Die gute Konjunktur in Österreich führt zwar allgemein zu mehr Zufriedenheit. Teilzeit-Beschäftigte sind aber zunehmend unzufriedener.
Österreichs Arbeitnehmer sind derzeit so zuversichtlich wie noch nie. Teilzeitarbeitende Frauen werden allerdings immer unzufriedener: Negativ bewertet werden Einkommen, Sozialleistungen und Arbeitszeiten. Das belegt der jüngste Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich, der heute, Freitag, in Wien präsentiert wurde. Insgesamt herrscht bei den Beschäftigten aber Zufriedenheit. Der Arbeitsklima-Index kletterte seit dem Frühjahr von 111 auf 112 Punkte.
Teilzeit vorwiegend Frauensache
Rund 20 Prozent der
unselbstständigen Beschäftigten in Österreich arbeiten als Teilzeitkräfte,
vor zehn Jahren waren es noch 15 Prozent. Teilzeitarbeit ist vorwiegend
Frauensache, von den rund 790.000 Teilzeitbeschäftigten sind 670.000 Frauen.
In den vergangenen zehn Jahren waren teilzeitbeschäftigte Frauen meist
zufriedener mit ihrem Job als Vollzeitbeschäftigte. Nun hat sich das Bild
umgekehrt, geht aus dem Arbeitsklima-Index hervor.
Zufriedenheit mit Teilzeitarbeit sinkt
Das Hauptargument für
Teilzeitarbeit, nämlich vorteilhaftere Arbeitszeiten, wird heute deutlich
kritischer gesehen. Die Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten ist in den
vergangenen sieben Jahren um 16 Prozentpunkte gesunken. Derzeit sind nur 45
Prozent mit ihrer Arbeitszeit "sehr zufrieden".
Auch bei der Einkommenszufriedenheit ergeben sich gravierende Unterschiede zwischen Frauen in Voll- und Teilzeit, letztere fallen stark zurück: Während vor sieben Jahren noch 66 Prozent aller Frauen mit dem Einkommen zufrieden waren, sind heute nur mehr 54 Prozent der Teilzeitkräfte dieser Meinung. Bei Vollzeitbeschäftigten hat sich hingegen kaum etwas verändert.
Vollzeitbeschäftigte zufriedener
Die Unzufriedenheit der
Teilzeitbeschäftigten hat weitere Ursachen. So sind sie sowohl mit ihren
Rechten als auch mit der sozialen Position als Arbeitnehmerinnen weitaus
weniger zufrieden als noch im Jahr 2000. Die teilzeitbeschäftigten Frauen
sind auch mit ihrer unmittelbaren beruflichen Tätigkeit vergleichsweise
unzufriedener. Seit dem Jahr 2000 ist die Zufriedenheit von 88 auf 84
Prozent gesunken. Zum Vergleich: Bei Vollzeitbeschäftigten ist die
Zufriedenheit um drei Prozentpunkte auf 89 gestiegen.
Gute Konjunktur sorgt für allgemeine Zufriedenheit
Insgesamt
sind die Arbeitnehmer in Österreich so zuversichtlich wie nie zuvor: Seit
dem Frühjahr ist der Arbeitsklima-Index von 111 auf 112 Punkte gestiegen und
hat damit einen neuen Rekordwert erreicht. Die Gründe dafür liegen unter
anderem in der guten Konjunktur. Sowohl die wirtschaftliche Zukunft
Österreichs als auch die des eigenen Betriebes werden als gut bewertet.
Stagnierende Zufriedenheit mit Einkommen
Die individuellen
Vorteile halten sich allerdings in Grenzen. Während die Wirtschaft auf
Hochtouren läuft, können die Arbeitnehmer nur wenig persönliche Vorteile
erkennen. Vor allem stagniert die Zufriedenheit mit dem Einkommen.
Fachkräfte oft als Hilfskräfte eingesetzt
Auch das
belegen die Daten des Arbeitsklima-Index. Mehr als ein Drittel der Arbeiter
mit abgeschlossener Lehre sind nur als einfache Arbeiter beschäftigt und das
habe schlimme Folgen für ihre Motivation, heißt es. Diese Gruppe weist mit
99 Indexpunkten einen sehr niedrigen Arbeitsklima-Index auf, während
Facharbeiter 106 Indexpunkte erreichen. Vor allem das Einkommen macht den
unter dem eigenen Ausbildungsniveau Beschäftigten zu schaffen. Nur 49
Prozent sind mit ihrem Einkommen zufrieden. Dass sich ihre Situation bessern
könnte, daran glauben die wenigsten der Dequalifizierten. Nur 38 Prozent
sind mit den Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden, rund 60 Prozent sind der
Meinung, ein neuer, passender Job sei sehr schwer zu finden.