Tiefrote Zahlen

A-Tec macht 2010 585 Mio Euro Verlust

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Chef Mirko Kovats ist für die Käufersuche dennoch optimistisch.

Die im vergangenen Oktober in die Insolvenz geschlitterte A-Tec hat im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 585 Mio. Euro gemacht. Das Unternehmen sprach am Mittwochabend bei der Bekanntgabe der Jahreszahlen aber von einer "soliden operativen Entwicklung" und gibt sich sicher, einen Geldgeber zu finden, der (rund) 200 Mio. Euro für den restlichen Konzern zahlt.

Käufersuche

"Ich kann ausschließen, dass Ende Juni nicht wenigstens ein entsprechendes verbindliches Angebot vorliegt", sagte A-Tec-Chef Mirko Kovats. Mehrere europäische und asiatische Gruppen interessierten sich für einen Einstieg.

Kovats, der laut einem Zeitungsbericht eigentlich schon heute eine Shortlist vorlegen wollte, glaubt nicht, den Namen des künftigen Investors bereits am 30. Juni bekanntgeben zu können. Zur Einhaltung des Sanierungsvertrags reiche das Vorliegen eines verbindlichen Angebots, sagte Kovats am Mittwoch zur APA. Von einer damit verbundenen Bankgarantie stehe im Vertrag mit den Gläubigern nichts.

Sollten mehrere solche Angebote vorliegen, werde der Vorstand noch um das für Unternehmen und Gläubiger günstigste Angebot verhandeln, dies dem Aufsichtsrat vorlegen und erst dann den Namen des Investors bekanntgeben, sagte Kovats: "Ich gehe davon aus, dass das im Juli passieren wird."

Das Sanierungsverfahren ist seit wenigen Wochen beendet, A-Tec hat seit diesem Zeitpunkt keinen Verwalter mehr, sehr wohl aber einen Vermögens-Treuhänder. Wird bis Ende Juni kein Käufer gefunden, der genug zahlt, dass die 47-prozentige Quote erfüllt werden kann (gut 200 Mio. Euro), darf Treuhänder Matthias Schmidt die Unternehmensteile getrennt verwerten.

Einer der höchsten Jahresverluste
Der Verlust von 585 Mio. Euro im vergangenen Jahr ist nach der RHI (870 Mio. Euro 2001) einer der höchsten Jahresverluste in der österreichischen Industriegeschichte. Die Hauptursachen liegen in der 2010 zerschlagenen Anlagenbaudivision AE&E (mehrere hundert Millionen Euro Verlust) sowie in Sonderabschreibungen in der Motoren-Division (ATB) in Höhe von 91 Mio. Euro. A-Tec weist per Ende 2010 ein negatives Eigenkapital von 223,5 Mio. Euro (-24,6 Prozent Eigenkapitalquote) auf.

Ein Bestätigungsvermerk des Wirtschaftsprüfers fehlt auf den am Mittwoch vorgelegten vorläufigen Zahlen. Kovats führt dies darauf zurück, dass noch kein Käufer/Investor feststehe und das Sanierungsverfahren für den Prüfer daher noch nicht positiv abgeschlossen sei: "Das ist für das Testat aber die einzige offene Frage."

Durch die Pleite der größten Division Anlagenbau ist der A-Tec-Umsatz von 3,0 auf 1,4 Mrd. Euro im Jahr 2010 zurückgegangen, die Bilanzsumme schrumpfte um 65,2 Prozent auf 907 Mio. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich von 11.900 auf 5.600 Personen.

Aktien werden nicht verkauft
Sollten die Bank-/Bond-Schulden durch die Erfüllung des Sanierungsvertrags gestrichen werden, hätte A-Tec eine Eigenkapitalquote von 23 Prozent, sagte der Gründer des Mischkonzerns, der zusammen mit seinem Geschäftspartner Christian Schmidt noch rund 71 Prozent kontrolliert. Auch wenn der Kurs in der vergangenen Woche um 50 Prozent auf 2,7 Euro gestiegen ist, "verkaufen wir unsere Aktien nicht", beteuerte Kovats im Interview.

Er besteht auf der Sprachregelung, wonach ein künftiger Geldgeber kein "Käufer", sondern ein "Investor" und eine Verwässerung der alten Aktionäre lediglich "eine Möglichkeit" sei und sagte, dass ein Einstieg auch anders als über eine Kapitalerhöhung erfolgen könne.

Umsätze gestiegen
Trotz Mega-Abschreibungen und Insolvenz des größten Unternehmensteils sind die (um die Pleite-Division bereinigten) Umsätze der A-Tec im vergangenen Jahr um knapp 42 Prozent gestiegen, wobei der Bereich Minerals & Metals wegen des gestiegenen Kupferpreises um 67 Prozent mehr erlöst hat, geht aus der Unternehmensaussendung in den Abendstunden des Mittwoch hervor. Durch die Aufwertung der Lager stieg der Gewinn von Brixlegg & Co. 2010 deutlich an.

Die Antriebstechnik mit der Fabrik im steirischen Spielberg musste im Vorjahr 91 Mio. Euro abschreiben, von denen laut Vorstandschef Christian Schmidt zu einem späteren Zeitpunkt 81 Millionen wieder aufgewertet werden könnten. Operativ sei man profitabel unterwegs, vor allem wegen der Industriekonjunktur in Mitteleuropa "geht das Geschäft in Spielberg aktuell wie die Hölle". Im ersten Quartal hätten deswegen 40 Leute aufgenommen werden müssen.

Forderungen nachrangig gestellt
Dass die Motorendivision trotz Abschreibungen von 91 Mio. Euro nicht überschuldet ist, sei darauf zurückzuführen, dass A-Tec Forderungen gegen ATB in etwa der gleichen Höhe nachrangig gestellt wurden, was wie die Zufuhr von Eigenkapital wirke, wurde erklärt. Steige ein Investor bei A-Tec ein, habe die ATB, die zu 98 Prozent der A-Tec gehört, Anspruch auf frisches Eigenkapital in Höhe von 10 Mio. Euro.

Im Auftaktquartal 2011 sind die Umsätze der drei verbliebenen A-Tec-Divisionen um 30 Prozent auf 430 Mio. Euro gestiegen, das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei 25,3 Mio. Euro. Für 2011 erwartet die A-Tec eine "solide Geschäftsentwicklung" und einen Umsatz in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Das Ebit soll 65 Mio. Euro erreichen, heißt es im Geschäftsausblick.

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