Nach Erdbeben

Damm in China gebrochen - Tausende fliehen

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Fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in China mit voraussichtlich mehr als 50.000 Toten ist jetzt ein Damm gebrochen.

In aller Eile wurde am Samstag die Stadt Beichuan evakuiert, weil eine Flutwelle befürchtet wurde. Tausende Menschen und Bergungsmannschaften flüchteten in höher gelegene Gebiete. Unterdessen bestätigten die chinesischen Behörden offiziell den Tod von knapp 32.477 Menschen. Die Zahl der Verletzten gab die Regierung am Sonntag in Peking mit 220.000 an. 114 Stunden nach dem Erdbeben in der südwestchinesischen Provinz Sichuan wurde noch ein deutscher Tourist gerettet.

Menschen fliehen - und helfen sich gegenseitig
Laut Journalisten-Teams von ARD und ZDF ist bereits ein Damm gebrochen. Die Menschen sind um ihr Leben gerannt. Insgesamt sind sogar 700 Dämme beschädigt. Bei der Evakuierung der Stadt Beichuan wegen des drohenden Dammbruchs flüchteten die Bergungsmannschaften und Tausende Menschen eiligst in höher gelegene Gebiete, wie die ARD-Korrespondentin Ariane Reimers berichtete, während sie selber mit dem Kameramann und einer Assistentin den Berg heraufrannte. Die Menschen riefen "lauft, lauft" oder "schnell, schnell". "Alle helfen sich gegenseitig, auch an Engpässen." Anfangs habe es kurz Panik und Hektik gegeben, doch sei die Evakuierung nach zehn Minuten eher wie ein "geordneter Rückzug" verlaufen. "Alle ziehen aus der Stadt ab." Kurz zuvor hatten Soldaten laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, der Wasserstand steige und der Damm könne "jederzeit brechen". Es müsse evakuiert werden.

Damm oberhalb von Beichuan
Die Gefahr droht nach Angaben der Provinzregierung von einem Damm oberhalb von Beichuan. Bei dem Erdbeben am Montag hatte ein Erdrutsch einen Fluss blockiert, so dass sich ein See herausbildete. Experten waren bereits zu diesem natürlichen Damm aus Geröll, Felsen und Erde gefahren, um die Gefahr einschätzen zu können.

Deutscher nach fünf Tagen aus Trümmern gerettet
Doch es gibt auch erfreulichere Nachrichten aus der Krisenregion. Selbst 114 Stunden nach dem Beben werden noch Menschen geborgen. Ein deutscher Tourist ist fünf Tage nach dem schweren Erdbeben in China nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua lebend aus Trümmern gerettet worden. Der Deutsche sei in der südwestlichen Stadt Wenchuan 114 Stunden lang verschüttet gewesen, berichtete Xinhua am Samstag.

Suche nach Beben-Opfern geht weiter
Chinas Staatspräsident Hu Jintao hat die Helfer im Erdbebengebiet im Südosten des Landes zur Fortsetzung der Suche nach Überlebenden gedrängt. Auch wenn die wichtigsten Stunden nach dem Unglück vorbei seien, in denen es die besten Überlebenschancen gebe, bleibe die Rettung von Leben die oberste Priorität, sagte Hu am Samstag. Keine Mühe dürfe gescheut werden, um trotz aller Schwierigkeiten den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen.

Schäden an Atomanlagen
Bei dem schweren Erdbeben in China hat es nach Angaben der französischen Atomaufsicht auch leichte Schäden an einigen Atomanlagen in der Region gegeben. Radioaktivität sei aber offenbar nicht frei geworden. Die chinesischen Behörden hätten schnell reagiert und sofort alle Atomanlagen in der Region abgeschaltet, um sie zu kontrollieren, sagte am Freitag Thierry Charles, der für Sicherheitsfragen zuständige Direktor der französischen Atomaufsicht.

Kontrolle der Umweltproben
China betreibt den Angaben zufolge in der Provinz Sichuan einen Forschungsreaktor, zwei Brennstofffabriken und zwei Anlagen zum Bau von Atomwaffen. Alle Betrieben lagen zwischen 70 und 150 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Die chinesische Atomaufsicht (NNSA) wies ihre Mitarbeiter aber am Tag nach dem Beben an, sich auf Umweltprobleme vorzubereiten. Oberste Priorität habe das Trinkwasser, hieß es in einer undatierten Mitteilung der zum Umweltministerium gehörenden Behörde.

Schäden an älteren Anlagen
Charles erklärte unter Bezug auf Angaben der NNSA die Schäden seien an älteren Atomanlagen aufgetreten, bei denen schon vor dem Erdbeben mit der Demontage begonnen worden sei.

Hilfsflüge
Zwei US-Militärflugzeuge flogen am Sonntag Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete. Es sei das erste Mal seit der Katastrophe vom vergangenen Montag, dass Peking Hilfe von ausländischen Truppen annehme, berichtete Xinhua. Das erste Flugzeug mit Lebensmitteln, Generatoren und Decken an Bord sei in der Früh bereits in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, gelandet, sagte eine Vertreterin der US-Botschaft in Peking. Eine zweite Maschine sollte am Nachmittag in der Region eintreffen.

Chinas Präsident Hu Jintao dankte der internationalen Gemeinschaft für die Hilfe. "Im Namen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, des Staatsrates und des Zentralen Militärausschusses spreche ich den ausländischen Regierungen und internationalen Freunden, die uns bei unseren Rettungsarbeiten geholfen haben, tief empfundenen Dank aus", sagte Hu laut Xinhua.

Olympischer Fackellauf unterbrochen
Der Staatsrat ordnete am Sonntag eine dreitätige Staatstrauer an, die am Montag beginnen soll. Genau eine Woche nach dem verheerenden Beben solle am Montag um 14.28 Uhr Ortszeit (06.28 Uhr MESZ) in drei Schweigeminuten der Opfer gedacht werden, hieß es am Sonntag auf der Internetseite der Regierung. Auch der olympische Fackellauf wurde unterbrochen.

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