Die Energiepreise schießen durch die Decke, die Urlaubssaison naht und am Ende des Geldes ist noch viel zu viel Monat übrig. Geldsorgen sind kaum jemandem unbekannt und so manchem rauben sie den Schönheitsschlaf.
Denn Geldnot bedeutet oft auch Sorge um den Nachwuchs, den Lebensstandard, was das Umfeld von einem hält. Wie kann man ein entspanntes und gesundes Verhältnis zu Geld aufbauen?
Wichtig vorab: Wer Stress mit den Finanzen hat, der muss natürlich das Problem an der Wurzel packen. Wo sich die ungeöffneten Rechnungen staplen, da hilft selbst das gesündeste Mindset nicht.
Wer aber grundsätzlich etwas weniger ausgeben und dafür mehr ansparen möchte, für den hat die Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Mira Fauth-Bühler* fünf schlaue Psycho-Tipps für ein gesundes Verhältnis zu Geld und wie man bewusster finanzielle Entscheidungen trifft.
Prof. Dr. Mira Fauth-Bühler, Neurowissenschaftlerin und Professorin für Wirtschaftspsychologie und Neuroökonomie.
1. Nicht mit schlechter Laune einkaufen
Ein Klassiker: Launenbedingte Impulskäufe, um sich was Gutes zu tun, weil der Job stresst und der Partner auch. Allzu oft bereuen wir diese Anschaffungen schon direkt danach. Eine Sache mehr, die man besitzt, aber eigentlich nicht wirklich braucht oder will.
Laut Prof. Fauth-Bühler kommt es zu solchen Sitautionen am ehesten, wenn negative Emotionen oder Stress empfinden. Infolge werden gerne Impulskäufe oder fragwürdige finanzielle Entscheidungen getätigt. Die Wissenschaftlerin erklärt dazu: „Das Kontrollsystem im Gehirn, mit dem wir langfristige Ziele anstreben, unsere Finanzen planen, Belohnungen hinauszögern und Impulsen widerstehen, ist außer Kraft gesetzt. Stattdessen übernimmt das Belohnungssystem und fordert die sofortige Befriedigung, die uns ein besseres Gefühl geben soll.“
2. Kein Einkauf unter Stress
Zeitdruck ist der Todfeind des rationalen Denkens! Laut Fauth-Bühler übernimmt das Belohnungssystem, sobald wir keine Zeit haben, mögliche Alternativen und Konsequenzen zu überdenken. Und eben jenes ist nicht nur für maximale Befriedigung zuständig, sondern fällt auch gerne auf alte Gewohnheiten zurück. Infolge verfällt man in ähnlichen Situationen immer wieder in dieselben Muster und das wird langfristig teuer.
Ein erster, aber entscheidender Schritt zu bewussterem Geldausgeben: sich dieser Gewohnheiten bewusst zu werden. Fauth-Bühler empfiehlt: „Identifizieren Sie die Auslöser (zum Beispiel Abverkauf) und Umstände (etwa ein Einkaufsbummel nach einem stressigen Tag), die dazu führen, dass Sie impulsiv Geld ausgeben – und versuchen Sie, diese zu vermeiden.“
3. Nicht alles mit Karte bezahlen
Aus Studien geht hervor: Wenn mit Kreditkarte gezahlt wird, denken wir weniger an den Preis, setzen das Einkaufen nicht mehr mit dem Bezahlen in Verbindung und haben nur noch die Belohnung vor Augen. Eine Konditionierung, die uns teuer zu stehen kommt.
4. Keine unrealistischen Sparziele setzen
Bewusster Umgang mit Geld ist nicht über Nacht erzielbar. Ein Fehler dabei: zu viele oder zu unrealistische Sparziele. Prof. Fauth-Bühler erläutert dazu: „Der Versuch, zu viele Impulse auf einmal zu kontrollieren, erhöht das Risiko des Scheiterns, was zu einem möglichen Fehlkauf führt, den man später bereut.“ Stattdessen sollte man Sparziele in kleinere Meilensteine zerlegen und diese möglichst konkret formulieren.
Der Vorteil dabei ist, dass so ein Sparverhalten entwickelt und zur Gewohnheit gemacht werden kann, das sich am Belohnungssystem orientiert. Also jedes Mal, wenn ein Zwischenziel erreicht ist, empfindet man ein Erfolgsgefühl. Nachdem es sich um kleinere Ziele handelt, erfordern sie einzeln nicht so viel Energie. Das nimmt den Druck, der mit aktiven Überlegungen und Sparentscheidungen verbunden ist.
Menschliche Gehirne sind weder dafür konzipiert zu sparen noch kluge Finanzentscheidungen zu treffen. „Sofortige Befriedigung liegt uns einfach näher als warten – und damit als Geld zu sparen oder zu investieren.“, so Prof. Fauth-Bühler. Die Psychologin schlägt vor eher langfristige finanzielle Ziele zu definieren. Nutzen Sie etwa digitale Tools, bei denen das Sparen automatisiert erfolgt, etwa Beträge regelmäßig und automatisch auf Unterkonten beiseitegelegt werden.
Letztendlich fühlt man sich in Bezug auf die eigenen Finanzen besser, weil man die positiven Emotionen des Spar-Erfolgs und des damit einhergehenden Dopaminausstoßes damit verbindet.
5. Kontrolle über die eigene Umgebung
Manchmal bringen einfache Lösungen die besten Erfolge: Ein Tag im Wald oder im Park spart bares Geld, denn dort wird man höchstwahrscheinlich nicht in Versuchung geführt etwas zu kaufen. Der Kaufimpuls, dem man vielleicht nicht widerstehen kann, kommt so gar nicht erst auf.
Und was ist mit Onlineshopping?
Wenn es ums Bestellen und Bezahlen online geht: Machen Sie es sich so schwer wie möglich!
Kartendaten, persönliche Angaben, Passwörter für Onlineshops sollten nicht abgespeichert, automatische Bezahlfunktionen deaktiviert werden. Wer jedes Mal die Daten raussuchen und eintippen muss, ist bald so genervt, dass jedes Sonderangebot deutlich weniger attraktiv wirkt!