Nachbeben erschüttern China. Die Bergungsarbeiten an einigen Orten mussten eingestellt werden.
Starke Nachbeben haben die Menschen im chinesischen Erdbebengebiet am Freitag in neue Panik versetzt. Der heftigste Erdstoß in der Provinz Sichuan hatte amerikanischen Geologen zufolge die Stärke 5,5 und lag nur zehn Kilometer unter der Erdoberfläche - genau wie bei dem verheerenden Beben der Stärke 7,9 vom Montag. Die bestätigte Zahl der Todesopfer wurde inzwischen mit mehr als 22.000 angegeben, doch galten mindestens 14.000 Menschen noch als verschüttet, so dass letztlich mit etwa 50.000 Toten gerechnet wurde.
Hoffnungsschimmer
Kleine Hoffnungsschimmer gab es dennoch: Rund
80 Stunden nach dem ersten Beben konnten die Rettungsmannschaften aus den
Trümmern einer eingestürzten Schule ein überlebendes Kind bergen. Ganze 96
Stunden danach wurden eine Krankenschwester und zwei weitere Überlebende aus
dem Schutt einer Klinik in Beichuan gerettet, wie die amtliche
Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Mehr
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Angesichts der hohen Anzahl eingestürzter Schulen wurde zunehmender Unmut gegen die Behörden laut. Die Zahl der zerstörten Klassenräume wurde mit mindestens 6.900 angegeben, tausende Schüler kamen vermutlich ums Leben. Vertreter der Ministerien für Bildung und Wohnungsbau stellten sich sogar im Internet den Fragen wütender Bürger. Die Behörden kündigten harte Strafen für diejenigen an, denen Baufehler nachgewiesen werden könnten.
Tausende Menschen noch verschüttet
Allein in der Stadt
Mianzhu wurden laut Xinhua in sieben eingestürzten Schulen rund 1.700
Menschen verschüttet. 1.300 Leichen wurden bisher geborgen. Unter den
Trümmern einer anderen Schule in der Stadt Hanwang wurden 700 Kinder
vermutet. In Beichuan konnten 360 aus den Ruinen ihrer Schule befreit
werden, 700 galten aber noch als verschüttet. Auch wurden mehr als vier
Millionen Wohnhäuser zerstört oder beschädigt, wie das Wohnungsministerium
ergänzend berichtete. Das verheerende Erdbeben hat rund fünf Millionen
Menschen obdachlos gemacht.
Den Bergungsmannschaften läuft allmählich die Zeit davon. Die Rettungsarbeiten hätten jetzt ihre "kritischste Phase" erreicht, betonte der chinesische Staatspräsident Hu Jintao, der am Freitag in der Provinz Sichuan eintraf. Die Zeit werde knapp und die Herausforderungen seien immer noch sehr groß, sagte Hu in Beichuan. Der Präsident wolle den Angehörigen der Opfer sein Beileid auszudrücken, die Bergungsarbeiten inspizieren und einige der insgesamt 130.000 mithelfenden Soldaten treffen, meldete Xinhua.
Zeitdruck
Trotz des Zeitdrucks bei den Rettungsarbeiten mussten
18 Experten aus Großbritannien und Kanada in Hongkong weiter auf
Einreisevisa warten, wie die Zeitung "South China Morning Post" am Freitag
berichtete. "Es ist frustrierend", wurde der Brite Willie McMartin zitiert.
"Wir können aber nichts dagegen tun.
"Andererseits ließ China erstmals in seiner Geschichte ausländische Helfer ins Land. Bergungsexperten aus Südkorea, Russland und Singapur wurden erwartet, eine Gruppe japanischer Katastrophenschutzexperten war schon Sichuan. Bergungsmannschaften aus Japan wurden aber abgelehnt.
Die chinesische Regierung hat nach eigenen Angaben 5,4 Milliarden Yuan (500 Millionen Euro) für die Rettungsarbeiten bereitgestellt. Der wirtschaftliche Schaden infolge des verheerenden Erdbebens wurde auf 20 Milliarden Dollar (13 Milliarden Euro) geschätzt.