Frankreich jagt Serien-Täter

Zeigt dieses Foto den Killer von Toulouse?

Teilen

Der Killer soll Ex-Soldat, Neonazi und Scharfschütze sein. Womöglich filmte er seine Tat.

Nach dem Anschlag auf eine jüdische Schule im südfranzösischen Toulouse mit vier Toten haben die Behörden noch keine heiße Spur zum Täter. Die Ermittler gingen verschiedenen Hinweisen nach, sagte Innenminister Claude Gueant am Dienstag. Der vier Todesopfer des Anschlages in Toulouse wurde am Dienstag um 11.00 Uhr mit einer Schweigeminute an Schulen in ganz Frankreich gedacht.

Staatspräsident Nicolas Sarkozy nahm an einer Pariser Schule an der Schweigeminute teil. "Alle Schüler, wir alle, sind betroffen durch das, was passiert ist", sagte er vor Schülern und Lehrern. "Diese Kinder sind wie ihr, die Opfer sind unschuldig." Die gesamte Nation fühle sich solidarisch mit den Angehörigen der Opfer. Frankreich tue alles, um den Täter dingfest zu machen.

Scharfschütze, Neonazi, Soldat?
Nach Angaben der Polizei könnte es sich um einen ausgebildeten Scharfschützen handeln. Sein Gesicht war bei der Tat in Toulouse von einem Motorradhelm verdeckt. Nach einem Bericht des Magazins "Le Point" könnte der Mann einer von drei Soldaten sein, die im Jahr 2008 wegen Neonazi-Umtrieben aus der Armee entlassen wurden. An der Suche nach dem Täter beteiligen sich Hunderte Polizisten.

Bluttat gefilmt
Innenminister Guéant zufolge hatte der Täter seinen Angriff womöglich gefilmt . Der Schütze habe eine kleine Kamera "um die Brust geschnallt" gehabt, sagte er in Toulouse, wo er die Umsetzung der höchsten Stufe des Anti-Terrorplans Vigipirate für die südfranzösische Region überprüfte, die am Montagabend angeordnet worden war. Der Täter sei kalt und zielstrebig vorgegangen und habe sich mit großer Präzision bewegt. Er sei deswegen besonders grausam, sagte der Minister.

Der Präsident hatte am Vortag für die betroffene Region die höchste Alarmstufe eines Anti-Terror-Plans ausgelöst. Damit patrouillieren ab sofort Militärs und Polizisten an allen öffentlichen Plätzen, die kommunale Polizei wird bewaffnet. Alle jüdischen und muslimischen Einrichtungen werden besonders gesichert. Aus Paris rückte Verstärkung an.

Opfer werden in Israel beigesetzt
Eine Sprecherin des Zentralrats der Juden in Frankreich (Consistoire central) bestätigte am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa, dass die Leichen der vier erschossenen Opfer - darunter drei Kinder - am Abend nach Israel geflogen werden sollen. Dort sollen sie beigesetzt werden.

Wahlkampf unterbrochen
Wegen des Anschlages will Sarkozy seinen Wahlkampf bis Mittwoch aussetzen. Auch seine schärfsten Konkurrenten,  der Sozialist Francois Hollande und die Rechtsextremistin Marine Le Pen, kündigten an, den Wahlkampf ruhen zu lassen. Die zwei Runden der Präsidentenwahl sind für April und Mai angesetzt. Experten gehen davon aus, dass sich der bisher aggressive und populistische Tonfall ändern wird. Sarkozy hatte zuletzt versucht, mit ausländerkritischen Tönen zu punkten.



 Nach scharfer Kritik aus Israel hat unterdessen die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton bestritten, den Anschlag auf jüdische Schulkinder in Toulouse mit den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen verglichen zu haben. "Sie hat eine allgemeine Bemerkung gemacht, um die Aufmerksamkeit auf das unglückliche Schicksal von Kindern in aller Welt zu lenken, die ihr Leben verlieren", sagte ihr Sprecher am Dienstag in Brüssel. "Sie hat keinerlei Vergleich angestellt."

 Als "empörend und realitätsfern", hatte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak am Dienstag nach Angaben seines Büros die Äußerungen Ashtons bezeichnet. Auch Außenminister Avigdor Lieberman nannte die Äußerungen Ashtons "unangemessen".

 Ashton hatte am Montag während einer Ansprache vor jungen Palästinensern in Brüssel nach eigenen Angaben gesagt: "Wenn wir uns an junge Menschen erinnern, die unter allen möglichen furchtbaren Umständen getötet wurden - die belgischen Kinder, die ihr Leben in einer schrecklichen Tragödie verloren haben, und wenn wir daran denken, was heute in Toulouse geschehen ist, wenn wir uns daran erinnern, was vor einem Jahr in Norwegen passiert ist, wenn wir wissen, was in Syrien passiert, wenn wir sehen, was in Gaza und in anderen Teilen der Welt geschieht - dann erinnern wir uns an junge Menschen und Kinder, die ihr Leben verloren haben."

 Der unbekannte Attentäter hatte Montag früh drei Kinder und einen Religionslehrer erschossen. Der Mann soll auch für die Tötung von drei Fallschirmjägern ausländischer Abstammung vor wenigen Tagen verantwortlich sein. Der Täter verwendete bei allen Anschlägen einen gestohlenen Motorroller und dieselbe Handfeuerwaffe. Die Behörden gehen von einem rassistischen Motiv aus.

Schießerei vor jüdischer Schule

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Schießerei vor jüdischer Schule