Romeo & Julia

Eine 
Theater-Sternstunde

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Endlich kann man wieder eine Theateraufführung wärmstens empfehlen.

Die Übung gelang nicht nur, sondern glückte wie schon lange keine mehr im sonst eher höhepunktfreien Wiener Theaterangebot. Der 33-jährige David Bösch inszenierte am Burgtheater Romeo und Julia so rundum famos, dass man tatsächlich von einem Glücksfall sprechen kann. Hier stimmte einfach alles.

Modern, heutiger Ton
Die Regie: Bösch und seine Akteure verständigten sich auf einen sehr modernen, heutigen Ton, der aber nie gewollt und peinlich klang. Romeos Rabauken klopfen Sprüche, stänkern und balgen sich, als würde ihnen das Testosteron schon aus allen Poren spritzen.

Die Kampfszenen
Staunenswert sind in dieser Inszenierung die Gefechte der Jünglinge, die mit dem Degen schnell zur Hand sind. Trainer Klaus Figge setzte einzelne Martial-Arts-Sequenzen in Szene, zu denen vermutlich sogar Wesley Snipes (Blade) gratuliert hätte.

Romeo und Julia
Der frischg’fangte 23-jährige Daniel Sträßer beweist als draufgängerisch Erobernder und sensibel Liebender durchgängige Bühnenpräsenz. Yohanna Schwertfeger (29), derzeit die Burgtheater-Jugendliche schlechthin, berührt als verliebtes Kind, dem die Wonnen des Erwachsenwerdens nur kurz vergönnt sind. Berührend, wie die beiden verstorbenen Unsterblichverliebten am Ende in einem Glasgehäuse himmelwärts schweben.

Die Nebenrollendarsteller
von Ignaz Kirchner (Capulet) über Petra Morzé (Lady Capulet) bis André Meyer (Benvolio) – alle blendend! Als Sensation des Abends entpuppte sich freilich Fabian Krüger (Mercutio), der so viel komische und tragische Kapazität offenbarte, dass man nach diesem Schauspieler glatt süchtig werden könnte. Ein einsames „Buh“, sonst viele Bravos und Jubel.

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