Syrien

Getötete Reporter in Homs begraben

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Stromausfälle in Homs: Körper nicht mehr vor Verwesung geschützt.

Die amerikanische Kriegsberichterstatterin Marie Colvin und der französische Fotograf sind offenbar bereits vor mehreren Tagen in der nun erstürmten syrischen Rebellenhochburg Homs begraben worden. Das geht aus Videos hervor, die nun im Internet publiziert worden sind. Die Clips sind mit 27. Februar datiert. Colvin und Ochlik waren nach Angaben Oppositioneller am 22. Februar in Homs in einen Artillerieangriff der Regierungstruppen geraten und getötet worden.

Auf den Videos ist ein Mann zu sehen, der zwei Körper herzeigt, die in weiße Leichentücher gehüllt sind und auf denen die Namen der Toten vermerkt sind. Der Mann sagt, dass sie begraben worden sind, weil wegen der Stromausfälle ihre Körper nicht mehr gegen die Verwesung geschützt werden könnten. "Marie Colvin wurde in Baba Amro getötet, weil sie eine Botschaft der Humanität (...) sendete, die Wahrheit über das hinaustragend, was in Baba Amro passiert ist", sagte der Mann, der mit Arztkleidung, einer Schutzmaske sowie einem Stethoskop gefilmt wurde.

Syrische Truppen stürmten Homs
In Homs hat die Armee am Donnerstag nach Angaben von Regimegegnern das seit Wochen belagerte Viertel Baba Amro erstürmt. Die Oppositionskräfte zogen sich zurück, weil ihnen Waffen und Munition fehlten, meldete der Sender Al-Arabija. Bei den Kämpfen sollen mindestens 23 Zivilisten und 12 Soldaten getötet worden sein. Die französische Journalistin Edith Bouvier, die in Homs mit Kollegen unter Artilleriefeuer geraten und verletzt worden war, wurde am Donnerstag in den Libanon in Sicherheit gebracht.

Journalisten in Sicherheit
Der französische Präsident Nikolas Sarkozy sagte, Bouvier und ihr Begleiter seien aus Syrien in den Libanon in Sicherheit gebracht worden. "Sie hat sehr gelitten." Zusammen mit Bouvier konnte der französische Fotograf William Daniels in Sicherheit gebracht werden. Er soll unverletzt sein. Bouvier, der britische Fotograf Paul Conroy sowie die amerikanische "Sunday-Times"-Kriegsreporterin Marie Colvin und der französische Fotograf Remi Ochlik waren in der umkämpften Stadt Homs in einen Artillerieangriff geraten. Colvin und Ochlik kamen dabei ums Leben.

Rotes Kreuz nach Baba Amro
Das syrische Staatsfernsehen berichtete, 90 Prozent des Rebellenviertels seien in der Hand der Streitkräfte. Die Armee durchsuche das Viertel nach Kämpfern, die noch Widerstand leisten könnten. Dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erlaubte das Regime in Damaskus, in Baba Amro Hilfe zu leisten, sobald das Viertel unter völliger Kontrolle der Streitkräfte sei.

Opposition gründet Militärrat
Die syrische Opposition, die anfangs als gewaltfreie Bewegung protestiert hatte, setzt im Widerstand gegen das Regime immer stärker auf militärische Gewalt. Der Vorsitzende des Syrischen Nationalrates (SNC), Burhan Ghaliun, sagte vor der Presse in Paris, der SNC habe einen Militärrat gegründet. Sein Ziel sei es jedoch nicht, einen Bürgerkrieg zu führen. Vielmehr wolle man Chaos verhindern.

EU "zutiefst besorgt"
Der EU-Gipfel in Brüssel zeigte sich "zutiefst besorgt" über der Lage. Im Entwurf der Abschlusserklärung wurden die syrischen Behörden aufgefordert, "sofort die massive Gewalt und die Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Zivilbevölkerung zu beenden". Zudem wurde erneut der Rücktritt Assads gefordert.

Der neue Syrien-Sondergesandte von Vereinten Nationen und Arabischer Liga, Kofi Annan, kündigte an, so rasch wie möglich nach Damaskus zu reisen. Ein Termin stand noch nicht fest. Annan sagte in New York, er wisse nicht, ob er den Präsidenten treffen werde. Er wolle versuchen, Assad in eine Lösung des Konflikts einzubinden.


 

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