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Eine Viertelmillion Österreicher sind pleite

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Die Zahl der Privatkonkurse hat heuer um gute 16% zugenommen, die Firmenpleiten werden dagegen weniger.

Während die Firmeninsolvenzen in Österreich weiter zurückgehen, sind die Privatpleiten auch heuer wieder dramatisch gestiegen. In den kommenden fünf bis sieben Jahren sei mit einer Verdoppelung der Privatkonkurse auf rund 15.000 eröffnete Fälle zu rechnen, so Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870.

Bereits heuer sind die Privatkonkurse im Jahresvergleich um 16,3 Prozent auf 8.729 angestiegen und liegen damit deutlich über den Firmenpleiten, die um 6,4 Prozent auf 6.279 Fälle zurückgingen.

1/4 Mio. Menschen pleite
Hintergrund sind rund 100.000 verschuldete Haushalte mit mehreren Zahlungsproblemen. Das bedeutet, dass rund 250.000 Menschen zahlungsunfähig sind. Und diese Zahl steigt tendenziell weiter. Die geschätzten Verbindlichkeiten wuchsen um 27,4 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro. Rund 2,9 Mio. Österreicher haben rund vier Mio. Kredit- oder Leasingverpflichtungen.

Jobverlust und Scheidungen
Nach Schätzungen des KSV bekommen rund 0,5 Prozent der Kreditnehmer Probleme. Hauptursachen für eine Privatpleite sind ehemalige Unternehmerschaft, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes und Scheidung. Aber auch zu leichtfertige Kreditaufnahmen können in die Pleite führen. Schuldnerkarrieren beginnen meistens schon sehr früh mit rund 18 Jahren.

Das Ansteigen der Privatkonkurse ist laut KSV aber auch positiv zu sehen. Es besteht nämlich ein direkter Zusammenhang mit der Verbesserung am Arbeitsmarkt. Denn nur wer einen Job hat, kann auch ein ordentliches Verfahren mit Zahlungsplan eröffnen und seine Schulden begleichen.

Wien führt bei Firmeninsolvenzen
Die meisten Betriebspleiten gab es naturgemäß in Wien mit 1.950 Verfahren, gefolgt von Niederösterreich (1.021) und der Steiermark (796). Größte Pleite des Jahres war der Konkurs des Fußball Klubs GAK mit Passiva von 55,9 Mio. Euro. Dank der guten Konjunktur wird die Zahl der Firmeninsolvenzen auch nächstes Jahr leicht sinken.

Insolvenzrecht wird novelliert
Mit der Reform des Insolvenzrechtes und der Einführung eines neuen Sanierungsverfahrens, dass eine Mindestquote von 30 Prozent (statt 40 Prozent beim Ausgleich) vorsieht, soll die Unternehmenssanierung leichter werden.

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