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Mit Atomkraft gegen Klimawandel

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Im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe will die Internationale Energieagentur verstärkt auf Atomkraft setzen.

Der Ausbau der Nuklearenergie könne einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von klimaschädlichen Treibhausgasen und zur sicheren Versorgung leisten, erklärte die IEA im veröffentlichten Weltenergieausblick für 2006. Das bisher stärkste Plädoyer der Organisation für mehr Atomreaktoren kam zeitgleich zum UN-Klimagipfel in Nairobi und stieß umgehend auf Kritik von Umweltschützern.

Energieeinsparung und der Einsatz von Atomkraftwerken könnten den Verbrauch von Primärenergie bis 2030 um zehn Prozent verringern, erklärte die IEA. Das entspreche dem derzeitigen Energieverbrauch Chinas. Die weltweiten CO2-Emissionen würden im selben Zeitraum um 16 Prozent geringer ausfallen, was dem Schadstoffausstoß der USA und Kanadas entspreche. Wenn der Energieverbrauch nicht sinke, werde "die Energieversorgung in Zukunft schmutziger, unsicherer und teuer sein", sagte IEA-Exekutivdirektor Claude Mandil. Es seien aber Alternativen möglich, die zu einer sauberen und intelligenten Energieversorgung führen könnten, die vom Wettbewerb geprägt sei.

Verbrauch steigt bis 2030 um 53 Prozent
In ihrer Energieprognose geht die IEA davon aus, dass der Verbrauch zwischen 2004 und 2030 um 53 Prozent steigen werde. Dies werde bei weiter starker Nutzung fossiler Energieträger wie Öl und Gas "eine schwere und unumkehrbare Schädigung" der Umwelt "insbesondere durch die Veränderung des Klimas des Planeten" zur Folge haben.

CO2: China überholt USA
70 Prozent der Erhöhung des Weltenergieverbrauchs bis 2030 werden demnach auf Entwicklungs- und Schwellenländer entfallen; weltweit werde der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid bis dahin um 55 Prozent steigen, wobei China die Vereinigten Staaten schon vor 2010 als größten Verursacher ablösen werde. Aus Sicht der IEA sieht sich die Welt deshalb einer "doppelten Bedrohung" durch eine immer unsicherere Energieversorgung und eine schwere Schädigung der Umwelt gegenüber.

Der bisher absehbaren Entwicklung stellt die IEA ein Alternativszenario gegenüber: Dieses sieht eine Senkung des Energieverbrauchs um zehn Prozent und eine verstärkte Nutzung von nicht fossilen Energieträgern vor, soll aber ein starkes Wachstum der Weltwirtschaft gewährleisten. Dazu könne Atomkraft neben dem Ausbau erneuerbarer Energien einen wesentlichen Beitrag leisten.

"Attraktive Option"
Die IEA schlägt deshalb vor, bis 2030 eine Steigerung der Atomenergie-Kapazität auf 519 Gigawatt anzustreben. Schon jetzt hätten die Sorge um die Versorgungssicherheit, hohe Öl- und Gaspreise und steigende CO2-Emissionen "die Diskussion über die Rolle der Nuklearenergie wiederbelebt", stellte die IEA fest. Sie sei " eine potenziell attraktive Option, um die Sicherheit der Stromversorgung zu erhöhen und um CO2-Emissionen zu vermeiden - sofern Bedenken zu Kraftwerkssicherheit, Atommüllbeseitigung und Proliferationsrisiken zur Zufriedenheit der Öffentlichkeit gelöst werden können".

Atomenergie auf dem Vormarsch
Trotz Sicherheitsbedenken und der weitgehend ungeklärten Entsorgung abgebrannter Kernbrennstoffe sehen sich die Befürworter der Atomenergie auf dem Vormarsch. Er setze auf eine Renaissance der Atomenergie-Branche, hatte US-Energieminister Sam Bodman bei einem Treffen der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G8) im März gesagt.

Anhänger der Atomenergie sehen sich auch durch den früheren Weltbank-Chefökonomen Nicholas Stern bestätigt, der in einem Bericht für die britische Regierung vor den verheerenden wirtschaftlichen Folgen der drohenden Klimakatastrophe gewarnt hatte, die durch das Verfeuern von Kohle und Öl verursacht wird. Die Atomkraft trug 2005 zu 15 Prozent zur Weltenergieerzeugung bei.

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