Kammer und Industrie haben sich ein neues Migrationsmodell ausgedacht. Damit könnten jährlich bis zu 40.000 Hochqualifizierte einwandern.
Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung haben am Dienstag ein gemeinsames Zuwanderungskonzept präsentiert. Die beiden Arbeitgeber-Organisationen wollen die Migration nach Österreich umkrempeln. Der Schwerpunkt soll auf besser ausgebildeten Arbeitskräften liegen, niedriger Qualifizierte kommen in dem Konzept im Wesentlichen nur als Saisonniers vor. Es gilt ein Punktesystem statt einer Quote. Die IV kann sich vorstellen, dass jährlich 20.000 bis 40.000 Zuwanderer ins Land kommen.
Nachfrage und Ausbildung
Im Wesentlichen besteht das Modell aus
sechs Säulen. Die zahlenmäßig wohl wichtigste ist jene für den Bereich, wo
eine Nachfrage für die jeweilige Branche besteht. Dieser Bedarf am
Arbeitsmarkt soll in dieser Säule neben der Qualifikation das wichtigste
Kriterium sein. Um die notwendige Punktezahl zu erreichen, sollten aber auch
zumindest einige andere Faktoren erfüllt werden, z.B. könnte es Bonuspunkte
für Deutschkenntnisse sowie für Jüngere (unter 35) oder für gut ausgebildete
Lebenspartner geben.
Türe auf für Hochqualifizierte
Ganz eilig haben es
Kammer und IV für hochqualifizierte Zuwanderer. Die müssen nicht einmal
einen Arbeitsplatz vorweisen und sollen in einem beschleunigten Verfahren zu
ihrem Aufenthaltstitel bekommen. Die Wirtschafstkammer ortet in manchen
Branchen noch immer eine Mangelsituation, zum Beispiel bei den technischen
Berufen aber auch zuletzt bei den Köchen.
Tür zu für Niedrigqualifizierte
Weniger toll sieht es
beim Arbeitgeber-Modell für niedrig qualifizierte Migranten aus. Für sie
bleibt nur die alt bekannte Saisonnier-Regelung über, was u.a. bedeutet,
dass diese nur befristet beschäftigten Arbeitnehmer in Tourismus und
Forstwirtschaft etwa kein Recht auf Familienzusammenführung haben.
Europa ist hinten nach
Laut International Organisation for
Migration hat die gesamte EU den Anschluss beim Wettkampf um die Fachkräfte
verloren. Während in Amerika, Asien und Ozeanien schon seit Jahren die best
Ausgebildeten gezielt angelockt würden, gebe es in der Europäischen Union 27
unterschiedliche System, die noch dazu alles andere als transparent seien.
Nun hat noch dazu innerhalb Europas ein Wettbewerb um die besten Kräfte
begonnen, etwa in Großbritannien, Deutschland und Tschechien.
Nachgedacht haben Wirtschaftskammer und IV auch über die Integration. Hier soll jeder Zuwanderer nach Ankunft ein individuelles Programm erhalten. Möglichst sollten die Migranten auch schon mit Vorkenntnissen einreisen. Ausgeklammert wurde der Bereich Asyl - nur so viel: Kammer und Industriellenvereinigung wünschen sich, dass Asylwerber nach drei Monaten im Land eine Arbeitsgenehmigung erhalten.
FPÖ sieht falschen Zugang
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl
kann dem Migrationsmodell nichts abgewinnen. Es gehe vielmehr darum, Arbeit
und Weiterbildungsmöglichkeiten für die zahlreichen inländischen
Arbeitslosen zu schaffen.