Hunderte Tote

Neue Luftangriffe der Türkei im Nordirak

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Die Streitkräfte sprechen von Hunderten Toten seit Mitte Dezember. Präsident Gül lobt Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten.

Die türkische Luftwaffe setzt ihre Angriffe auf mutmaßliche Stützpunkte kurdischer Aufständischer im Nordirak unvermindert fort. Allein am Mittwochmorgen wurden acht Ziele bombardiert, wie die Streitkräfte auf ihrer Website mitteilten. Dabei habe es sich um Höhlen und andere Schlupflöcher der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gehandelt. Auch im Inland habe es Militäroperationen gegeben, hieß es weiter. Dabei seien binnen zwei Tagen elf kurdische Rebellen getötet und zwei gefangenen genommen worden.

Bombardierung unbewohnter Dörfer?
Ein Sprecher der kurdischen Peschmerga-Einheiten im Nordirak sagte, unter anderem seien unbewohnte Dörfer in der Provinz Dohuk bombardiert worden. Es war bereits die dritte bestätigte Serie solcher Luftangriffe binnen zehn Tagen. Am Dienstag teilten die Streitkräfte mit, seit Mitte des Monats seien mehr als 200 PKK-Basen im Nordirak attackiert und Hunderte Rebellen getötet worden. Bis zu 175 kurdische Aufständische seien allein den Luft- und Artillerieangriffen am 16. Dezember zum Opfer gefallen. Damals räumte das türkische Militär erstmals Einsätze auf irakischem Territorium ein. Zwei Tage später wurden für kurze Zeit auch Bodentruppen ins Nachbarland geschickt.

USA und Irak befürchten Gefährdung der ruhigen Lage durch Angriffe
Am vergangenen Wochenende gab es neue Angriffe. Die Streitkräfte bestätigten eine Serie von Bombardierungen am Samstag. Berichte über weitere Luftangriffe am Sonntag blieben vorerst widersprüchlich. Die USA und der Irak haben die Türkei aufgefordert, größere Militäroperationen im Nordirak zu unterlassen. Sie befürchten, dass die vergleichsweise ruhige Lage dort gefährdet werden könnte.

Der Ministerpräsident der autonomen kurdischen Region im Nordirak, Massud Barzani, kritisierte das Vorgehen der Türkei. Die wiederholten Angriffe im Nordirak seien nicht akzeptabel, sagte Barzani am Montag vor Journalisten in Suleimaniya. "Wir können nicht hinnehmen, dass unsere Dörfer bombardiert und die Bewohner getötet werden."

Lob für Zusammenarbeit mit US-Geheimdiensten
Präsident Abdulllah Gül lobte laut türkischer Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi die Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten im Kampf gegen die PKK. "Die Dinge laufen zur Zeit gut", weil die Türkei und die USA Geheimdienstinformationen austauschten, sagte Gül laut Anadolu Ajansi. "Wir sind beide zufrieden. So soll es sein." Dies hätte bereits früher erreicht werden können, unterstrich Gül. Anfang November hatte US-Präsident George W. Bush dem türkischen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Geheimdienstinformationen zur Bekämpfung der PKK versprochen. Zuvor hatte Ankara der Regierung in Washington Untätigkeit gegenüber den Kurdenrebellen im Irak vorgeworfen.

Schätzungsweise 3500 Kämpfer der verbotenen PKK nutzen nach der Überzeugung Ankaras den Nordirak als Rückzugsgebiet, um von dort aus immer wieder Angriffe in der Türkei zu starten. Im Kampf der PKK für die Selbstbestimmung der Kurden wurden seit 1984 mehr als 37.000 Menschen getötet.

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