Der britische Ex-Premier wird Berater bei JP Morgan. Er betonte die Überschneidung zwischen Politik und Wirtschaft.
Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair wechselt an die Wall Street und wird Berater bei der Investmentbank JP Morgan. Blair werde in dem Teilzeitjob die Bank politisch und strategisch beraten, berichtete die Zeitung "Financial Times" (FT) am Donnerstag. Er wolle zudem "eine kleine Hand voll" weiterer Jobs in der Privatwirtschaft annehmen, sagte der Ex-Regierungschef dem Blatt. Nach Angaben von Branchenexperten erhält er für den Wechsel von der Downing zur Wall Street rund eine Million Dollar (681.199 Euro) pro Jahr. Blair hatte im vergangenen Juni sein Regierungsamt in London niedergelegt und arbeitet derzeit als Sondergesandter für das Nahost-Quartett.
"Extrem wertvoll"
"Ich war schon immer an dem
Einfluss der Geschäftswelt auf die Globalisierung interessiert",
sagte Blair der Zeitung. JP-Morgan-Chef Jamie Dimon betonte, Blair sei "extrem
wertvoll" für das Unternehmen. "Es gibt nur wenige Leute auf
der Welt, die Blairs Wissen und Beziehungen haben." Er habe sich mit
Blair auf Anhieb "super verstanden", sagte Dimon. Sie beide
wollten "die Welt zu einem besseren Ort machen und ein bisschen Spaß
dabei haben".
Mega-Honorar für Vortrag
Blair wird den Banken-Job
voraussichtlich neben seiner politischen Rolle im Nahen Osten und
Vortragsreihen erfüllen. Der Labour-Politiker hatte erst kürzlich für
Schlagzeilen gesorgt, nachdem er allein für einen Vortrag in China 500.000
Dollar erhalten haben soll. Das Geschäft mit JP Morgan hat nach
Zeitungsangaben der US-Anwalt Robert Barnett ausgehandelt, der schon für
Blairs Memoiren fünf Mio. Pfund (6,68 Mio. Euro) herausgeschlagen haben
soll.
Spekuliert wird, dass der Ex-Premier unter anderem auch für Jobs bei der britischen Großbank HSBC und dem US-Institut Citigroup im Gespräch ist. Zudem zirkulieren Gerüchte, wonach Blair der erste Präsident der EU werden soll. Blair ist nicht der erste britische Regierungschef, der in die lukrative Wirtschaftswelt wechselt, obwohl Labour-Politiker es stets vermieden hatten. John Major, einer von Blairs konservativen Vorgängern, wurde zum Beispiel Berater beim US-Finanzinvestor Carlyle.