Hersteller verweisen auf diverse Kostensteigerungen: Corona drosselte Selbstimporte und Ausländerkäufe im Westen.
Anfang Oktober werden Zigaretten in Österreich um 20 Cent pro Packerl teurer. Grund ist aber nicht nur die wegen der Coronakrise um ein halbes Jahr verschobene Anhebung der Tabaksteuer. Sowohl Marktführer Philip Morris als auch JTI Austria als Nr. 2, die frühere Austria Tabak, erhöhen die Preise auch wegen anderer Mehrkosten der letzten Jahre, in denen "Glimmstängel" nicht teurer wurden. Den Gesamtmarkt sieht man heuer stabil bis leicht steigend.
JTI-Austria-Sprecher Ralf-Wolfgang Lothert verwies im APA-Gespräch auf zusätzliche Kostenfaktoren der letzten drei Jahre wie die von der Europäischen Union (EU) der Branche auferlegte Umstellung der Zigarettenpackungen, Gebührenzahlungen an die AGES (die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), Kosten für das europäische Zigaretten-Rückverfolgungs-Tracking- und -Tracing-System sowie letztlich auch die Tabaksteuererhöhung, die eigentlich schon mit 1. April fällig gewesen wäre.
Philip-Morris-Sprecher Florian Gross nannte ferner die Mindesthandelsspanne für die Trafikanten, die angehoben wird. Diese Spanne werde marginal erhöht, faktisch nachgezogen, wie dies im Regierungsprogramm zur Existenzsicherung verankert sei, so Trafikanten-Obmann Josef Prirschl zur APA: "70 Prozent unserer Deckungsbeiträge kommen vom Tabak." In Österreich wird Tabak ausschließlich über Fachgeschäfte und lizenzierte Verkaufsstellen vertrieben, beides zusammen ergibt mehr als 5.200 "Trafiken". Diese hätten durch Corona viel von ihrem Geschäft verloren, etwa beim Ticketverkauf, teils auch beim Glücksspiel - im Lockdown stärker, doch auch jetzt noch leicht im Minus. Im Vergleich zu anderen Branchen müsse man aber zufrieden sein, so der Trafikanten-Obmann.
Corona-Jahr positiv
Die beiden Marktführer, Philip Morris mit etwa 40 Prozent Anteil und JTI Austria mit rund einem Drittel, und auch die Trafikanten selbst gehen für das heurige Corona-Jahr 2020 unisono von einem stabilen bis leicht steigenden Zigarettenmarkt in Österreich aus.
In der Coronakrise wird nicht weniger geraucht, sondern eher an anderen Orten, zum Beispiel mehr daheim als am Weg in die Arbeit, an Bahnhöfen, Flughäfen oder anderen Verkehrsknotenpunkten. Im Westen Österreichs wurden durch die Reiseeinschränkungen wegen Covid-19 heuer weniger Zigaretten verkauft, weil sich Deutsche oder Schweizer seltener relativ günstig bei uns eindecken konnten - im Osten mehr, weil dort weniger Rauchware aus dem Ausland mitgebracht wurde. "Die Österreicher kaufen heuer mehr im Inland", so Prirschl. 2019 seien 14 bis 15 Prozent des gesamten Zigarettenvolumens nicht in Österreich versteuert worden, sagt Lothert.
Aus der Tabaksteuer nahm der Staat 2019 rund 1,9 Mrd. Euro ein - samt Mehrwertsteuer 2,4 Mrd. Euro. Der Umsatz der Trafikanten aus Tabakwaren betrug 3,15 Mrd. Euro. Heuer bis Juni wurden 27 Mio. Euro mehr Tabaksteuer eingenommen als im gleichen Zeitraum 2019. Dabei stach der Lockdown-Monat April mit 13 Prozent Einnahmenplus besonders heraus. Grund waren die Grenzschließungen, da es fast unmöglich war, Zigaretten aus dem Ausland zu importieren, hieß es in einer Aussendung des Finanzministeriums. 2019 wurden 13,6 Mrd. Zigaretten geraucht in Österreich - 1.700 Stück pro Einwohner pro Jahr und fast 5 "Glimmstängel" pro Tag für jeden Österreicher.