Die Spitze der Sal. Oppenheim glaubt an zahlreiche Fusionen wegen der Finanzkrise. Diese wäre außerdem noch nicht überstanden.
In den Augen der Sal.-Oppenheim-Spitze ist das Schlimmste in der Finanzmarktkrise noch nicht überstanden. An ihrem Ende werde die Finanzlandschaft nicht mehr so sein wie vorher, prognostizierte Matthias Graf von Krockow, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter von Europas größter Privatbank, bei einer Pressekonfrenz am Montag in Wien. "Es wird viele Fusionen geben".
In der Krise komme zutage, wer Stürmen standhalten könne. "Bei Schönwetter kann jeder segeln".
Schwierigkeiten noch nicht vorbei
Die Schwierigkeiten seien noch
nicht vorbei. Die ursprüngliche US-Hypothekenkrise habe sich zu einer
waschechten großen Finanzkrise ausgewachsen, in bisher unvorstellbarem
Ausmaß. Sie habe eine Bewertungs- mit anschließender "G&V-Krise" nach sich
gezogen, und schließlich zu einer "dramatischen Eigenkapitalkrise" geführt.
In Europa seien ausgerechnet jene Großbanken, denen man solches nie
zugetraut habe - UBS, Credit Suisse, Deutsche Bank - am meisten getroffen
worden.
Sal. Oppenheim habe selber nicht in Subprimes investiert. Im Beteiligungsgeschäft habe man aber Bewertungsverluste hinnehmen müssen. Dennoch habe man 2007 das beste Ergebnis in der Bankgeschichte eingefahren.
"Grausamer" März
Der Monat März sei für die
internationale Bankenwelt "der grausamste Monat" gewesen, den er, Krockow,
in seiner mehr als 30-jährigen Bankierskarriere erlebt habe. In dem Monat
seien die aus der Finanzkrise resultierenden Verluste dieser Branche so hoch
gewesen wie in allen sechs Monaten davor. Der kurzfristig größte Schock sei
der Beinahe-Zusammenbruch der US-Investmentbank Bear Stearns gewesen. Deren
ausstehende Kontrakte hätten mehr als das Eineinhalbfache des
Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone umfasst. Eine Pleite hätte die
Finanzwelt ins Chaos gestürzt.
An der wegen milliardenschwerer Fehlspekulationen am US-Hypothekenmarkt in Schieflage geratenen deutschen IKB ist Sal. Oppenheim mit rund 5 Prozent beteiligt. Laut Krockow wird Sal. Oppenheim seinen Anteil nicht verkaufen, wohl aber werde man sich verwässern lassen, indem man an Kapitalerhöhungen nicht mitziehe.
Staat ungeeignet als Bankeneigentümer
Kritisch bewertet der
Privatbanker die "überzogenen" Eigenkapitalrenditevorstellungen von
Großbanken, die wohl zu riskanteren Geschäften hingerissen hätten. Ebenso
kritisch sieht er, dass viele Institute - etwa die Landesbanken in
Deutschland - Aktivitäten außerhalb ihres Geschäftsmodells wählten. "Ich
würde mich nie trauen, etwas zu machen, das ich nicht kann." Krockow ist
schließlich auch überzeugt, dass der Staat als Bankeneigentümer nicht
geeignet ist.