Genetik

Wiedergeburt des Mammuts

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Forscher wollen ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben erwecken.

Durch die sibirische Tundra streifende Mammuts, brüllende Säbelzahntiger und jagende Höhlenlöwen? Was nach einer Neuauflage des Hollywood-Erfolgs "Jurassic Park" klingt, ist für viele Wissenschafter ein ganz realistisches Szenario. Denn Forscher weltweit arbeiten an Möglichkeiten, mithilfe der Gentechnik längst ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben zu erwecken. Technisch scheint das Klonen von schon vor Zehntausenden von Jahren gestorbenen Tieren möglich. Manche Wissenschafter haben beim Gedanken daran allerdings ein ungutes Gefühl.

Erst im März gaben Forscher an der australischen Universität von New South Wales bekannt, Genmaterial einer seit Anfang der 1980er-Jahre ausgestorbenen Froschart in entkernte Eizellen einer verwandten Art eingepflanzt zu haben. Tatsächlich entwickelten sich Embryonen, die aber alle innerhalb weniger Tage starben. Bereits 2009 war erstmals eine ausgestorbene Tierart wieder zum Leben erweckt worden, allerdings nur für kurze Zeit: Ein von einer Ziege ausgetragener Klon des 2000 gestorbenen letzten Pyrenäensteinbocks starb wenige Minuten nach seiner Geburt wegen einer Lungenanomalie.

Von den Rückschlägen lassen sich die Forscher nicht entmutigen
60 Jahre, nachdem den Biochemikern Francis Crick und James Watson die Entschlüsselung der DNA-Struktur und damit ein Meilenstein in der Genforschung gelang, rechnen Wissenschafter mit einem baldigen Durchbruch beim Klonen ausgestorbener Tierarten. "Bei den Fröschen könnte es ein oder zwei Jahre dauern", sagt Gentechnik-Experte Hendrik Poinar von der kanadischen McMaster-Universität. "Bei einem Mammut vielleicht 20 oder 30 Jahre, womöglich aber auch weniger."

Tatsächlich arbeiten Wissenschafter bereits an der Wiederauferstehung einer ganzen Reihe ausgestorbener Tiere: Australische Forscher wollen den Tasmanischen Tiger klonen, ein Beuteltier, das in den 1930er-Jahren ausstarb. Wissenschafter der britischen Universität Oxford wollen den Dodo wiederauferstehen lassen, einen bereits im 17. Jahrhundert ausgerotteten flugunfähigen Vogel. Und in Japan kündigten Wissenschafter 2011 an, binnen sechs Jahren das in der letzten Eiszeit ausgestorbene Mammut neu erschaffen zu wollen.

Gewebestücke mit ausreichend DNA
Was die Forscher brauchen, sind Gewebestücke der Tiere mit ausreichend gut erhaltenem DNA-Material. Mit bis zu 200.000 Jahre alter DNA könnte ein Klonen möglich sein - ein "Jurassic Park" mit den bereits vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Dinosauriern ist also völlig utopisch. Andere Tiere aus grauer Vorzeit könnten aber durchaus wieder zum Leben erweckt werden: "Wenn kein Gesetz es verbietet und die ethischen Standards ausgearbeitet sind, könnten ganze Landstriche in Sibirien mit Mammuts und Höhlenlöwen neu besiedelt werden", sagt der Genetik-Forscher Poinar. "Die Frage ist: Sollen wir das tun?"

Für die Soziologin Carrie Friese von der London School of Economics wird diese moralische Frage nicht ausreichend gestellt. Bei der Begeisterung für die technischen Möglichkeiten drohe außer Acht gelassen zu werden, was mit den geklonten Lebewesen passiere. Denn viele Tierarten starben aus, weil ihr natürlicher Lebensraum zerstört wurde. Ihre geklonten Nachfahren wären vermutlich zu einem Leben im Zoo verdammt, zumal sie keine Eltern hätten, die ihnen etwa das Jagen beibringen könnten. "Ein Tier ist mehr als sein Erbgut", sagt Friese. "Wie lernt ein Dodo, ein Dodo zu sein?"

Einwände, die der Bioethiker Hank Greely von der US-Eliteuniversität Stanford nicht gelten lassen will. "Ich denke, der beste Grund es zu tun ist, dass es einfach überwältigend wäre. Es wäre wirklich cool."

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