Wirre Clips

Videos des Amok-Killers wurden zum Youtube-Hit

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Zuvor kaum beachtet, werden die wirren Clips von Friedrich F. jetzt tausendfach angeklickt.

Seit einer Woche fahnden Hundertschaften der Polizei nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll. Friedrich F. soll zwei seiner Nachbarn erschossen und eine weitere Person schwer verletzt haben. Seitdem ist der auf der Flucht.

Die Polizei hat sein Auto, seinen Pass, seinen Führerschein, sein Handy und sein Konto eingefroren. Doch noch immer hält die Jagd auf den 66-Jährigen das ganze Land in Atem. Er gilt als gefährlich und soll zudem bewaffnet sein.

Seine Weltansichten sind mehr als fraglich. Wie bereits berichtet, fuhr er mit einem Transporter mit einem „Heil Hitler“-Plakat durch die Gegend. Und auch auf Youtube verbreitete er sein Gedankengut. Bis vor einer Woche noch ohne großen Erfolg. Mittlerweile hat eines seiner Videos schon 130.000 Klicks auf der Video-Plattform. Dieser Clip wird von dem Sozialen Netzwerk gar unter den Trending Videos in Österreich aufgelistet.

Polizei ändert Taktik

Die Polizei hat indes alles getan, um ihn zu fassen. In Bataillonsstärke mit Kräften aus halb Österreich haben sie in der Gegend rund um den Tatort jeden Stein zweimal umgedreht. Gleichzeitig schützen in Stiwoll westlich von Graz Polizisten mögliche weitere Angriffsziele von Fritz F.: den Pfarrer, Staatsanwälte, Richter. Der Mann hat viele zu seinen Feinden erklärt. Er hasste die heimische Justiz, die Politik. Er fühlte sich als ungerecht behandeltes Opfer der Institutionen. Doch als gefährlich wurde der dreifache Familienvater in mehrmaligen psychiatrischen Gutachten nicht eingestuft.

Profis erstellen
 Täterprofil von Fritz F.

Die Polizei hat am Samstag ihre Taktik geändert. Sie hat die Soko „Friedrich“ gebildet. Weg von der Gelände- hin zur Ermittlungsfahndung. Das Täterprofil soll geschärft werden, um den mutmaßlichen Doppelmörder – es gilt die Unschuldsvermutung – doch noch zu fassen. Seine Frau wird dabei nicht helfen können. Sie hat sich in eine Nervenklinik begeben.

Reportage: Polizisten bewachen den Ort mit Sturmgewehren

Jedes Auto wird hier kontrolliert – sogar die Kofferräume. Die Angst, dass sich der Täter einschleicht und eine weitere Tat begeht, ist deutlich spürbar.

„Wir haben 722 Einwohner gehabt, jetzt sind es nur noch 720“, sagen Trauergäste unter Tränen bei der Beerdigung des ersten Opfers am Samstag in Stiwoll.

Auf dem Sportplatz parkt ein Polizeihubschrauber, in den Einfahrten der Bauernhäuser stehen gepanzerte Fahrzeuge. Polizisten in Sicherheitswesten und mit Sturmgewehren patrouillieren auf den Straßen.

„Ratlos und traurig“

„Es wird immer schlimmer. Zuerst kam der Schock, dann erst ­haben wir begriffen, was passiert ist und jetzt finden sie ihn nicht. Wir sind ratlos und traurig“, erzählt Bewohnerin Erna M. (78) ÖSTERREICH.

„Keine Widerrede“

Vom pensionierten Gärtner, der aus 50 Metern Entfernung seine beiden Nachbarn erschossen und eine weitere Nachbarin schwer verletzt haben soll, fehlt seit vergangenem Sonntag jede Spur. Dass er ein „Grantler“ war, ließ er die Dorfbewohner immer wieder wissen. Doch dass er gewalttätig werden könnte, versteht hier niemand. „Ich glaube, dass er ein Mensch ist, der keine Widerrede verträgt und immer im Recht sein will“, fährt die 78-jährige Erna M. fort. Sie selbst hat im Gegensatz zu vielen anderen keine Angst vor ihm, sie haben sich immer gut verstanden.

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