Geld

Seibersdorfer Finanzkrise

Teilen

Die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung, das Austrian Research Center, ist in einer Finanzkrise. Konkret sollen zwei Millionen Euro fehlen. Der Aufsichtsrat sucht noch nach den Schuldigen.

Der wissenschaftliche Leiter der Austrian Research Centers (ARC), Erich Gornik, hat bei einem Pressegespräch am Rande der Alpbacher Technologiegespräche bestätigt, dass in der Forschungsholding heuer bisher ein Finanzloch in der Höhe von zwei Millionen Euro klafft. . Zum Budget 2007 konnte Gornik nichts sagen. Laut Medienberichten könnte die Finanzierungslücke im kommenden Jahr auf mehr als zehn Millionen Euro anwachsen

Die Ursachen des Finanzlochs
Ein Grund für die Liquiditätsprobleme könnte durch geringere Zuschüsse aus der Forschungsstiftung verursacht worden sein. Die Seibersdorfer hatten 6,5 Millionen Euro für dieses Jahr aus der Stiftung beantragt, tatsächlich aber nur 3,5 Millionen Euro erhalten. Der Forschungssektionschef im Infrastrukturministerium, Andreas Reichhardt, betonte aber, dass man sich in früheren Gesprächen mit den Verantwortlichen darauf geeinigt habe, dass die ARC mit 3,5 Millionen Euro heuer das Auslangen finden würden. Wenn die Erträge des Unternehmens im laufenden Budgetjahr weniger würden, könne man das Ressort dafür nicht verantwortlich machen, so Reichhardt.

Für Gornik hat sich die Finanzlücke durch die "Schere zwischen dem, was an Aufträgen hereingekommen und abgearbeitet worden, und dem was an Kosten entstanden ist", ergeben. Gornik geht aber davon aus, dass das "bis Ende des Jahres eingefangen ist". Von der inhaltlichen und forschungsmäßigen Entwicklung sei das Unternehmen sehr gut aufgestellt, was auch die vorgelegte Wissensbilanz zeige.

Die Schuldigen werden noch gesucht
Gornik wollte zwar nicht ausschließen, dass es auch im wissenschaftlichen Bereich Sparmaßnahmen geben könnte, er gehe aber davon aus, "dass das nicht signifikant sein wird". Er sei gegen Kündigungen in diesem Bereich. Auch Forschungsstaatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ) schloss aus, dass man Forschungspersonal abbaut. "Das wäre ja absurd. Wenn Fehler gemacht wurden, haben die dafür einzustehen, die die Fehler gemacht haben." Man müsse jetzt, und ein entsprechender Auftrag sei an den Aufsichtsrat gegangen, die Gründe finden, warum es zu diesen Budgetabweichungen gekommen sei, und allenfalls die Verschuldensfrage dafür klären.

Um die Lücke wieder zu schließen, soll "hauptsächlich beim Aufwand und dort, wo es geht, nachjustiert" werden, sagte Gornik, ohne dass sich etwas an der Produktivität verändere. "Wir wollen nichts an der Forschung reduzieren und auch schauen, dass keiner der Aufträge verloren geht. Das Unternehmen habe einen sehr hohen Auftragsstand und das, was heuer noch abgearbeitet werden soll, sei deutlich höher als in der detaillierten Planung der Bereiche.

ARC-Umstrukturierungen laufen bereits
Als "dringenden Wunsch an die Politik" nannte Gornik die Aufhebung der allgemeinen Budgetbindung von fünf Prozent für die ARC, was rund 2,5 Millionen. Euro ausmache. Ob er dieser Bitte entsprechen werde, wollte Mainoni "jetzt nicht so beantworten". Da hänge viel von der geplanten ARC-Umstrukturierung und den vorgeschlagenen Einsparungspotenzialen ab, sowie von der budgetären Situation im Infrastrukturministerium. Durch die laufende Umstrukturierung, die mit 1. Oktober schlagend werden soll, wird eine Führungsebene wegfallen. Dadurch würden laut Gornik 750.000 Euro eingespart.

Im Rahmen der Reform werden bisherige Töchtergesellschaften wie die Business Services wieder in die Holding eingegliedert. Im Wissenschaftsbereich soll es künftig vier strategische Geschäftsbereiche geben. Zudem werde es eine erweiterte Geschäftsleitung geben, bestehend aus den beiden Geschäftsführern, den vier Leitern der Geschäftsfelder sowie den Prokuristen der Administration.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.