KV-Verhandlungen

Metaller: Gewerkschaften fordern 11,6 Prozent

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Die Metaller-Gewerkschaften haben heute die Herbstlohnrunde mit der Übergabe des Forderungsprogramms an alle Arbeitgeberverbände der Metallindustrie eingeläutet. Sie fordern 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt.  

Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA haben am 25. September die Herbstlohnrunde mit der Übergabe des Forderungsprogramms an alle Arbeitgeberverbände der Metallindustrie eingeläutet. In den kommenden Wochen sollen die Lohn- und Gehaltserhöhungen für die rund 200.000 Beschäftigten verhandelt werden. Die für die KV-Verhandlung relevante Inflationsrate liegt bei 9,6 Prozent. Der neue Kollektivvertrag gilt ab 1. November 2023.

Zweistellig. Die Gewerkschaften fordern 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt und begründen dies mit der Sicherung der Kaufkraft, denn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten in den letzten Monaten einen der größten Reallohnverluste in der Geschichte der zweiten Republik erlitten. „Die Arbeit der Beschäftigten wurde massiv entwertet. Sie können sich um rund zehn Prozent weniger leisten als noch vor einem Jahr. Das ist gleichbedeutend mit einem Monat gratis arbeiten“, erklären die beiden Chef-Verhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

Die Chef-Verhandler der Metaller-Arbeitnehmer sagen: "Die Metallindustrie hat in den letzten Jahren prächtig verdient und Gewinnausschüttungen in Milliardenhöhe getätigt. Dies war auch in den letzten Monaten der Fall, also in jener Zeit, in der wieder einmal die Gewerkschaften und die Arbeitnehmer:innen aufgefordert wurden, sich in Zurückhaltung zu üben." Die Arbeitnehmer bräuchten jetzt eine spürbare und vor allem nachhaltige Erhöhung, damit ihr Leben leistbar bleibe. "Wir werden uns mit ganzer Kraft für die Interessen der Beschäftigten einsetzen und mit unseren Verhandlungspartnern an fairen Lösungen arbeiten“, sagte Binder.

Arbeitgeber: "Nicht zu stemmende Herausforderung"

Die Arbeitgeberverbände versuchen die Forderungen einzubremsen, appelliert "für Augenmaß". Ihr Verhandlungsleiter Andreas Lahner stellt via Aussendung klar, dass die rollierende Inflation nicht die Ausgangsbasis für Diskussionen über Lohn- oder Gehaltserhöhungen sein kann. Er wies darauf hin, dass einerseits auch das Gewerbe massiv von Kostensteigerungen betroffen ist, andererseits schon jetzt spürbare Rückgänge bei den Auftragseingängen, besonders im Baubereich, zu verzeichnen sind.

"Angesichts der Tatsache, dass gerade im Gewerbe der Personalkostenanteil einen beträchtlichen Prozentsatz der Stück- bzw. Projektkosten einnimmt, stellen überproportionale Erhöhungen von Personalverrechnungssätzen eine nicht zu stemmende Herausforderung dar", so Arbeitgeber-Chefverhandler Andreas Lahner.  

Auch eine Verkürzung der Arbeitszeit wird besprochen

Das Verhandlungsteam der Gewerkschaften will auch das Thema Arbeitszeit mit den Arbeitgeberverbänden besprechen. Beschäftigte sollen künftig das Recht haben, Teile der vereinbarten Ist-Erhöhung in zusätzliche Freizeit umzuwandeln. Zudem steht die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche auf dem Programm. "Da beinahe niemand durchgehend 25 Jahre oder mehr beim selben Arbeitgeber beschäftigt ist, ist die sechste Urlaubswoche für die meisten Arbeitnehmer:innen unerreichbar", so Binder.

Weitere Forderungen betreffen unter anderem die rund 8.000 Lehrlinge in der Metallindustrie. Nach Abschluss ihrer Lehre sollen sie künftig bei der Einstufung im kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltsschema mit Absolventinnen und Absolventen höherer berufsbildender Schulen gleichgestellt werden. Zurzeit beträgt der Einkommensunterschied in der Grundstufe 390 Euro brutto. „Die duale Lehrausbildung muss angesichts des Fachkräftebedarfs weiter aufgewertet werden. Es geht um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit der heimischen Metallindustrie“, sagen Binder und Dürtscher.
  

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