Magna bangt um VW-Aufträge

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Der Autozulieferer Magna muss sich wegen seines Opel-Engagements auf den Verlust weiterer Aufträge einstellen. Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aus seiner aktuellen Ausgabe meldet, ist für die kommenden Tage ein Gespräch zwischen Magna-Chef Siegfried Wolf und VW-Einkaufsvorstand Francisco Garcia Sanz anberaumt. Der Autokonzern, der bisher um rund zwei Milliarden Euro bei Magna einkaufte, wolle dieses Geschäft stark reduzieren oder gar ganz einstellen.

Magna werde durch den Einstieg bei Opel selbst zum Autoproduzenten und damit VW-Konkurrent, heißt es aus Wolfsburg. Deswegen will VW künftig bei Magna keine Teile mehr bestellen, die Rückschlüsse auf künftige Modelle erlauben. Aus den Maßen für Armaturenbrett, Türverkleidungen, Dachhimmel und andere Teile könne man beispielsweise die Größe des nächsten Golfs errechnen.

Zudem möchte der VW-Konzern, zu dem künftig auch die Marke Porsche gehört, die geplante Produktion der Porsche-Modelle Boxster und Cayman bei Magna verhindern. Den Vertrag dazu hatte der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking unterzeichnet. Die Fahrzeuge könnten auch beim notleidenden niedersächsischen Zulieferer Karmann oder im VW-Werk im westsächsischen Mosel produziert werden. Fiat hat bereits erklärt, dass seine neue US-Beteiligung Chrysler künftig drei Modelle nicht mehr bei Magna montieren lasse.

Magna hat im Zuge der Opel-Übernahme zugesichert, sein Zuliefergeschäft künftig strikt vom Engagement beim deutschen Autokonzern trennen zu wollen. Magna-Chef Wolf zeigte sich zuversichtlich, die Zulieferaufträge halten zu können und verwies auf die Konkurrenzfähigkeit der von seinem Unternehmen angebotenen Leistungen und Produkte.

Betriebsrat für schnellen Abschluss

Die Arbeitnehmer wollen die Verhandlungen zur Opel-Übernahme durch Magna noch Anfang dieser Woche abschließen. Dann könne der Kaufvertrag wie geplant Mitte Oktober unterzeichnet werden. "Der Termin wird eingehalten. An den Arbeitnehmern wird der Deal nicht scheitern", sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Wir haben kein Interesse daran, den Fall Opel wieder aufzurollen." Die Gespräche waren am vergangenen Donnerstag wegen "grundsätzlicher Probleme" unterbrochen worden.

Die Verhandlungen zwischen Magna, Opel, dem Alteigentümer General Motors (GM) und den europäischen Arbeitnehmervertretern werden heute (Montag) nach einer Pause wieder fortgesetzt. Die Einigung ist eine Voraussetzung für die Unterzeichnung des Kaufvertrags. Der österreichisch-kanadische Zulieferer und die russische Sberbank wollen die Papiere spätestens Mitte Oktober unterzeichnen. "Wir wollen das jetzt ganz schnell über die Bühne bekommen", sagte Franz, der sich in den vergangenen Monaten für den Einstieg Magnas mit seinen russischen Partnern stark gemacht hatte.

Mitbestimmung unklar

Bei den Verhandlungen sei noch umstritten, welche Mitbestimmungsrechte die Arbeitnehmer für ihren Anteil von zehn Prozent an "NewOpel" erhalten. "Die Frage der Beteiligung ist geklärt, aber welche Rechte daraus erwachsen, ist noch offen", sagte Franz, der zugleich Chef des Europäischen Arbeitnehmerforums ist. Die Betriebsräte verlangen Minderheitenschutz, aber auch Mitbestimmungsrechte bei geplanten Standortverlagerungen.

Dagegen sei die Frage des Lohnverzichts der Mitarbeiter gelöst. Die Belegschaft werde - im Gegenzug für ihre Beteiligung an "NewOpel" - über die Streichung von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld bis 2014 auf jährlich 265 Millionen Euro verzichten. Auf Deutschland entfielen 176,8 Millionen Euro. "Dieser Betrag wird von allen akzeptiert", sagte Franz. Die Summe ergebe sich aus dem von Magna gesteckten Ziel, Opel 2011 wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen.

Umstritten sei aber noch der geplante Stellenabbau bei Opel - allerdings ist dieser nicht Teil der jetzt laufenden Verhandlungen. Magna will bei Opel/Vauxhall europaweit 10.560 Stellen streichen, davon 4.500 in Deutschland, wo es das Werk Bochum am härtesten treffen könnte. "Diese Planzahlen akzeptieren wir nicht", betonte der Betriebsratschef. Über den Personalabbau werde aber erst nach Unterzeichnung der Verträge verhandelt.

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