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50 Rätsel im Fall Natascha Kampusch

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Pannen bei Zeugen und Spurensuche - Opposition fordert jetzt U-Ausschuss.

Eine Woche nach der Einstellung des Verfahrens gegen fünf Staatsanwälte kommt wieder Bewegung in den Fall Kampusch – ÖSTERREICH berichtete. Die Oppositionsparteien FPÖ, Grüne und BZÖ offenbaren unabhängig voneinander teils neue Pannen. Sie drängen auf einen U-Ausschuss. Es soll angeblich bis zu 50 Rätsel geben. Die größten:

  • Zeugenbefragungen: „Die Zeugin, die einen zweiten Täter sah, hat ihre Aussage nie zurückgezogen. Warum wurde sie nicht weiter befragt“, meint FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Auch Angaben eines Polizeihundeführers wurden nicht näher behandelt.
  • Indizien für Kind? Die FPÖ will Hinweise dafür haben, dass Kampusch ein Kind (von Priklopil, Anm.) hat. „Im Verlies wurden eine Haarlocke und ein Buch über Säuglingspflege gefunden. Was ist mit dem Kind? Lebt es noch?“, fragt Dagmar Belakowich-Jenewein (FPÖ). Häftling Arthur K., der sich im Fall Kampusch als Mitwisser angezeigt hat, will diese Tatsache bei der Staatsanwaltschaft zu Protokoll gegeben haben.
  • Mittäter? Laut FPÖ war das Verließ bei der Entführung nicht verschließbar. „Priklopil brauchte einen Zweiten, um sie einzusperren“, so die FPÖ. Auch BZÖ-Chef Ewald Stadler sagt: „Ich bin sicher, es gibt einen Mittäter. Ich sehe in Geldflüssen zwischen Priklopil und seinem Freund Ernst H. klare Hinweise dafür.“
  • Rolle von Ernst H.: Laut FPÖ sei es mysteriös, warum Ernst H. mit Kampusch telefoniert und Kontakte zu einer Sexshop-Besitzerin gehabt hat. Er habe auch seelenruhig Dinge aus dem Haus schaffen können, als längst die Spurensicherung am Werk war.
  • Sex-Video: BZÖ-Stadler: „Ein Sex-Video mit zwei Männern und einer Frau, die Kampusch sein könnte, wurde von der Justiz versiegelt und Kampusch nie gezeigt. Warum?“, fragt er.
  • Ermittler eingeschüchtert: Laut Strache soll SOKO-Ermittler Franz Kröll zu einem Journalisten gesagt haben: „Der Fall hat eine Dimension wie Lucona. Ich bin knapp davor, ihn zu lösen und die Kriminellen zu entlarven.“ Wochen später brachte er sich um. Strache: „Gab es einen Auftrag?“
  • Schlampereien: Nächste angebliche Panne: „Warum haben Leichenhunde im Garten von Priklopil angeschlagen, angeblich aber wegen modrigem Holz. Das ist nicht nachvollziehbar.“
  • Geldflüsse: Wie ÖSTERREICH berichtete, soll laut FPÖ im Priklopil-Haus ein Safe mit Schecks und Belegen für Giro-Konten gefunden worden sein.
  • Vertuschung in StA: Heute will Grünen-Aufdecker Peter Pilz weitere Ungereimtheiten öffentlich machen. „Teile der Staatsanwaltschaft waren Zentrum der Vertuschung und die Justiz half dabei.“ Werner Amon (ÖVP), Vorsitzender des Stapo-Ausschusses: „Alle neuen Verdachtsmomente sind ernst zu nehmen. Der Stapo-Ausschuss ist aber das richtige Gremium.“
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