Wien-Wahl

Van der Bellen kämpft für Rot-Grün

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Der Grüne will mittels Vorzugsstimmen ein Direktmandat erkämpfen.

Es sollte der große Coup von Maria Vassilakou werden: Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen kandidiert für die Wien-Wahl am 10. Oktober. Doch die Freude war getrübt. Denn am Vorabend der Pressekonferenz hatte sich in Wien-Mariahilf eine Gruppe abgespalten, die als Basistruppe „Echt Grün“ gegen die Kandidatin Vassilakous und des Partei-Establishments, Susanne Jerusalem, antritt.

Van der Bellen soll Wahlschlappen stoppen
Aber mit Van der Bellen will Vassilakou wieder mit anderen Themen als den internen Querelen Schlagzeilen machen. Mit 66 Jahren soll er, der die Partei in den 1990er Jahren auf einen steilen Erfolgskurs brachte, jetzt in Wien die Trendwende nach den Wahl-Schlappen der jüngsten Zeit schaffen. Zwar gibt er im ÖSTERREICH-Gespräch zu, die notwendigen internen Reformen als Parteichef nicht abgeschlossen zu haben. Mit den Folgen kämpft nun Nachfolgerin Eva Glawischnig. Doch Van der Bellen ist trotzdem siegesgewiss: „Ich kämpfe für Rot-Grün in Wien.“ Sollte dies nicht möglich sein, könnte er sein Mandat aber auch zurücklegen.

Van der Bellen braucht 12.000 Vorzugsstimmen
Sicher ist dieses Mandat aber ohnedies nicht: Van der Bellen kandidiert auf Platz 29 der Landesliste. Für den Einzug in den Gemeinderat bräuchte er 10.000 bis 12.000 Vorzugsstimmen. Punkten will Van der Bellen mit einem Investitionsprogramm für Schulen und grüne Technologien.

Zuletzt war es Othmar Karas gelungen, mit einem Vorzugsstimmenwahlkampf für die EU-Wahl 2009 die ÖVP zum Sieg zu führen. Jetzt will Vassilakou mit Van der Bellen Grüne Wechselwähler mobilisieren: „170.000 Wiener haben schon einmal Grün gewählt. Das ist ein enormes Potenzial.“ Hinter diesem waren die Grünen, seit Eva Glawischnig 2008 den Parteivorsitz übernommen hatte, weit zurückgeblieben. Zuletzt retteten sie im Burgenland nur knapp einen Sitz im Landtag.

Die Krise verschärft haben zuletzt die internen Machtkämpfe der Van-der-Bellen-Nachfolger, die vor allem Glawischnig in der Öffentlichkeit als hilf- und orientierungslos erscheinen ließen. Das soll der Professor nun ändern.(nak)

ÖSTERREICH: Freda Meissner-Blau meint, Sie hätten als Parteichef interne Reformen nicht abgeschlossen.
Van der Bellen: Es ist schmeichelhaft, dass sie findet, ich hätte noch bleiben sollen, aber es war der richtige Zeitpunkt. Es gab damals Gespräche über interne Reformen. Aber nach der Wahl habe ich die strategische Ausgangsposition für mich als nicht so gut empfunden.

ÖSTERREICH: Hängen die Schwierigkeiten in den Wiener Bezirken auch damit zusammen?
Van der Bellen: In Mariahilf ist mit Susanne Jerusalem eine ausgewiesene Schulexpertin Spitzenkandidatin, in der Josefstadt Alexander Spritzendorfer, ein erfahrener Politiker. Ich verstehe den Schmerz von Heribert Rahdijan, aber er ist in der Abstimmung unterlegen. Für die Abspalter in Mariahilf habe ich null Verständnis.

ÖSTERREICH: Sie wollen in Wien in die Regierung und dort in Bildung investieren.
Van der Bellen: Ja, einen hohen Millionenbetrag, denken Sie nur an den Ausbau der Ganztagsschulen. Wien hat ein Budget von 11 Milliarden Euro, das muss drin sein.

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