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Siemens meldet massiven Gewinneinbruch

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Gewinneinbruch bei Siemens: Der Münchener Technologie-Riese senkt das Ergebnisziel. Missratene Projekte im Kraftwerksbau sind offenbar der Grund.

Der Technologiekonzern Siemens hat im vergangenen Quartal wie erwartet einen Gewinneinbruch erlitten. Vor allem missratene Projekte im Kraftwerksbau und in der Zugsparte sowie Sanierungskosten für das zum Verkauf stehende Telefonanlagengeschäft SEN drückten den Netto-Gewinn im zweiten Geschäftsquartal 2007/08 (von Jänner bis März) verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um zwei Drittel auf 412 Mio. Euro, wie Siemens am Mittwoch in München mitteilte. Das Ergebnisziel wurde gesenkt.

Folgekosten aus der Schmiergeldaffäre
Trotz der hohen Zuwächse beim Auftragseingang von 15 Prozent auf 23,4 Mrd. Euro rechnet Siemens-Chef Peter Löscher im laufenden Jahr mit stagnierenden Gewinnen im operativen Geschäft. Aus der Trennung von SEN werde ein erheblicher Verlust entstehen. Mögliche Folgekosten aus der Schmiergeldaffäre und aus dem laufenden Konzernumbau seien in der Prognose nicht enthalten. Ursprünglich war Siemens davon ausgeganen, dass das Ergebnis der Bereiche im laufenden Geschäftsjahr noch einmal doppelt so schnell wächst wie der Umsatz.

Der Umsatz sei um zwei Prozent auf 18,1 Mrd. Euro gewachsen, teilte Siemens mit. Der Umsatz soll aber weiterhin doppelt so schnell zulegen wie die Weltwirtschaft.

Aus der Überprüfung der Großprojekte drohen kaum weitere Belastungen, aus dem Verkauf der Telefonnetzwerk-Sparte SEN rechnet der Konzern dagegen mit einem "erheblichen" Verlust. Im zweiten Quartal fielen bei SEN bereits Restrukturierungskosten von 109 Mio. Euro an. "Wir halten an unseren Zielen für 2010 fest", sagte Konzernchef Peter Löscher.

Massive Einschnitte beim Nettoergebnis
Das Ergebnis der Bereiche sank von Jänner bis März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,781 auf 1,203 Mrd. Euro. Analysten waren allerdings von einem noch größeren Rückgang auf 921 Mio. Euro ausgegangen. Die Belastungen aus Großprojekten summierten sich auf 857 Mio. Euro, nachdem das Unternehmen bisher von 900 Mio. Euro ausgegangen war. Noch deutlicher waren die Einschnitte beim Nettoergebnis, das von 1,259 Mrd. auf 412 Mio. Euro fiel (Prognose 410 Mio. Euro). Im fortgeführten Geschäft verdiente Siemens 565 Mio. nach 1,286 Mrd. Euro (Prognose 621 Mio. Euro).

Der Auftragseingang stieg von 20,850 auf 23,371 Mrd. Euro (Prognose 22,203 Mrd. Euro). Der Umsatz legte von 18,001 auf 18,094 (Prognose 19,169) Mrd. Euro zu. Die Vergleichszahlen sind um den an Continental abgetretenen Autozulieferer VDO bereinigt. Zugekauft hat der Konzern in der Zwischenzeit im Wesentlichen das Softwareunternehmen UGS und den Diagnostika-Hersteller Dade Behrung. "Wir erwarten, dass der Umsatz von Siemens im Geschäftsjahr 2008 organisch doppelt so schnell wachsen wird wie das Welt-Bruttoinlandsprodukt", bestätigte Löscher das Ziel.

Die Überprüfung von Großprojekten, die im zweiten Quartal das große Loch rissen, hat Siemens weitgehend abgeschlossen. Über die vermeldeten 857 Mio. Euro hinaus erwartet der Konzern nur noch geringe Belastungen. "In keinem der drei untersuchten Bereiche wurden zusätzliche Risiken identifiziert", hieß es. In der Kraftwerkssparte PG, auf die der größte Teil der Belastungen entfällt, ist die Überprüfung gänzlich durch, ebenso in der IT-Sparte SIS. Nur bei der Bahnsparte TS dauert die Untersuchung an; hier hat das Unternehmen 75 Prozent des Auftragsbestands untersucht. Bei PG erwartet Siemens durch Verzögerungen in den identifizierten Projekten in den kommenden drei Quartalen noch eine Belastung in "knapp dreistelliger Millionen-Euro-Höhe".

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