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Wirtschaft nach "Katrina" am Ende

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Ein Jahr nach den verheerenden Hurrikans Katrina sind vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen im US-Bundesstaat Louisana deutlich zu spüren.

Die Schäden durch Katrina und Rita betragen in Lousiana rund 150 Mrd. US-Dollar. 18.000 Unternehmen sind total zerstört, 81.000 Firmen schwer getroffen. Der Bundesstaat hat mit den Folgen einer sinkenden Wirtschaftsleistung, der Abwanderung von Menschen und damit von Konsumenten und dem Ausblieben von Touristen zu kämpfen. Die Infrastruktur ist noch längst nicht wieder aufgebaut. Für den Wiederaufbau gibt es auch österreichische Vorschläge und Kooperationsangebote. "Doch fehlt es vor allem an einem zentralen Ansprechpartner vor Ort für die nötigen Maßnahmen und auch an finanziellen Mitteln", meint der für Louisana zuständige österreichische Handelsdelegierter in Chicago Franz Rössler.

Alleine im Bundesstaat Louisiana haben die Hurrikans Katrina und der drei Wochen später wüstende Hurrikan Rita 1.500 Menschenleben gekostet, 78.000 Bewohner obdachlos gemacht und rund 200.000 Gebäude zerstört. Die Lousiana Recovery Authority geht von einer Schadenssumme von mind. 150 Mrd. US-Dollar für den Bundesstaat Lousiana aus. Der direkte Schaden für die Wirtschaft wird mit ca. 50 - 70 Mrd. USD beziffert und ergibt sich aus den erwarteten Einbussen der Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2010, den 18.000 komplett vernichteten und 81.000 zumindest betroffenen Unternehmen sowie des Verdienstentgangs von 240.000 Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren. Louisiana ist der einzige US-Bundesstaat der USA, dessen Wirtschaftsleistung im Jahr 2005 gesunken ist - gemäß US-Bureau of Economic Analysis um -1,6% im Vergleich zum Vorjahr oder absolut um ca. 7,4 Mrd. USD. Besonders die Hafen- und Energieinfrastruktur wurde vom Hurrikan stark geschädigt. Die aktuelle offizielle Arbeitslosenrate von Louisana (Juli 2006) beträgt zwar nur 2,9%, in der Region um New Orleans beläuft sie sich auf rund 7,2%. Durch Abwanderung ist die Zahl der arbeitsfähigen Bevölkerung im Bundesstaat nach dem Hurrikan um 270.000 auf rund 1,85 Mio. Menschen gesunken, alleine in New Orleans wanderten rund die Hälfte aller Erwerbstätigen ab.

Der Wiederaufbau geht nur sehr langsam voran. Auch nach einem Jahr nach der Katastrophe sind die Schäden noch überall sichtbar: Über 50% der Dämme von Louisana gelten noch immer als stark oder gänzlich zerstört. In New Orleans, wo 80% aller Dämme zerstört sind, wird der Wiederaufbau noch mindestens bis zum Jahr 2010 dauern und soll selbst dann noch keinen ausreichenden Schutz gegen die schlimmsten Stürme der Kategorie 5 bieten können. Die Stromversorgung von Lousiana wurde bereits zu 60% wieder hergestellt, bei Gas beläuft sich der Versorgungsgrad derzeit aber nur auf 41%. Einige Regionen wie Lakeview und Lower Ninth Ward sind auch ein Jahr nach dem Hurrikan noch immer ohne Gas- und Stromversorgung. Etwa die Hälfte aller Routen der öffentlichen Verkehrsmittel sind mittlerweile wieder benutzbar, aber nur etwa 17% der nötigen Busse sind hierfür tatsächlich im Einsatz. Die New Orleans Regional Transport Authorithy kann nur mittels Subventionen des staatlichen Katastrophenschutzes FEMA überleben - bis Anfang Aug. 2006 war die Benutzung aller Verkehrsmittel überhaupt kostenlos. 11 der über 20 Großspitäler der Region laufen wieder im Normalbetrieb. Für unter- und nicht versicherte Personen ist die medizinische Versorgung aufgrund der Schließung des Charite Krankenhauses in New Orleans aber weiterhin schlecht.

Steuerbegünstigungen sollen Investoren anziehen. Mit dem durch Präsident Bush im Dez. 2005 unterzeichneten"Gulf Opportunity Zone Act of 2005" soll jetzt Investoren der Standort Louisana wieder schmackhaft gemacht werden. Diesen winken bis zu 50%ige Sonderabschreibungen von Anlageninvestitionen und besondere Steuerbegünstigungen bei Schaffung neuer Arbeitsplätze. Für die österreichische Wirtschaft wird sich nicht viel ändern, war diese doch auch bisher nicht mit österreichischen Niederlassungen in Louisiana präsent. Eher gibt es mit Österreich Verbindungen im humanitären oder Ausbildungsbereich. So zeigte der Austrokanadier und Magna-Gründer Frank Stronach nach den Hurrikans besonderes Engagement: Er hat innerhalb kürzester Zeit nach der Katastrophe in einer Spontanaktion rund 300 Menschen per Flugzeug auf eine ehemalige Pferderanch nach Florida evakuiert und kam damit den Hilfsmassnahmen der staatlichen Katastrophenhilfe FEMA zuvor. Gemeinsam mit anderen amerikanischen Unternehmen bietet er in der Wohnwagensieldung " Canadaville" 300 obdachlos gewordenen Opfern Unterschlupf. Das " Center for Austrian Culture and Commerce" an der Universität von Louisana pflegt seit 1997 den Austausch und den Kontakt mit der Universität Innsbruck. Ein Lichtblick beim Wiederaufbau ist der Tourismus. Die für die Region wichtigen Touristen kommen langsam aber doch wieder zurück. Heuer sollen 40% der traditionellen Tagungsgäste zurückkommen, 2007 sollen es bereits 70% sein und im Jahr darauf soll mit 93% fast schon die ursprüngliche Auslastung erreicht werden.

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