AUA-Gesundung steht und fällt mit Osten

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In den nächsten Monaten wird der Flugplan komplett umgekrempelt. Beim Personalabbau stehen nach Ablauf der Kurzarbeits-Schutzfrist jetzt die härtesten Schnitte an. Beim Arbeitsmarktservice wurden die ersten Kündigungen angemeldet.

Im Linienverkehr lassen die Vorausbuchungen 2010 im Schnitt ein zweistelliges Plus ableiten. Damit werden in den Augen der AUA-Manager die beim Verkauf an die Lufthansa aufgeflammten Ängste um den Hub Wien minimiert. Ob die konzerninternen Profitziele wirklich erreicht werden, hängt vor allem vom strategisch relevanten Ost-Geschäft ab, das unter der Rezession gelitten hat. "Der Ost-Markt ist noch nicht gekommen", sagte Bierwirth vor Journalisten.

Länder wie die Ukraine hätten enorme Probleme. Zwar zögen Regionen im Nordosten (Polen) schon wieder an, "wir brauchen aber Südosteuropa". Ob da weitere Strecken gestrichen werden müssen, hängt davon ab, ob heuer die Talsohle erreicht ist. "Mikromärkte" könnten da schnell irrelevant werden. Für 2010 ist bisher nicht geplant, weitere Oststrecken auszudünnen.

Langstrecke kein Auslaufmodell

Mit Ausnahme weniger Strecken hat die AUA mit der Langstrecke nie Geld verdient. Trotzdem sei die Langstrecke kein Auslaufmodell, versichern die AUA-Chefs. In den nächsten Monaten werden die Flugpläne komplett neu entworfen. Bis zum Start des neuen Winterflugplans will man damit fertig sein.

Dabei werde man "harte Gründe" aufzeigen, über Wien zu fliegen, sagte Bierwirth. Beispiel Peking: Wenn alle Airlines am Vormittag fliegen, habe der eine Chance, der nachts fliege. Innerhalb des Konzerns will die AUA "Strecken zu anderen Zeiten fliegen als Lufthansa oder Swiss", Ostanbindungen über Wien sollen stärker mit Verbindungen aus Deutschland vernetzt, Ziele nach dem Nahen und Mittleren Osten ausgebaut werden.

Kritisch sieht die AUA, in den letzten Jahren beinahe alle Billigairlines nach Wien "eingeladen" zu haben. Nun will Austrian den Diskont-Konkurrenten Passagiere abjagen, "ohne selber zur Billigairline zu werden". Details werden noch nicht viele genannt. Der Einsatz größerer Flugzeuge auf relevanten Strecken bedeute aber weniger Kosten pro Sitz und damit "Spielraum beim Preis". Von Bundesländern, deren Hauptstädte die AUA mit Verlust bedient, pocht die AUA auf Subventionen, allen voran von Linz, Graz und Klagenfurt.

2010 sei ein Schlüsseljahr für die AUA, sagten Bierwirth und Malanik. Die Umsetzung eines zukunftsfähigen Geschäftsmodells sei unabhängig von der laufenden Sanierung, also der Beseitigung von Altlasten sowie Kostensenkungen. Nach Ende der Schutzfrist nach der vorjährigen Kurzarbeit sei man jetzt im "schmerzhaftesten" Prozess im Mitarbeiterabbau, sagte Malanik.

Der große Brocken komme erst jetzt. Ende 2009 waren bei der AUA bereits weniger als 7.000 Leute tätig, heuer soll es "in Richtung 6.000" gehen. Wie viele Kündigungen schon ausgesprochen wurden, wird nicht gesagt. In den letzten Monaten haben 40 bis 50 Führungskräfte die Firma verlassen, einvernehmlich. 60 Piloten nahmen den "Golden Handshake", insgesamt werden bei Tyrolean (Kurzstreckensparte) 120 Piloten/Copilotenstellen abgebaut, die meisten davon in Wien stationiert. In Innsbruck selber laufen "Infrastruktur"-Verhandlungen mit dem Land.

Im Unmut über die Streichungsprogramme orten die beiden AUA-Chefs auch die neuen Gerüchte über ihre baldige Ablöse: "Wir schließen einen Wechsel im Vorstand aus, in aller Deutlichkeit."

Streit mit Russen um Landerechte

Kommende Woche Montag (25. Jänner) geht in Moskau das Ringen um die Russland-Landerechte der AUA weiter. Verhandler sind die Luftfahrtbehörden Russlands und Österreichs, AUA-Experten sind eingebunden. AUA-Vorstand Peter Malanik geht zunächst davon aus, dass die AUA die Rechte für den Rest des Winterflugplans abermals verlängert bekommt, die Frist zur Klärung des Streits bis Ende März erstreckt wird.

In einem nächsten Schritt würde dann der Sommerflugplan vorgelegt. "Wenn die Landerechte immer wieder verlängert werden, haben wir auch nichts dagegen", sagte Malanik vor Journalisten. Aber irgend wann sollte diese Angelegenheit einmal fest gemacht werden.

Die Landerechte in Russland sind an einen bilateralen Staatsvertrag mit in den Augen der AUA anachronistischer Nationalitätenklausel gebunden, wobei im Fall der AUA die bisherigen Rechte für eine Fluggesellschaft in mehrheitlich österreichischem Besitz galten. Die AUA ist seit Herbst 2009 zwar vollständig im Lufthansa-Konzern konsolidiert, mit einer österreichischen Stiftungslösung wurde aber eine dominante österreichische Eigentümerschaft dargestellt. Ähnlich waren bei ihren Zusammenschlüssen auch KLM und Air France und Lufthansa/Swissair vorgegangen. Österreich muss nun nachweisen, dass die AUA weiter eine "österreichische" Airline ist.

Russland sei das letzte noch ungelöste Problem bei den Flugrechten, so der AUA-Vorstand. Malanik sprach von einem "politischen" Problem und nicht von einem rechtlichen. Insofern bedürfe es auch einer politischen Lösung. "Russland hat viele Fragen, wie das österreichische Stiftungsrecht funktioniert", sagte Malanik vor Journalisten. Es werde gepokert. "Es ist zäh."

Ursprünglich wollten die Russen bis 1. Februar zu einer Lösung kommen, diese Frist soll nun, wie es heißt, in den Verhandlungen nächste Woche bis Ende März verlängert werden. Ob es in dem Poker bloß um mehr Landerechte der Aeroflot für Westeuropa geht, lässt Malanik offen. Die alte Nationalitätenklausel sei im übrigen auch EU-rechtswidrig, "die dürfte es gar nicht mehr geben."

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