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Tödliche Waldbrände in Kalifornien

Bericht aus der Flammen-Hölle: 'Malibu ist ein Schlachtfeld'

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Die Zahl der Toten bei den Waldbränden in Kalifornien ist auf 31 angestiegen.

In der nordkalifornischen Ortschaft Paradise seien weitere sechs Leichen gefunden worden, teilte die Polizei am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Damit erhöhte sich dort die Zahl der Opfer auf 31 Menschen. Zudem seien weiterhin 228 Personen als vermisst gemeldet, hieß es.

 

Video zum Thema: Feuer-Hölle: Waldbrände wüten in Kalifornien



Im südkalifornischen Malibu waren bereits am Freitag zwei verbrannte Leichen in einem Auto entdeckt worden. Die dortige Polizei sagte am Sonntag, es seien keine weiteren Opfer in den Brandgebieten in Südkalifornien gefunden worden.

ÖSTERREICH-Chef Wolfgang Fellner berichtet direkt aus dem Katastrophengebiet:

Malibu, Sonntagmittag. Üblicherweise strömen zu dieser Zeit Zehntausende Kalifornier an die herrlichen Strände am Pazifik – doch heute ist es eine Geisterstadt.

Der gesamte Pacific Coast Highway ist über eine Länge von 40 Kilometern gesperrt. Das Feuer hat mittlerweile mehr als 283 Quadratkilometer zerstört, es tobt auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie der Neusiedler See. Nicht nur Malibu, auch die Vororte von Los Angeles entlang dem Highway 101 sind vom Feuer zerstört, darunter auch Calabasas, die Heimat der Karda­shians und vieler Hollywood-Stars.

Tausende Häuser zerstört? Ein Bekannter von mir, der es geschafft hat, durch die Polizeisperren nach Malibu zu kommen, berichtet: Das Feuer hat das Zentrum von Malibu erreicht, die Hügel dahinter, auf denen sich die schönsten Villen befinden, brennen fast alle. Vorne an der Küste sind Hunderte Häuser zerstört, nach seiner Meinung viel mehr als die bisher bestätigten 177 abgebrannten Villen. Der Bekannte berichtet: „Es sind vermutlich Tausende Häuser Opfer der Flammen geworden. Die gesamte Halbinsel von Point Dume ist dem Erdboden gleichgemacht – allein dort dürften 100 Häuser zerstört sein.“

Kalifornien Waldbrand Malibu
© APA/AFP/ROBYN BECK

Hunderte Villen in Brand

In und rund um Point Dume leben Dutzende Hollywood-Stars, darunter Julia Roberts, Barbra Streisand, aber auch Heidi Klum. Bestätigt ist bereits, dass die Traumvilla von Thomas Gottschalk zerstört ist.

Das Feuer tobt entlang des gesamten Pacific Coast Highway, zerstört eine Traumvilla (Durchschnittspreise 5 bis 10 Millionen Dollar, viele sind aber mehr als 30 Millionen Dollar wert) nach der anderen.

Verzweifelte Hausfrauen. Besonders dramatisch ist die Lage in den Hügeln landeinwärts, wo die spektakulärsten Villen liegen. Dutzende von ihnen stehen in Flammen oder sind schon zerstört – darunter die Villa, in der der Bachelor gedreht wurde, auch die Villa von Desperate Housewives oder die legendäre Paramount-Western-Stadt.

Kalifornien Waldbrand Malibu
© APA/AFP/ROBYN BECK

Schlachtfeld Malibu

Mein Bekannter berichtet: „In Malibu sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld, links und rechts vom Highway verbrannte Autos, verbrannte Villen, verbrannte Wälder – man kann sich nur mehr mit Atemschutzmaske und Taucherbrillen bewegen.“

Unglaublich: Die Feuerwehr steht dem Brand völlig hilflos gegenüber. Nur zehn Prozent des Brandes sind bisher gelöscht und gesichert. Im Rest kämpfen nur 50 Feuerwehrautos, nur 200 Polizisten und nicht einmal ein Dutzend Löschflugzeuge gegen die Flammen.

Kalifornien Waldbrand Malibu
© APA/AFP/ROBYN BECK

Kalifornien Waldbrand Malibu
© APA/AFP/ROBYN BECK

Waldbrand wird zum Polit-Skandal

Von „Feuer aus“ ist keine Rede – im ­Gegenteil: In den nächsten Stunden werden die so gefährlichen Santa-Ana-Wüstenwinde wieder stark zunehmen und bis zu 90 Stundenkilometer erreichen. Dann könnte das Feuer noch dramatischer werden und auch noch auf mehrere Vororte von Los Angeles übergreifen.

Mittlerweile macht sich bei den Bürgern von Los Angeles heftiger Zorn über das Versagen ihrer Politiker breit:

  • Der nach den Midterm-Wahlen aus dem Amt scheidende Gouverneur Jerry Brown ist auf Urlaub – und ward bisher nicht gesehen.
  • Sein Nachfolger Gary Newsom, der noch nicht einmal sein Büro bezogen hat, ist mit der 
Situation völlig überfordert.
  • Und Präsident Trump hat bisher nur in einem einzigen Tweet via Twitter die „korrupten Beamten“ der Nationalparks verantwortlich gemacht. Trump will ihnen in Zukunft jede Förderung streichen.

Empörung. Das empört die Bevölkerung hier zu Recht. Sie fragt: Wo ist das Militär? Wo sind Feuerwehr-Brigaden anderer Staaten? Warum schickt die Army nicht mehr Löschflugzeuge, oder stattet ihre Tausenden Helikopter und Flieger mit Löschmitteln aus? Warum ist eine Weltmacht wie Amerika nicht in der Lage, nach vier Tagen einen Waldbrand in den Griff zu bekommen?

Video zum Thema: Waldbrände: Wolfgang Fellner berichtet aus Kalifornien
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