AUA-Vorstände sehen Deadline gelassen entgegen

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Unter der Voraussetzung, der Verkauf an die Deutsche Lufthansa platzt nicht, wurden am Dienstag in einer AUA-Sonderhauptversammlung neue Aufsichtsräte gewählt. Ein Alternativszenario für ein Scheitern des Deals stand nicht auf der Tagesordnung.

Bei jedem Eigentümerwechsel wird von der Spitze an das Kontrollgremium neu besetzt. Derzeit steht namens des Hauptaktionärs Republik Österreich ÖIAG-Chef Peter Michaelis an der AUA-Aufsichtsratsspitze. Er würde nach dem Closing mit der Lufthansa vereinbarungsgemäß abgelöst.

Kapitalerhöhung und Satzungsänderung

Neben den acht neuen Aufsichtsräten hat die HV - unter Vorbehalt - auch eine Kapitalerhöhung sowie diverse Satzungsänderungen abgesegnet. Lufthansa-Chef Mayrhuber wurde (bedingt) Aufsichtsrat, war aber beim Aktionärstreffen nicht anwesend. Für den AUA-Anleger Staller war das "eine Frechheit der Sonderklasse, dass wir wieder über Aufsichtsräte abstimmen müssen, die nicht einmal den Anstand haben, sich persönlich den Anlegern zu stellen".

"Strukturdiskussion schwächt uns in Brüssel"

Im Wiener Austria Center sprach Michaelis am Dienstag in Bezug auf die AUA-Privatisierung von einer "schwierigen Phase". Derzeit sei nicht absehbar, ob das EU-Prüfverfahren bis Ende Juli abgeschlossen ist. Deshalb gab er auch keine weitere inhaltliche Einschätzung ab. Allerdings: "Wenn alle Beteiligten es wirklich noch wollen, haben wir die Chance, dass bis 31. Juli diese Transaktion erfolgreich abgeschlossen werden kann."

Termin 31. Juli "nicht zwingend"

Die neue "innerösterreichische Strukturdiskussion" - also die vom Bundeskanzler eröffnete Debatte um eine Auflösung der ÖIAG - sieht Michaelis kontraproduktiv: "Das schwächt unsere Position in Brüssel." AUA-Vorstand Peter Malanik ließ erkennen, dass der Termin 31. Juli keine unverrückbare Deadline zu sein braucht.

"Ich glaube, dass wir das alle im Juli noch hinbringen können", sagte Malanik nach der Hauptversammlung. Es gebe diese Frist auch von der Übernahmekommission. Eine Verlängerung sei zwar schwierig, Signale gibt es bisher auch nicht. Aber "diese Deadline muss nicht unbedingt eine Deadline sein", sagte Malanik.

Plan B: Eine Milliarde Euro Staatsgeld

Ein Alternativszenario für den Fall des Scheiterns des Verkaufs der AUA an die Lufthansa stand zwar nicht auf der Tagesordnung, AUA-Vorstand Peter Malanik gab aber dennoch Einblicke in den Krisenplan. Ein Verkauf der AUA bliebe auch in diesem Fall unumgänglich - verbunden aber mit noch mehr Einsatz von Staatsgeld und Personalabbau. Michaelis sprach davon, dass der österreichische Staat im Fall, dass der AUA-Verkauf an die Lufthansa platzt, mehr als eine Milliarde Euro in die angeschlagene Fluggesellschaft einschießen müsste.

Ein strategischer Partner werde nötig sein, auch im Plan B. Sollte der Plan B erforderlich sein, müsste redimensioniert, die größten verlustbringenden Strecken nochmals herausgeschnitten werden. Natürlich werde das nicht gehen, ohne Flugzeuge abzugeben und Mitarbeiter abzubauen. "Das alles wird nicht ohne finanzielle Mittel gehen. Wir müssten erneut Haupteigentümer und Republik bitten, uns finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen."

"Phantomveranstaltung"

Die Sonder-HV der AUA, die einen erfolgreichen Lufthansa-Einstieg vorwegnimmt, wurde im Vorfeld auch als "Phantomveranstaltung" (Anlegerschützer Wilhelm Rasinger) oder "peinlicher Hätti-wari-Versammlung" (Anleger Rupert-Heinrich Staller) bezeichnet. Während kritische Anleger den AUA-Verkauf schon gestorben sehen, erwarten Luftfahrtexperten, dass der "Poker auf hohem Niveau" wohl bis in den August hineingeht.

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