Eiszeit zwischen Opel-Management und Betriebsrat

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In den Verhandlungen über die Sanierung von Opel verhärten sich die Fronten. Der europäische Betriebsrat (EEF) warf der Unternehmensführung nach einem Treffen mit Opel-Chef Nick Reilly vor, 2.000 Stellen mehr abbauen zu wollen als angekündigt. Arbeitnehmervertretern zufolge will Reilly europaweit 9.960 auf dann nur noch 37.700 Stellen streichen.

Den Großteil der Belastungen soll demzufolge Deutschland tragen, wo 5.660 Arbeitsplätze wegfallen sollen. "Es ist nicht zu erklären, dass der Plan einen höheren Personalabbau beinhaltet, der bisher verschwiegen wurde. Wir halten das für absolut unseriös", sagte Betriebsratschef Klaus Franz nach dem Treffen.

Antwerpen-Schließung als "Kriegserklärung"

Der Autobauer selbst wies die Vorwürfe umgehend zurück und erklärte, Reilly halte an dem Plan fest, rund 8.300 Stellen abzubauen. Auslöser für den Dissens ist vor allem die geplante Schließung des Werks im belgischen Antwerpen mit 2.600 Beschäftigten, die die Belegschaftsvertreter als "Kriegserklärung" werten. Auch am Montag gab es hier offenbar keine Annäherung, Teilnehmer sprachen von einer "ernüchternden Veranstaltung".

Reilly versuchte die Schließung des Werks zu rechtfertigen. "Die Realität ist hart und wir müssen handeln", sagte er. Eine Änderung des ursprünglichen Plans, der einen Fortbestand des Standorts vorgesehen hatte, sei unausweichlich.

Damit könnte sich die ohnehin lange verschobene Sanierung von Opel weiter verzögern. Opel-Chef Reilly erwartet bis Mitte Februar eine Zustimmung der Beschäftigten zu den geforderten Lohnzugeständnissen über jährlich insgesamt 265 Mio. Euro.

Das lehnt die Belegschaft aber ab, weil GM das Werk in Antwerpen schließen will und kein grünes Licht für eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung gibt. Stattdessen fordern die Arbeitnehmervertreter Einblick in den Sanierungsplan von Opel. "Bis jetzt haben weder das EEF, noch der Aufsichtsrat noch Regierungen Kenntnis des bereits fertigen Plans", heißt es in den Unterlagen. Unklar sei auch die Zukunft des Werkes im britischen Luton, wo die Produktion 2013 und 2014 um 40 % sinken soll.

Auf Kritik stieß auch die Größe des Führungsgremiums von Opel. Der siebenköpfigen Geschäftsführung stehe nun ein Management Board von 21 Personen gegenüber.

Vertreter der europäischen Metallgewerkschaften wollen am 23. Februar in Brüssel zusammenkommen und dort ihr weiteres Vorgehen bei Opel beraten. Dazu lud der europäische Metallgewerkschaftsbund die Vorsitzenden der Mitgliedsgewerkschaften mit Opel-Standorten ein - vor allem um über Strategien gegen das Aus für Antwerpen zu beraten. Die Beschäftigten fordern Verhandlungen über Alternativen zur Schließung.

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