bei der Aktion wurden von Norden kommende Lkw und Lebensmitteltransporter aus dem Verkehr genommen und in einer abgegrenzten Schleuse vor den Augen der aufgebrachten Menge kontrolliert. Mehrere Kameras übertrugen die Überprüfung auf Videoleinwände, Hunderte von Bauern drängten sich um die Fahrzeuge aus teilweise den Osteuropäischen Ländern, Skandinavien und Deutschland. Die Aktion war vorerst bis Donnerstag geplant.

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