"Geld zum Download" gibt es laut Werbung auf der Internetseite des Finanzamtes. Leider sieht die Realität manchmal ganz anders aus.
Birgit M.* ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und arbeitet für knapp 1000 Euro als Verkäuferin im Supermarkt. „Mit so geringem Einkommen“, sagt die 36-jährige, „muss man jeden Euro zweimal umdrehen.“
Geld zum Download
In der Zeitung entdeckte die Frau aus dem
Bezirk Gänserndorf eine große Annonce des Finanzministers: „Ihr Geld steht
zum Download bereit – die Gutschrift wird Ihnen innerhalb weniger Tage
überwiesen.“
„Da habe ich keine Minute gezögert“, sagt die zweifache Mutter, „und meine Steuererklärung Anfang Jänner online abgegeben. Schließlich habe ich mit einer hohen Erstattung gerechnet, weil ich einen langen Weg zur Arbeit habe und nur wenig verdiene.“
Nach Eingabe aller Daten errechnete die Internetseite des Finanzministeriums eine Gutschrift in Höhe von rund 1.500 Euro. Geld, dass Birgit M.* gut gebrauchen konnte. Leider hatte sie sich ein wenig zu früh gefreut: Schließlich gibt’s auch beim Finanzminister einen kleinen aber entscheidenden Unterschied zwischen Werbung und Realität.
Arbeitsamt ist Schuld
Zwei Monate später war immer noch kein
Geld vom Finanzminister angekommen und Birgit M.* rief das zuständige
Finanzamt in Gänserndorf an, um nach ihrer Steuererstattung zu fragen. Die
Antwort war knapp und unglaublich: „Sie haben im vergangenen Jahr einige
Tage Arbeitslosengeld und einige Tage Krankengeld bezogen, deshalb können
wir Ihren Antrag derzeit nicht weiterbearbeiten.“, sagte der Sachbearbeiter
am Telefon. Wie bitte? ÖSTERREICH fragt nach und bekommt die gleiche
seltsame Antwort: „Da das AMS und auch die Bezirkskrankenkassen ihre
Steuererklärungen noch nicht erledigt haben, können wir die Anträge der
Bürger, die zeitweilig Arbeitslosengeld und / oder Krankengeld bezogen haben
erst nach Eingang aller Daten von eben diesen Behörden bearbeiten.“
Auszahlung kann Monate dauern
Und wie lange dauert es, bis die
AMS’ler endlich ihre Hausaufgaben machen? „Theoretisch bis zum Ende des
Monats Februar. Nicht selten dauert’s aber bis Mitte April, bis wir die
betroffenen Steuererstattungen auszahlen können.“, ließ uns ein Mitarbeiter
eines anderen Finanzamtes hinter vorgehaltener Hand wissen „uns tut’s ja
auch leid, aber wir müssen uns doch an die Vorschriften halten. Vielleicht
fragen Sie mal den, der die große Zeitungsanzeige unterschrieben hat. Das
ist nämlich der gleiche Magister Molterer, der zurzeit Kasperletheater mit
dem Gusi spielt.“
Während Birgit M.* immer noch auf ihr Geld wartet, war der Finanzminister erwartungsgemäß für Auskünfte zu dieser „Bagatelle“ nicht zu haben. Schließlich hat der im Moment ganz andere Sorgen.