Der Übernahmepoker um Opel wird nach Einschätzung des Betriebsrates bald entschieden sein. "Ich gehe davon aus, dass es innerhalb der nächsten wenigen Wochen zu einer Einigung zwischen einem Investor und General Motors kommen wird", sagte der Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz in Frankfurt. Den Zuschlag werde der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna bekommen: "Ich sehe keine Alternative zu Magna." Magna-Chef Siegfried Wolf strebt den Abschluss zum 15. Juli an. Danach würden der Geschäftsplan erarbeitet und letzte Details geklärt, sagte Franz. "Ich erwarte, dass die neue Company vor der Bundestagswahl (am 27. September) steht."
Franz widersprach Berichten über ein angeblich nachgebessertes Angebot des Finanz-Investors RHJ International: "Das stimmt nicht", sagte er nach einem Telefonat mit dem Firmenchef von RHJ. Franz warf dem Finanzinvestor vor, mit geringem Eigenkapital einsteigen und massiv Arbeitsplätze abbauen, das Risiko aber dem Staat aufbürden zu wollen. RHJ International hatte mitgeteilt, seinen Verlust im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2008/2009 auf rund 1,0 Milliarden Euro mehr als verdoppelt zu haben.
Auch der chinesische Autobauer Beijing Automotive Industry Corp. (BAIC) ist für Franz kein ernsthafter Bieter. "Das sind sehr liebenswerte Menschen, die alles garantieren. Aber die wollen nur Technologie und haben überhaupt keine Erfahrung auf dem globalen Automarkt."
Zu den schwierigsten noch offenen Punkten in den Verhandlungen mit Magna zählt Franz, dass GM eine Rückkaufoption für Opel verlangt habe. Magna-Vorstandschef Wolf hatte am Dienstag gesagt, dieser Forderung werde sein Unternehmen sicher nicht zustimmen. Auch über den Plan des Zulieferers, von GM das Exklusivrecht für das Russland- Geschäft zu übernehmen und die Marke Chevrolet in Russland zu produzieren und vertreiben zu können, ist nach Franz' Worten noch keine Einigung erzielt worden. Hingegen sei entschieden, dass Magna im Falle eines Einstiegs die Pensionsverpflichtungen von 4 Milliarden Euro bei Opel übernehmen werde.
BAIC plant offenbar konkretes Angebot
Der chinesische Autobauer BAIC will Kreisen zufolge in den kommenden Tagen ein konkretes Angebot für Opel vorlegen. "Das Team arbeitet unter Hochdruck an der Erstellung eines industriellen Konzepts", sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. In den nächsten Tagen sei ein unverbindliches Offert des chinesischen Herstellers zu erwarten. Bis Mitte Juli soll ein verbindliches Angebot folgen. Zuvor hatte bereits das "Wall Street Journal" über die Pläne der Chinesen berichtet. BAIC ist nach eigenen Angaben davon nichts bekannt.
Der frühere Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) hat neben BAIC auch dem Finanzinvestor RHJ International Einblick in die Opel-Bücher gewährt, um nicht alles auf eine Einigung mit Magna zu setzen. Mit dem kanadisch-österreichischen Zulieferer hatte sich der insolvente US-Autobauer bereits auf eine Grundsatzvereinbarung für den Verkauf von Opel geeinigt.
Nach Einschätzung von Opel-Betriebsratschef Klaus Franz will sich GM mit den Interessensbekundungen von BAIC und RHJ eine bessere Position gegenüber Magna erarbeiten. "Mir ist kein neues Angebot und kein neuer Interessent bekannt. GM zockt auf hohem Niveau, um die Bedingungen für den Verkauf der Opel-Anteile für sich zu verbessern", sagte Franz der "Bild"-Zeitung.