Die Ottakringer-Brauerei kommt wegen ihrer Belieferung des Diskonters Hofer unter Druck.
Die Rewe Austria Group (Billa, Merkur, Penny, Bipa) will Ottakringer-Produkte auslisten. Verhandlungen über das De-Listing eines Teiles der Produktpalette seien bereits am Laufen, berichtet das Wirtschaftsmagazin "Format". Grund dafür sei die Listung von Ottakringer-Bier beim Diskonter Hofer.
"Sortimentsoptimierungen"
Derzeit steht in Billa- und
Merkurmärkten eine breite Palette von Ottakringer-Bieren im Regal - vom
Hellen und Dunklen über die "Goldfassl"-Produkte bis hin zum
alkoholfreien "Null Komma Josef". Jetzt soll es davon aber klare
Abstriche geben."Es wird 'Sortimentsoptimierungen' geben",
bestätigte Rewe-Österreich-Sprecherin Corinna Tinkler gegenüber der
Zeitschrift. Von einer Strafaktion im Hinblick auf die Listung von
Ottakringer bei Hofer will sie aber nichts wissen.
Ottakringer-Sprecher Thomas Sautner äußerte sich am Donnerstag vorsichtig: "Wir haben laufende Gespräche und geben dazu keine Stellungnahme gegenüber den Medien ab." Vorerst sei aber keine Änderung in Sicht.
Billa checkt Ottakringer-Produkte
"Wenn der starke
Marktteilnehmer Hofer etwas ins Sortiment nimmt, muss etwas passieren",
erklärte Tinkler am Donnerstag. Die Handelskette Rewe schaue sich an, was am
Markt passiere und wolle entsprechend reagieren. Mit dem Ottakringer Hellen,
dessen Pendant seit kurzem beim Diskonter Hofer gelistet ist, "passiert
nichts - es bleibt ganz normal wie immer gelistet, weil es ein umsatzstarkes
Produkt mit großem Umsatzanteil ist", bekräftigte die Sprecherin.
Die Listung Ottakringers bei Hofer war allerdings Auslöser für einen
sofortigen Check der Wiener Brauprodukte bei Rewe: "Wir beobachten den
Markt und wenn sich etwas tut, schauen wir uns die Warengruppe an",
räumte die Unternehmenssprecherin ein. Ottakringer sei zum Thema geworden.
Denn wenn Hofer agiere, sei das ein Thema.
Auch Spar droht
Neben der großen Handelskette Rewe könnte auch
Spar restriktiv auf den Schachzug der Wiener Brauerei reagieren. Gegenüber
dem "WirtschaftsBlatt" hat Spar bereits offen Unmut geäußert: "Jeder
Markenartikler muss sich überlegen, auf wie vielen Hochzeiten er tanzen will",
ließ Spar-Chef Gerhard Drexel über seine Sprecherin ausrichten. Spar
schließe das Delisting von Ottakringer nicht mehr aus. Konkrete Maßnahmen
seien allerdings noch keine geplant.
"Kühle Blonde" für Hofer
Bei den zwar
optisch ähnlichen Produkten, die Ottakringer an Hofer und an die klassischen
Handelsketten, handelt es sich um unterschiedliche Biere. Das "Kühle
Blonde" für Hofer hat mit fünf Volumsprozent einen niedrigeren
Alkoholgehalt als das "Helle", das etwa bei Spar und Rewe zu haben
ist. Ottakringer füllt unter eigenem Label für die Lebensmittelkette ab.
Da Hofer die Ottakringer-Einwegflaschen und -Dosen nicht zu Dumpingpreisen verkaufe, bestehe für Ottakringer keine Gefahr, sich selbst zu kannibalisieren, sagte Sautner zum "Standard". Die neue Marke "Kühles Blondes" sei exklusiv für Hofer konzipiert und werde unter eigenem Label für die Lebensmittelkette abgefüllt.
Tabubruch
Ottakringer werde damit neben Österreich auch bei
Hofer in Slowenien, Ungarn und der Schweiz gelistet. Welches Volumen der
Konzern über den Diskonter absetzen kann, werde sich in den kommenden
Monaten zeigen. Konkurrenten sehen jetzt ein Tabu gebrochen. Nach
Ottakringer versuche auch die Brau Union Biermarken wie Schwechater und
Heineken bei Hofer unterzubringen.
Die Brau Union selbst will dieses Thema nicht kommentieren. Andere Billigketten könnten nachziehen. Diskonter Lidl hatte bereits einmal für kurze Zeit die Marke Zwettler gelistet. Viele erwarten einen zweiten Anlauf. Hofer hat auch schon bisher österreichisches Bier verkauft - allerdings nur unter eigenen Marken. Abfüller sind Egger und Schloss Eggenberg. Egger-Chef Bernhard Prosser sieht den Einstieg von Ottakringer in den Diskont gelassen. "Es ist ihre Entscheidung, was sie mit ihrer Marke machen." Die Listung der Marke Egger bei Hofer sei derzeit nicht geplant.
Keine Gespräche mit Hofer wegen Schwechater und Heineken
Die
Brau Union Österreich hat Verhandlungen mit dem Diskonter Hofer über eine
Aufnahme von Schwechater und Heineken ins Sortiment klar in Abrede gestellt. "Eine
Listung von Marken der Brau Union Österreich bei Hofer ist nicht geplant", erklärte Generaldirektor Markus Liebl am Donnerstag gegenüber der APA. Sein
Unternehmen verfolge eine "erfolgreiche Qualitäts-Markenstrategie"
und wolle diese auch "konsequent weiterverfolgen". Gleichzeitig
habe man "immer Wert auf langfristige, erfolgreiche Partnerschaften
gelegt" und werde das auch in Zukunft tun.
Auch die Einführung einer neuen Marke für den Diskont sei "überhaupt kein Thema", versicherte eine Sprecherin des Konzerns darüber hinaus. Es gebe mit der Diskont-Handelskette keinerlei Gespräche. "Wir sind mit keiner Marke bei Hofer gelistet und werden auch in Zukunft mit unseren Marken nicht bei Hofer gelistet sein. Hofer ist kein Partner für uns", so die Sprecherin. Nicht kommentieren wolle habe man allerdings, was andere Marktteilnehmer in diese Richtung planten.