Opernkritik

Russische Romantik an der Wiener Staatsoper

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Star-Tenor Rolando Villazón kann in Tschaikowskis"Lyrische Szenen" nicht überzeugen.

Tschaikowskis „Lyrische Szenen“ Eugen Onegin, die auf Puschkins ironischem Versepos um den jungen Petersburger Müßiggänger basieren, sind in Falk Richters kalter, abstrakter Regie wieder an der Staatsoper zu erleben. Die schwermütige slawische Romantik und die melancholische russische Seele prägen Tschaikowskis von Tänzen getragene, geniale Partitur, die vom jungen deutschen Kapellmeister Patrick Lange ein wenig einförmig dirigiert wird, nicht aber die Inszenierung.

Dandy
Der polnische Bariton Mariusz Kwiecien ist ein toller Onegin, dessen strahlendes Timbre in kostbaren Farben schillert, ein überheblicher Dandy, den alles langweilt. Als todgeweihter Dichter Lenskij debütiert der mexikanische Startenor Rolando Villazón, dessen einst so schöne Amoroso-Stimme nach diversen Krisen glanzlos und verschattet klingt. Er singt, als ginge es um sein Leben, schwächelt allerdings dort, wo er Stärke zeigen sollte, bei den hohen Tönen, die angestrengt und gepresst daherkommen. Die berühmte Arie vor dem Duell, Kuda, kuda, gelingt immerhin passabel, die Fans jubeln, Villazón strahlt, und man wünscht ihm alles Gute, weil er so sympathisch ist. Dinara Alieva ist eine tadellose Tatjana, Ain Anger ein herrlich orgelnder Gremin.

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