Mit Stichtag 1. Juli wird Autofahren ohne Sicherheitsgurt in Österreich seit 25 Jahren mit Strafen sanktioniert. Vor Einführung der Gurtpflicht gab es in der österreichischen Unfallstatistik immer mehr als 1.600 Getötete im Straßenverkehr pro Jahr, ab 1984 sank die Zahl der Getöteten jedoch deutlich ab. Laut Innenministerium verunglückten im Vorjahr 82 Personen tödlich (zwölf Prozent aller Todesopfer), weil sie nicht angeschnallt waren.
"Auch in diesem Jahr zeichnet sich ein ähnliches Bild ab", warnte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. "Heuer gab es bereits 36 Verkehrstote (13 Prozent aller tödlich Verunglückten), die keinen Gurt verwendet hatten."
Nach wie vor bestehe unter Autofahrern großer Aufklärungsbedarf. Bei einer Befragung des Clubs unter 1.200 Autofahrern im Jahr 2008, gaben nur 76 Prozent an, sich immer anzuschnallen, berichtete Seidenberger. Und auch die Zahlen der Exekutive sprechen eine deutliche Sprache. Österreichweit hat es 2008 bei den nichtangeschnallten Lenkern mit knapp 160.000 Anzeigen und Organmandaten eine Zunahme um mehr als zehn Prozent gegeben.
Warum immer mehr Österreicher auf das Anlegen eines Sicherheitsgurtes verzichten, kann sich die Verkehrspsychologin nicht ganz erklären. Möglicherweise habe das mit zusätzlichen Sicherheitsfeatures zu tun. "Assistenzsysteme wie Airbag, Schleuderschutz und ASB suggerieren offensichtlich eine größere Unverletzbarkeit", meinte Seidenberger.
Gerade dieses falsche Sicherheitsgefühl sei aber fatal. Denn bei modernen Fahrzeugen werden die zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen wie Airbag oder verstärkte Karosserien erst sinnvoll ausgeschöpft, wenn der Fahrzeuggurt korrekt angelegt wird. Einrichtungen wie Gurtstraffer oder Gurtkraftbegrenzer sind sinnlos, wenn der Gurt nicht verwendet wird, hieß es beim ÖAMTC.
2009 feiert der Sicherheitsgurt außerdem seinen 50. Geburtstag. Als Vater des Dreipunkt-Sicherheitsgurtes gilt Nils Bohlin, ein Volvo-Ingenieur, der diesen erfand. Am 13. August 1959 rollte der erste Wagen des skandinavischen Autobauers mit dem Sicherheitsfeature aus der Fertigungshalle.