Costa-Albtraum zu Ende

Passagier: Am Schiff herrschte die Panik

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"Schlimmste war die Dunkelheit": Bestialischer Gestank und 48 Grad in den Kabinen.

Sie winkten, sie strahlten: Von Weitem schon sah man die sichtlich erleichterten Passagiere an Deck der Costa Allegra, als sie nach dreitägiger Odyssee durch den Indischen Ozean im Hafen von Victoria auf den Seychellen anlegte. Kurz nach 8.30 Uhr konnten die 1.049 Urlauber das Schiff verlassen. Als erste Gruppe gingen die Franzosen von Bord, dann die Italiener, schließlich auch die 97 Österreicher.

Eine österreichische Touristin kollabierte, sie musste mit Kreislaufproblemen ins Spital: „Nach zwei Stunden und einer Infusion ging es ihr aber wieder besser“, sagt Konsul Michael Kratzer zu ÖSTERREICH. Er empfing die Österreicher am Kai.

Für 37 Österreicher endete auf den Seychellen der Urlaub: Sie entschlossen sich zur sofortigen Heimkehr. Heute früh landen sie in Wien-Schwechat mit einer Sondermaschine. Die restlichen 60 Austro-Passagiere können sich die nächsten 14 Tage auf luxuriöse Entspannung freuen. Costa spendiert einen 14-tägigen Gratisurlaub in einem Fünf-Sterne-Resort. 70 Prozent der Passagiere nahmen das Angebot an, auch der doppelte Reisepreis wird rückerstattet.

Costa Allegra erreicht Seychellen

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48 Grad – und wütende Italiener gegen den Kapitän
Trotz des versöhnlichen Endes – die Traumreise war der blanke Horror, erzählt Thomas Faller, einer der österreichischen Passagiere: „Nach dem Brand kam Panik auf. Einige stürmten die Rettungsboote. Paare, die voneinander getrennt waren, haben einander verzweifelt gerufen.“ Strom und Kühlung fielen aus, der Cruiser war manövrierunfähig. Rettungsübungen wurden abgehalten, das Schiff neigte sich sogar leicht. Es gab Prügeleien, sechs Personen erlitten Knochenbrüche.

„Es war schrecklich“, sagt Sigrid Größing (72), Schriftstellerin aus Salzburg, zu ­ÖSTERREICH: „Die hygienischen Zustände waren katastrophal.“ In den Kabinen herrschten 48 Grad. Geschlafen wurden auf Liegestühlen – mit angelegten Schwimmwesten: „Schlimm war auch die Dunkelheit“, schildert sie: „Zuletzt wollten aufgebrachte italienische Passagiere sogar den Kapitän attackieren“, erzählt sie: „Da herrschten reine Wut und blanke Panik – die fühlten sich von ihm belogen und absichtlich falsch informiert.“
 

Brand auf Costa Allegra: Kreuzfahrtschiff vor Seychellen havariert BILDER

Die 188 Meter lange und 28.597 Tonnen schwere Costa Allegra wurde 1992 zum Kreuzfahrtschiff umgebaut.

Das Schiff mit acht Decks zählt 399 Kabinen und kann bis zu 1400 Personen an Bord haben.

An Bord befanden sich 636 Passagiere verschiedener Staatsangehörigkeit, darunter 97 Österreicher, und 413 Crewmitglieder

Ein französischer Fischtrawler schleppt das nach einem Brand manövrierunfähige italienische Kreuzfahrtschiff zu einer nahe gelegenen Insel im Indischen Ozean.

Wie der britische Sender BBC am Dienstag meldete, können die mehr als 600 Passagiere dort von Bord gehen. Sie würden dann auf die Seychellen gebracht


 

Österreicher Thomas Faller im Interview:

"Es herrschte Panik an Bord"

Was passierte auf der Costa Allegra, als auf dem Schiff das Feuer ausgebrochen war?
Thomas Faller: Wir sahen, wie die Rettungsboote herabgelassen wurden. Deshalb machten wir uns alle bereit, das Schiff zu verlassen. Es herrschte ­eine Art Aufbruchsstimmung.

Wie haben sich die Passagiere verhalten? Hat an Bord der Costa Allegra Panik geherrscht?
Faller: Es gab regelrechte Panik unter den Passagieren. Besonders unter den Paaren kam es zu dramatischen Situationen. Viele konnten sich in dem Gedränge nicht mehr finden und schrien immer wieder den Namen des Partners, es war ein Chaos.

Was ist danach passiert?
Faller: Erst als das Feuer gelöscht war, konnte man sehen, wie sich die Lage an Bord etwas entspannte. Irgendwann waren die Passagiere dann beruhigt. Das Problem war bloß: Wir mussten an Deck schlafen, in den Kabinen hatte es 48 Grad.

Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Faller: Die Weiterreise empfand ich als sehr ruhig, man könnte auch sagen angenehm, fast langweilig.

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