Laut einem Medienbericht soll der Elektrokonzern von einem saudischen Geschäftspartner erpresst worden sein. Siemens relativiert Anschuldigungen.
Der Elektrokonzern Siemens soll nach Informationen des "Wall Street Journal" im Zusammenhang mit Bestechungszahlungen 2004 von einem ehemaligen Geschäftspartner aus Saudi-Arabien erpresst worden sein.
Ein Vertreter des früheren Geschäftspartners habe von Siemens mehr als 900 Mio. Dollar (695 Mio. Euro) gefordert und andernfalls damit gedroht, Dokumente über Bestechungsgelder für Telekommunikationsaufträge in dem Königreich an die US-Börsenaufsicht SEC weiterzuleiten, berichtete die Zeitung (Mittwochausgabe) unter Berufung auf Angaben eines ehemaligen Siemens-Managers, gegen den in der Korruptionsaffäre ebenfalls Vorwürfe erhoben worden waren.
Siemens bestätigt
Siemens bestätigte am Mittwoch zwar, dass
es Forderungen eines früheren Handelsvertreters in Saudi-Arabien gegeben
habe, mit dem ein Vertrag frühzeitig beendet worden sei. In einem
Schiedsgerichtsverfahren sei darüber aber eine Einigung erzielt worden. Bei
diesem Vergleich, der im Übrigen mehrfach überprüft worden sei, habe es
keinerlei Anhaltspunkte gegeben, dass unsaubere Geschäfte oder Zahlungen
enthalten gewesen wären, sagte ein Siemens-Sprecher. Grundsätzlich müssten
Aussagen von Beschuldigten kritisch hinterfragt werden, sagte er zu den
Vorwürfen.
Ex-Siemens-Manager in U-Haft
In dem Bericht hatte es geheißen,
der Ex-Siemens-Manager, der im vergangenen Jahr bereits in Untersuchungshaft
saß, habe mit Unterstützung von Siemens-Managern Anfang 2005 einen Deal
ausgehandelt. Demnach seien dem ehemaligen saudi-arabischen Geschäftspartner
50 Mio. Dollar zugesagt worden. Bei 17 Mio. Dollar davon habe es sich um
zurückliegende Verpflichtungen gehandelt, den Rest habe der ehemalige
Siemens-Manager, der nach eigenen Angaben auch die Führungsspitze über den
Vorgang informiert habe, als "Schweigegeld" bezeichnet.
Siemens-Chef weist Anschuldigungen zurück
Der jetzige
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld wies in einer in dem Bericht zitierten
Stellungnahme Anschuldigungen zurück, über Bestechungszahlungen informiert
gewesen zu sein. Zu keiner Zeit habe der frühere Manager ihm gegenüber
erwähnt, dass ein "Schweigegeld" bei einer Vereinbarung eine Rolle gespielt
haben könnte. Er habe auch niemals Kenntnis von möglichen Dokumenten
erhalten, die im Zusammenhang mit Bestechungszahlungen gestanden hätten,
erklärte Kleinfeld darin. Sein Vorgänger Heinrich von Pierer, der
mittlerweile dem Siemens-Aufsichtsrat vorsitzt, erklärte dem Bericht
zufolge, beim Löwenanteil der Forderungen des früheren Handelsvertreters
habe es sich um Geld gehandelt, das nach dessen Einschätzung dem Unternehmen
durch die frühzeitige Vertragsbeendigung durch Siemens entgangen sei.
Siemens-Führung versprach Aufklärung
Erst in der
vergangenen Woche hatten Kleinfeld und Pierer bei einer turbulenten
Hauptversammlung noch einmal eine weitere und umfassende Aufklärung der
Korruptionsaffäre versprochen, in die laut Staatsanwaltschaft München rund
ein Dutzend ehemalige und noch aktive Mitarbeiter verwickelt sein sollen.
Nach Erkenntnissen der Behörde sollen über Jahre hinweg mindestens 200 Mio.
Euro veruntreut worden sein, Siemens selbst hatte sogar von dubiosen
Zahlungen von rund 420 Mio. Euro gesprochen.