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Nächster Conti-Chef geht im Streit

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Karl-Thomas Neumann hat das Vertrauen der Anteilseignerbank verloren. Erst vorigen Herbst hatte Manfred Wennemer den Job hingeschmissen.

Innerhalb von weniger als einem Jahr verlässt der zweite Continental-Chef im Streit mit dem deutschen Familienunternehmen Schaeffler das Unternehmen. Karl-Thomas Neumann habe das Vertrauen der geschlossenen Anteilseignerbank verloren, so Vize-Aufsichtsratschef Werner Bischoff nach einer Aufsichtsratssitzung in der Nacht auf Freitag. Nur der geschlossene Widerstand der Arbeitnehmerseite habe seine sofortige Ablösung verhindert.

"Guter Mann geht von Bord"
Während Schaeffler dank der Arbeitnehmerstimmen keine Zweidrittel-Mehrheit für die Abberufung zusammenbekam, reicht im bereits eingeleiteten Vermittlungsverfahren eine einfache Mehrheit. Mit einem Abschluss dieses Verfahrens wird binnen zwei Wochen gerechnet. "Ein guter Mann geht von Bord", sagte Bischoff.

Degenhart als Nachfolger?
Ein Nachfolger steht noch nicht fest. "Wir sind noch nicht so weit, dass wir über den nächsten reden", so Bischoff. Medienberichten zufolge will Schaeffler den Chef seiner eigenen Autoteilesparte, Elmar Degenhart, an der Conti-Spitze installieren. Die Finanzen soll der Schaeffler-Finanzvorstand Klaus Rosenfeld künftig verantworten.

Neue Aktien ausgegeben
Bei einem zuletzt als Hauptstreitpunkt geltenden Thema setzte sich Neumann allerdings durch. Er wollte die prekäre finanzielle Situation mittels der Ausgabe neuer Aktien für bis zu 1,5 Milliarden Euro lindern. Diesem Plan stimmte der Aufsichtsrat zu. "Wenn Conti von einem starken finanziellen Fundament aus operieren kann, dann nutzt das auch Schaeffler", fand Neumann. Er wolle aber nicht verhehlen, dass der Weg zu dem Beschluss sehr anstrengend gewesen sei. Im Vorfeld der Entscheidung habe es "ungewöhnliche und sehr enttäuschende Entwicklungen" gegeben. "Diese machen es mir aber sehr, sehr schwer, auf Dauer vertrauensvoll mit unserem Großaktionär zusammenzuarbeiten", so Neumann.

Neue Kredite aufnehmen
Zudem beschloss Conti, angesichts einer Mitte 2010 fällig werdenden Tranche über 3,5 Milliarden Euro, neue Kreditverhandlungen mit den Banken anzustreben. Conti steht nach der Übernahme der Siemens-Autoelektroniksparte VDO mit noch zehn Milliarden Euro in der Kreide.

Nach der verlorenen Übernahmeschlacht hatte bereits der ehemalige Conti-Chef Manfred Wennemer im Herbst 2008 den Job hingeschmissen. Auch er hatte eigene Vorstellungen zur Zukunft der Gruppe nicht durchsetzen können.

Von dem fränkischen Familienunternehmen, das 90 Prozent der Conti-Aktien erworben und 40 Prozent bei Banken geparkt hatte, hatte es zuletzt geheißen, es lehne Kapitalmaßnahmen ab. Denn sie verwässern dessen Anteil an dem hannoverschen Konzern und damit auch den Wert der an Banken als Sicherheit für Kredite gegebenen Conti-Aktien. Aus Geldnot können die Franken, die sich mit der zehn Milliarden Euro teueren Übernahme des dreimal größeren Konkurrenten überhoben haben, wohl keine neuen Aktien zeichnen.

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